Fables: 1001 Schneeweiße Nächte (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 12. Mai 2013 09:57

Bill Willingham
Fables: 1001 Schneeweiße Nächte
(Fables: 1001 Nights of Snowfall, 2006)
Aus dem Englischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von James Jean
Zeichnungen von Esao Andrews, Brian Bolland, John Bolton, Michael W. Kaluta u.a.
Panini, 2008, Paperback, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-548-1
Von Irene Salzmann
Schon der Titel gemahnt an „Die Geschichten aus 1001 Nacht“ („Alf laila wa-laila“) – aber „schneeweiße Nächte“? Das will so gar nicht zu der arabischen Märchensammlung passen, deren Wurzeln in Persien beziehungsweise Indien liegen.
Tatsächlich ist dies auch nur im übertragenen Sinne so gemeint, denn an die Stelle von Scheherazade tritt Snow White (Schneeweißchen, Schneewittchen), die König Schahryar aufsucht, um ihn als Verbündeten gegen den namenlosen Feind aller Fables zu gewinnen. Schahryar ist nicht gewillt, die Prinzessin anzuhören und lässt sie bloß vor, um sich mit ihr zu vergnügen und sie am nächsten Tag zu enthaupten. Indem Snow White ihm Geschichten erzählt, weckt sie seine Neugierde, überlebt die 1001 Nacht und gibt diesen Tipp an Scheherazade weiter, die nach ihr zum König befohlen wird.
Soweit die Rahmenhandlung, die sich an der literarischen Vorlage orientiert, welche als narrativer, mit Illustrationen versehener Text die Märchen beziehungsweise Storys, die sich um einige der wichtigen Charaktere ranken, präsentiert.
Zu den Geschichten in der Geschichte, die nun wieder in Comicform erzählt werden, gehört beispielsweise die von Snow White und Prinz Charming, die eine glückliche Ehe führen, bis … Snow White Fechtunterricht nimmt, Zwerge ermordet werden und ihre Schwester Rose Red aufs Schloss geholt wird. Und die von Flycatcher, Prinz Ambrosius, der von einer Prinzessin erlöst wird, mit ihr sehr glücklich ist und es nur seiner Froschgestalt zu verdanken hat, dass er die Invasion des Feindes überlebt. Und die von Bigby Wolf, der sich vom schwächlichsten Welpen des Wurfs zum großen, bösen Wolf entwickelt, der erst an der Magie seines Vaters, des Nordwindes, scheitert. Und die von King Cole, dem liebenswerten, sanftmütigen Monarchen und späteren Bürgermeister von Fabletown, der lieber hungert, als es den anderen Flüchtlingen vor dem Feind an etwas mangeln zu lassen.
Diese und einige weitere Geschichten wurden von Bill Willingham geschrieben und von verschiedenen Künstlern als Comic umgesetzt, darunter Brian Bolland („Judge Dredd“), John Bolton („Army of Darkness“), Michael Wm. Kaluta („Conan“).
Der Künstlermix wirkt in diesem Fall überhaupt nicht störend, da die Geschichten ihre eigene Note haben, die auf diese Weise sogar unterstrichen wird. Einige sind tragisch, andere heiter, wieder welche auf eine Pointe ausgerichtet, andere als Puzzlestück innerhalb eines größeren Rahmens gedacht. Da die Rahmenhandlung als Prosatext mit Zeichnungen von Michael Wm. Kaluta und Charles Vess die einzelnen Episoden zusammenhält, wird hier die Homogenität gewahrt, in die sich die verschiedenen Storys in ihrem Abwechslungsreichtum gelungen einfügen.
„Fables: 1001 schneeweiße Nächte“ ist ein schöner Sonderband, der sich eignet, um die „Fables“-Reihe zu testen, wenn man sich nicht sicher ist, ob die Fantasy-Serie einem zusagt. Man muss kein Hintergrundwissen mitbringen, der Band ist in sich abgeschlossen – und gefällt er, warten mittlerweile nahezu 30 „Fables“-Bände auf den frischgebackenen Fan (Spin-offs mitgerechnet).