Mario Giordano: Apocalypsis II (Buch)

Mario Giordano
Apocalypsis II
Innenillustrationen von Sino Franke
Bastei Lübbe, 2013, Taschenbuch, 590 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-404-16717-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Vor Jahrtausenden hat eine vormenschliche Hochrasse Siegel geschaffen, die das Böse bannen sollten. Mit ihren Kräften schlossen sie das Böse, das aus dem All auf die Erde gekommen war, ein, auf dass es für immer ruhen solle. Doch nun, nach Äonen, rührt sich das Böse auch dank seiner vielen menschlichen Helfer und rüttelt an seinen Fesseln. Sein Agent Seth und seine Bruderschaft sind auf der Suche nach den überall auf der Erde verteilten Siegeln. Haben sie diese gefunden, kann der Kerker geöffnet und das seit Jahrtausenden auf seinen Einsatz wartende Virus auf die Menschheit losgelassen werden.

Im ersten Teil der Vatikan-Thrillers lernten wir unsere Hauptpersonen kennen; der zurückgetretene deutschen Papst Franz Laurenz, Peter und sein Zwillingsbruder Nicolas, auf deren Haut eine mystische Karte auftaucht und die, wie in der Prophezeiung des Malachias vorhergesagt auf unterschiedlichen Seiten letztlich über das Schicksal der Welt entscheiden werden. Dazu gesellten sich Laurenz’ Tochter Maria und natürlich Petrus II, Sendbote und Erfüllungsgehilfe Seths, der als neuer, böser Papst im Vatikan herrscht.

Die Apocalypse hat längst begonnen, überall auf der Erde kommt es zu Anschlägen, rebelliert die Natur und sind zivile Opfer zu beklagen. Während die Agenten Seths überall nach den Siegeln forschen, deren Hüter oft grausam meucheln, erlebt Peter etwas, das ihn in seinen Grundfesten erschüttert: Plötzlich wacht er im Körper seines Zwillingsbruders auf, immer wieder wechseln die Beiden ihre Körper, während rund um sie herum die Welt aus den Fugen gerät. Im Kölner Dom öffnet sich ein erstes Tor zur Hölle, die Besucher des Gotteshauses gehen in Flammen auf.

Rückblenden in frühchristliche, ägyptische und Neandertaler-Zeit sorgen für das Grundgerüst, auf dem die Handlung dann fußt.

Allerdings, und hier setzt meine Kritik an, erweist sich der Plot als brüchig und, gerade verglichen mit dem ersten Teil, als verwirrend. Immer wieder springt die Handlung zeitlich wie von der Sichtweise her, dann wandeln sich Figuren von Gut zu Böse und zurück, was eigentlich kein schlechter Kniff ist, den Leser bei der Stange zu halten, allerdings lässt Giordano eine wie auch immer beschaffene Motivation oder Erklärung für den Wandel vermissen. Verbunden mit den ständigen, den Leser verwirrenden Wechseln des Körpers von Peter und Nikolas wird der Handlungsfluss immer wieder unterbrochen, kommt mehr Verwirrung beim Leser auf, als dass er, wie dies im ersten Band der Fall war, an die Seiten gefesselt wäre.

Wie bekannt wurden die jeweiligen Kapitel zunächst als eBook veröffentlicht, so dass immer wieder neue Cliffhanger auf den Leser warten. Was sich im ersten Roman dann noch als durchaus interessant und spannungssteigernd erwies, das zeigt sich vorliegend, gerade in Zusammenhang mit den Perspektiven- und Zeitwechseln, als Manko. Es kommt kein Lesefluss auf, der Plot wirkt in sich nicht schlüssig, die Charaktere verwirren mehr, als dass sie den Leser fesseln – und auf eine Auflösung der Rätsel wartet man weiterhin vergebens.