Mancusi, Mari: Nur ein kleines Bisschen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 05. Oktober 2009 01:00
Mari Mancusi
Nur ein kleines Bisschen
(Girls that growl, 2006)
Aus dem Amerikanischen von Michaela Link
Titelgestaltung von Frauke Schneider
Arena, 2009, Taschenbuch, 242 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-401-50091-1
Von Christel Scheja
Wenn Autorinnen keinen Hehl daraus machen, von welcher Vorlage sie sich mehr als nur inspiriert haben lassen und ihre Hauptfigur dem Verfasser derselben auch noch einen Brief schreibt, kann man ihr überhaupt nicht böse sein. Mit einem Augenzwinkern gibt Mari Mancusi gerne zu, dass »Buffy« sie deutlich geprägt hat.
Das merkt man auch ihrem Zyklus um die Zwillingsschwestern Sunny und Rayne an. Während Erstere ein ganz normales High-School-Mädchen ist, das schöne Klamotten und Dates im Kopf hat, ist Rayne ein waschechtes Goth-Girl – und inzwischen auch am Ziel ihrer Träume angelangt.
Rayne ist endlich ein Vampir, wenn auch mit Abstrichen, da sie an einer heimtückischen Krankheit zu sterben drohte, die auch die Blutsauger ihrer Kräfte beraubt. Aber das hat Jareth, ihr erster wirklicher Freund, in Kauf genommen. Allerdings entwickelt er nun, wo er erkannt hat, dass er sich durch das Virus trotz seines vampirischen Daseins in der Sonne aufhalten und sogar bräunen lassen kann, die Ambitionen, sich von einem schicken bleichen Gothic in einen braungebrannten Beach-Boy zu verwandeln, was Rayne gar nicht gefällt.
Immerhin ist in der Schule alles beim Alten. Sie ist weiterhin die Außenseiterin und macht sich immer wieder einen Spaß daraus, vor allem die Cheerleaderinnen zu ärgern. Allerdings kollidiert ihre Verwandlung mit ihrem Job bei ›Slayers Inc.‹ – einer geheimen Organisation der Vampirjäger, die darauf achten, dass die Untoten sich an die Regeln halten. Deshalb sucht man bereits eine Nachfolgerin für sie.
Doch zuvor soll sie noch einen letzten Auftrag erfüllen. Zwei beliebte Schüler der High-School, unter anderem der Chef der Football-Mannschaft, sind verschwunden. Da die Beobachter von ›Slayers Inc.‹ vermuten, dass die Cheerleader etwas damit zu tun haben, soll sich Rayne bei ihnen einschleichen, um herauszufinden, ob das stimmt. Die Gelegenheit dazu ist günstig, da gerade wieder ein Vorsprechen stattfinden soll.
Rayne ist entsetzt, denn die Pompom schwingenden, zuckersüßen Girlies sind genau das, was sie am meisten in der Schule verabscheut, und ihnen jetzt hinterher zu laufen, würde bedeuten, eine Niederlage einzugestehen. Doch letztendlich lässt man ihr keine andere Wahl, und Rayne muss zähneknirschend ihr geliebtes schwarzes Outfit ablegen und in Weiß, Rosa und Babyblau schlüpfen …
Mehr als seine Vorgänger erinnert »Nur ein kleines Bisschen« an die Welt von Buffy & Co., und das Buch macht auch überhaupt keinen Hehl daraus. Man kommt bei der munteren Komödie, die wieder einmal gängige amerikanische High-School- und Teenager-Klischees auf die Schippe nimmt, gar nicht aus dem Grinsen heraus. Diesmal bekommen neben den Vampiren übrigens auch andere Wesen der Nacht ihr Fett ab – denn warum sollten nur die Blutsauger mit der Zeit gehen.
Bloß an wenigen Stellen werden ernste Töne angeschlagen, etwa wenn Rayne entdeckt, dass ein Mädchen, das mit ihr bei den Cheerleadern aufgenommen wurde, sich mit einer Rasierklinge ritzt.
Das geht allerdings ziemlich im Rest der Handlung unter, denn Mari Mancusi macht es in erster Linie höllischen Spaß, sich durch die Augen ihrer Heldin über alles Mögliche lustig zu machen. Wie immer ist das in eine unkomplizierte Handlung gebettet, die für erfahrene Leser leicht zu durchschauen ist, aber durch den Humor dennoch nicht langweilt.
Alles in allem bietet »Nur ein kleines Bisschen« wie immer kurzweilige Unterhaltung für Leserinnen jeden Alters, die Spaß an einem frechen und humorvollen Umgang mit den gängigen Teenager- und Vampirklischees haben.