Lucky Luke 90: Auf eigene Faust (Comic)

Lucky Luke 90
Auf eigene Faust
(Cavalier seul, 2012)
Text: Daniel Pennac & Tonino Benacquista
Zeichnungen: Achdé
Aus dem Französischen von Klaus Jöken
Ehapa, 2013, Hardcover, 48 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3698-9 (auch als SC-Album im Handel erhältlich, 5,95 EUR)

Von Irene Salzmann

Nachdem ein Überfall gründlich schiefging und die Daltons im Gefängnis landeten, weigern sich William, Jack und Averell, weiterhin von Joe Befehle anzunehmen. Daraufhin schlägt dieser eine Wette vor: Wer als erster von ihnen eine Million Dollar beisammen hat, wird unangefochtener Chef der Bande. Sofort fängt jeder an, sich einen eigenen Fluchttunnel zu graben, und außerhalb der Gefängnismauern trennen sich ihre Wege.

Lucky Luke, der erfährt, dass die Brüder, die er selber gerade erst hatte einsperren lassen, geflohen sind, begibt sich auf die Suche nach ihnen. Zu seiner grenzenlosen Überraschung muss er jedoch feststellen, dass er keinen von ihnen verhaften kann: Jack wurde zum Bürgermeister gewählt und hat sich selbst begnadigt, Averell arbeitet als Pizza-Bäcker und wird von allen Stadtbewohnern geschätzt und beschützt, William ist Besitzer eines Casinos und der neue Freund vom Gouverneur … Allein Joe sammelt nach wie vor auf traditionelle Weise seine Million – durch Banküberfälle. Seine Beute versteckt er.

Allmählich dämmert es Lucky Luke, dass er die Daltons überlisten muss, wenn er sie wieder ins Gefängnis stecken möchte. Er ersinnt einen Plan, um die Brüder gegeneinander auszuspielen…

Nach dem Tod des Künstlers Morris setzen andere Texter und Zeichner die Abenteuer von Lucky Luke in seiner Tradition fort. Man hat zwar ein bisschen den Eindruck, als würde den Anspielungen und den Pointen ein wenig der Pfiff fehlen, in etwa so wie auch bei „Asterix“ der Wortwitz nach dem Tod von René Goscinny einfach nicht mehr derselbe ist, aber Daniel Pennac und Tonino Benacquista – im vorliegenden Fall – bemühen sich redlich, und auch Achdé gelingt es, die Figuren überzeugend, lebendig und amüsant im Stil seines Vorgängers in Szene zu setzen.

Diesmal bekommt es der Titelheld mit einigen alten Feinden zu tun, den Daltons, die es tatsächlich schaffen, ihn zu verblüffen, indem sie mehr oder weniger ehrlich werden, Freunde und Helfer um sich scharen, wobei sie mehr Glück als Verstand haben. Allein Joe, der als der Böseste von ihnen gilt und deshalb von Ma Dalton immer besonders geherzt wurde, bleibt sich selber treu und liefert dadurch Lucky Luke die Möglichkeit, an die anderen heranzukommen. Die List geht auf, aber nicht so, wie der Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten, es sich erhofft hat. Statt aufzugeben, setzen die Brüder ihren Streit fort, nichts kann sie aufhalten. Bringen sie sich jetzt gegenseitig um? Ist das Ende der Daltons gekommen? Lucky Luke ist ratlos.

Die Story weist mehrere kleine Höhepunkte auf. Es wird viel geballert, aber auf Verletzte oder gar Tote verzichtet. Der Humor rangiert noch vor der spannenden Geschichte, die die Message vermittelt, dass es immer besser ist, den Verstand zu benutzen, als Gewalt einzusetzen. Das Auftauchen einer weiteren Person und ein witziger Wortwechsel setzen den Schlusspunkt unter einen Comic, der kindgerecht erzählt ist und zugleich auch die erwachsenen „Lucky Luke“-Fans bestens unterhält.