Kind des Blitzes 1: Blutsteine (Comic)

Kind des Blitzes 1
Blutsteine
(L’enfant de l’orage: Pierres de sang)
Text: Manuel Bichebois
Zeichnungen: Didier Poli
Farben: Tariq Bellaoui & Didier Poli
Übersetzung: Resel Rebiersch
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-940864-25-3

Von Frank Drehmel

Im Wald von Tildwen findet der Jäger Moskip die Leiche einer vom Blitz erschlagenen Frau und zu ihren Füßen einen quicklebendigen Säugling. Da er es entgegen den Forderungen einiger Mitglieder seiner Jagdschar, welche in dem Kind einen Unglücksboten sehen, nicht über das Herz bringt, den Knaben zu töten, gestattet man ihm, ihn mit ins Dorf zu nehmen.
Die Jahre gehen ins Land und je älter Laiths – so der Name des Jungen – wird, desto augenfälliger werden die Unterschiede zu anderen Kindern seines Alters. Nicht nur seine unnatürliche Grundschnelligkeit sondern auch die Anfälle, die ihn bei jedem Gewitter schütteln und die mit dem Alter zunehmend stärker werden, zeugen von seiner fremdartigen Herkunft.

Ein Wendepunkt in Laiths Leben wird durch einen Vorfall während eines Kinderspiels markiert, als er einen scheinbar toten Spielkameraden durch energetische Entladungen wiederbelebt. Ab diesem Zeitpunkt wird er zunehmend in seinem Clan gefürchtet und wird sich zudem seiner Andersartigkeit bewusst, weshalb Moskip beschließt, dem Jungen das Grab seiner wahren Mutter zu zeigen.
Gemeinsam brechen sie auf, stellen jedoch fest, dass dieses Grab momentan innerhalb eines Heereslagers liegt, in dem sich ein Bataillon der Republik Fratt von der Schlacht gegen das Reich der Onfidhen erholt. Zwar sind die Soldaten den beiden Ankömmlingen gegenüber nicht grundsätzlich feindlich gesinnt, aber dennoch sorgt eine unfreiwillige Demonstration von Laiths Fähigkeiten dafür, dass er und sein Ziehvater fliehen müssen, wobei Moskip schwer verwundet wird und sie gezwungen sind, sich gen Medillum, der Hauptstadt das Reiches, zu wenden, wo sie sich medizinische Hilfe erhoffen. Obgleich man sie hier fürsorglich aufnimmt, wecken die Kräfte Laiths bald schon die Begehrlichkeiten eines sinistren Professors, der in ruchlosen Experimenten tote Kreaturen zum Leben erwecken will, um irgendwann seinen verstorbenen Sohn zurückzuholen. Und so finden sich das Kind und sein Vater bald im Mittelpunkt des Interesses unterschiedlichster Parteien wieder.

Dieser erste Band der Trilogie hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, denn er lebt in erster Linie durch das stimmungsvolle Artwork Didier Polis sowie Tariq Bellaouis und weniger durch die Geschichte Manuel Bichebois’.
Storyseitig bietet das Album kaum originelle Ansätze, sondern bedient sich hinlänglich bekannter, stereotyper Elemente. Das Grundmotiv »Findelkind entwickelt besondere Kräfte« haut den erwachsenen Fantasy-Freund ebensowenig vom Hocker wie ein ehrgeiziger Heerführer oder ein amoralischer Professor; daran ändert auch die Tatsache nichts, dass nicht Menschen, sondern Humanoide mit leicht katzen- beziehungsweise elfenhaftem Erscheinungsbild als Akteure gewählt wurden. Darüber hinaus fehlt es Figuren wie Welt an Tiefe, agieren oberflächlich gezeichnete, eindimensionale Charaktere, deren Schicksal dem Leser kaum nahe geht, in einem geografischen und gesellschaftlichen Nebel, dessen Fantasy-Atmosphäre ab und an lediglich vom Donner seltsamer Waffen und Maschinen durchbrochen wird.

Im Gegensatz zur leidlich spannenden Handlung nimmt einen das stimmungsvolle Artwork von Anfang an gefangen. Der Leser taucht zu Beginn in eine in satten, vollen Grüntönen computer-kolorierte, vor Leben überbordende Welt ein, erlebt später die Kälte des Winters, die Düsternis des nächtlichen Heerlagers oder die triste Atmosphäre innerhalb der Metropole. Doch die Koloration dient nicht nur dem Erzeugen von Stimmung, sondern verleiht den von Poli präzise und prägnant umrissenen Bildelementen – Figuren wie Hintergründen – Körperlichkeit und Volumen.
Nicht zuletzt tragen die filmhafte Komposition der Bilder, die mit Bedacht gewählten »Schnitte« und die lebendigen Perspektivwechsel einen erheblichen Teil dazu bei, dass »Blutsteine« in visueller Hinsicht voll überzeugt.

Fazit: Trotz der schwachen Story macht das atmosphärisch stimmige, lebendige Artwork diesen ersten Band der »Kind des Blitzes«-Trilogie zu einer Empfehlung zumindest für jene Leser, denen die Bilder wichtiger sind als die Geschichte.