Valmont – Gefährliche Liebschaften 1 (Comic)

Chiho Saito
Valmont – Gefährliche Liebschaften 1
(Shishaku Valmont – Kiken na Kankei 2010)
Aus dem Japanischen von Alexandra Klepper
Titelbild und Zeichnungen von Chiho Saito
Panini, 2013, Taschenbuch, 200 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-86201-508-5

Von Irene Salzmann

Chiho Saito wurde am 29. Juni 1967 in Tokyo, Japan geboren. 1982 begann sie ihre Karriere als Mangaka mit der Serie „Ken to Madomoaseru“, die im Magazin „Coronet“ veröffentlicht wurde. 1997 gewann sie in der Kategorie ‚Shojo‘ den 42nd Shogakukan Award für „Kanon“, die Geschichte einer Geigerin, die nach ihrem Vater sucht. In rund dreißig Jahren hat Chiho Saito über vierzig Titel geschaffen, darunter den Zweiteiler „Valmont“.

Paris im 18. Jahrhundert: Die Marquise de Meteuil sinnt auf Rache an Comte de Gercourt, einem Liebhaber, der sie für eine andere sitzenließ, die er gleichzeitig dem Vicomte de Valmont abspenstig machte. Als ihr angetragen wird, die junge Cécile de Volanges, die mit de Gercourt verheiratet werden soll, in die Gesellschaft einzuführen, sieht sie ihre Chance gekommen. Sie redet dem naiven Mädchen ein, dass Abenteuer nur vor der Ehe gestattet sind, dabei toleriert die Gesellschaft mehr oder minder diskrete Liebschaften erst nach der Hochzeit. Gleichzeitig unterstützt sie Céciles Liebe zu ihrem Musiklehrer Chevalier Danceny. Allerdings meint es der junge Mann ehrlich mit ihr, und der erhoffte Eklat bleibt aus. Daraufhin wendet sich die Marquise an de Valmont, der jedoch eine tugendhafte, verheiratete Frau erobern möchte und in dem jungen Mädchen keine nennenswerte Herausforderung sieht. Schließlich lässt er sich auf eine Wette mit der Marquise ein: Wenn es ihm gelingt, sowohl Cécile als auch Madame de Tourvel zu verführen, muss die einstige Gespielin wieder in sein Bett zurückkehren. Was er damit den Frauen, deren Herzen er bricht, antut, ist ihm egal…

„Valmont“ ist ein historischer Manga, der auch dem Roman „Les Liaisons dangereuses“ von Pierre Choderlos de Laclos basiert und das Treiben gelangweilter Adliger schildert, die ihre Vergnügungen in außerehelichen Beziehungen suchen. Dabei geht es ihnen oft weniger um den Sex an sich, den sie praktisch mit jeder Zofe oder Magd haben können, als um die Eroberung einer tugendhaften Person. Je schwieriger es ist, diese auf Abwege zu führen, umso größer ist der Reiz. Natürlich bleiben Eifersüchteleien, Rachegelüste und Intrigen nicht aus. Wer dabei im Weg steht, wird beiseite geräumt oder, falls er brauchbar scheint, skrupellos benutzt. Ob dabei eine Existenz zerstört wird, spielt für jene, die Geld, Macht und Einfluss haben, keine Rolle. In Folge dessen sollen zwei junge Frauen zu Opfern eines intriganten Paares werden. Weder die Marquis de Meteuil noch der Vicomte de Valmont haben Mitleid mit Cécile de Volanges und Madame de Tourvel, deren Leben sie zerstören wollen für ihre Rache und ihren Ehrgeiz. Einen Teil der Wette erfüllt de Valmont schließlich, doch als er die Gelegenheit erhält, auch den zweiten zu erledigen, zögert er…

Damit endet der Band, und man darf gespannt sein, ob sich in den letzten Kapiteln für die Opfer doch noch alles zum Guten wendet und die Liebe über eine gemeine Wette und billige Rache triumphiert. Das alles wird in sehr hübschen, realistisch-idealistischen, überaus detailreichen Bildern erzählt. Auch wenn die attraktiven Personen mit ihren verspielten Gewändern im Mittelpunkt stehen, so finden sich regelmäßig Hintergründe, die sehr aufwändig gestaltet wurden und schöne Landschaften, Gebäude und Einrichtungen zeigen.

Zwischen all den First Love im Schülermilieu-Mangas stechen Titel, die sich anderen Themen widmen, immer wohltuend hervor. Das gilt besonders für die leider eher dünn gesäten Reihen, die einen (fiktiv-) geschichtlichen Kontext haben, wie beispielsweise Kaoru Moris „Emma“ und „Young Bride’s Story“, Chieh Shinoharas „Anatolia Story“, Azumi Mokas „Blüten im Sand“ und „Romance“, Yamane Ayanos „Crimson Spell“ oder You Higuris „Gorgeous Carat“. Wer romantische, historisch-abenteuerliche, manchmal auch fantastische Titel schätzt, die sehr aufwändig gezeichnet sind und eine spannende Geschichte erzählen, wird auch „Valmont“ gern lesen.