phantastisch! Ausgabe 49 (Magazin)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 28. Februar 2013 10:31
phantastisch! Ausgabe 49
Atlantis, 2013, Magazin, 68 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)
Von Christel Scheja
Während sich die „Nautilus“ eher an die Fans phantastischer Filme wendet, die aber auch gerne schon einmal zu einem thematisch passenden Buch greifen, das vor allem in den großen Verlagen erscheint, richtet sich die „phantastisch!“ an ein viel spezifischeres Publikum: den literarisch orientierten Fan, der sich gerade für die weniger bekannten und inhaltlich hochwertigeren Werke interessiert und auch schon einmal gerne den Blick in die Vergangenheit wagt.
In der aktuellen Ausgabe kommen Bernd Perplies, Carsten Polzin, Tom & Stephan Orgel und Andrea Sorrentino zu Wort und beantworten Fragen, die sie vermutlich in anderen Publikationen nie gestellt bekommen. Dementsprechend sind auch die Antworten, die so manches Unbekannte verraten.
Im Bereich „Bücher, Autoren und mehr“ fällt vor allem der Artikel über „Kassiber – Verbotenes Schreiben“ ins Auge, der sich mit den Werken von Autoren beschäftigt, die bereits deutlich im Fadenkreuz der Obrigkeit standen, aber dennoch nicht bereit waren, ihre Gedanken für sich zu behalten. Immer wieder kommen ihre letzten (gut versteckten Schriften) ans Licht und zeigen oft genug, dass sie trotz Lebensbedrohung, Arrest oder Strafe weiterhin ihre Gedanken mitteilen wollen.
Weitere Artikel beschäftigen sich mit dem Hobbit, zehn Jahren Piper Fantasy, in der die Reihe eine ziemliche Entwicklung durchgemacht hat, und vergessenen Klassikern der Phantastik (diesmal Sergej Prokofjev, den man eigentlich eher mit dem Musiklehrstück „Peter und der Wolf“ in Verbindung bringt).
Zudem werfen die Autoren einen Blick auf die Comic-Serie „Fables“, verabschiedet man sich von Joe Kubert, einer Comiclegende, und bietet auch eine märchenhaft-phantastische Kurzgeschichte im SF-Gewand von Armin Rößler mit dem Titel „Feuergeister“.
Die „phantastisch!“ ist um einiges anspruchsvoller, das merkt man schon formal am Verhältnis des Textes zu den Bildern. Zwar gibt es genug Auflockerungen, tatsächlich wird auf den meisten Doppelseiten aber der Schrift der Vorzug gegeben. Deshalb hat man eine Menge zu lesen und die Autoren können viel mehr in die Tiefe gehen als in anderen Zeitschriften. So sind auch schon die Rezensionen wesentlich ausführlicher. So werden die Trends wie die „Hobbit-Manie“ durchaus kritisch gesehen, ein übersetzter Artikel von Tony DiTerlizzi verrät sogar, dass es schon viel früher andere Illustrationen zu Tolkiens Werk hätte geben können, wenn ein dummer Fehler nicht alles zunichte gemacht hätte.
Interessant und sehr ausführlich ist auch der Artikel über „Kassiber“. Der Streifzug beschäftigt sich nicht nur mit Genre-Autoren, sondern auch den literarischen und politischen Persönlichkeiten, deren Ideen durchaus auch utopische Züge haben. Er beschäftigt sich mit einem Thema, von dem die wenigsten bisher gehört haben dürften. Genau so sieht es auch bei Sergej Prokofjev aus. Auch die Interviews gehen angenehm in die Tiefe. Gerade Carsten Polzin plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen und verrät dabei nicht nur nette Anekdoten aus der Vergangenheit sondern deutet auch an, in welche Richtung sich die Fantasy-Reihe in der Zukunft entwickeln wird.
Alles in allem bietet auch die erste Ausgabe der „phantastisch!“ im Jahr 2013 viele Artikel, die vor allem die anspruchvolleren, der utopischen und düsteren Phantastik zuneigenden Genre-Fans ansprechen dürfte. Zwar geht man auch auf bekanntere Titel und Themen ein, hat aber auch ein Auge für Ungewöhnliches und Unbekanntes.