Devils and Realist 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 07. Februar 2013 23:58
Devils and Realist 1
(Makai Ouji devils and realist 1, 2010)
Story: Madoka Takadono
Zeichnungen: Utako Yukihiro
Aus dem Japanischen von Alexandra Klepper
Carlsen, 2012, Taschenbuch, 188 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-551-76122-4
Von Irene Salzmann
Madoka Takadono, die Autorin von „Devils und Realist“, wurde an einem 1. April in Japan geboren. Seit 1999 veröffentlicht sie Doujinshis und Mangas verschiedener Genres und mit wechselnden Zeichnerinnen. Über Utako Yukihiro ist noch weniger bekannt. Sie zeichnete seit 2009 an einem halben Dutzend Serien, zumeist humorigen Titeln. „Devils and Realist“ ist ihr erstes größeres Werk. In Japan liegen 6 Tankobons vor; die Serie ist noch nicht abgeschlossen.
William Twining ist ein Musterschüler und besucht eine teure Privatschule. Nach dem Tod seiner Eltern brachten die Verwandten das Erbe des Jungen durch, so dass er das Schulgeld nicht länger zahlen kann. Als er in den Ferien nach Hause kommt, muss er erfahren, dass ihm nichts geblieben ist als das Haus und sein Butler Kevin.
Auf der Suche nach etwas, das sich zu Geld machen lässt, öffnet William versehentlich ein magisches Portal, durch das der Dämonenfürst Dantalion auf die Erde gelangt. Er erzählt dem verblüfften Jungen, dass für den Höllenkaiser Luzifer, der seit Jahrhunderten schläft, ein Stellvertreter gewählt werden muss und ein Mensch berechtigt sei, seine Stimme abzugeben. Dantalion will auf den Thron, und William soll ihn unterstützen. Das Problem ist nur, dass dieser sich als Realist sieht, an die modernen Wissenschaften glaubt und den Okkultismus für ausgemachten Humbug hält. Obwohl Dantalion und andere Dämonen ihre Macht demonstrieren, will William ihnen einfach nicht glauben. Außerdem hat er ganz andere Sorgen: Wenn es ihm nicht gelingt, das Schulgeld aufzutreiben, muss er sich um ein Stipendium bemühen – eine Schmach für ihn als ambitionierten Sprössling einer berühmten Familie.
Wieder in der Schule erfährt er, dass seine Außenstände beglichen wurden und er nun in der Schuld steht – von Dantalion, der sich als Schüler eingeschrieben hat, um William auf seine Seite zu ziehen, denn auch die Konkurrenz ist aufmerksam geworden und zu allem bereit, den Jungen für die eigenen Machtpläne einzuspannen.
„Devils and Realist“ spielt im viktorianischen England. Im Mittelpunkt steht der intelligente William Twining, der sich ganz den Wissenschaften verschrieben hat und konkrete Zukunftspläne schmiedet, durch den Verlust seines Vermögens jedoch schnell auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Als die Dämonen sich um seine Gunst bemühen, erfahren sie natürlich von diesem Problem und versuchen, ihn zu kaufen.
Das misslingt mehr oder weniger. Zwar übernimmt Dantalion das Schulgeld, doch William hofft, einen anderen Gönner zu finden, der sich dann jedoch auch als Dämon entpuppt. Bleibt also nur das Stipendium, eine Demütigung für den stolzen Schüler, aber besser als in der Schuld von einem der kruden Typen zu stehen, die er immer noch nicht als übermächtige Wesen akzeptieren will und die bislang auch nichts unternommen haben, um sich als Regent zu qualifizieren.
Prompt nisten sich die Dämonen an der Schule ein. Außer William weiß nur sein Klassenkamerad Isaak, wer die neuen Mitschüler sind. Einen hat er sogar selbst herbeigerufen, denn anders als William ist Isaak davon überzeugt, dass es einen Gott, Engel, Teufel und Dämonen gibt. In Folge dessen wird er in den sich anbahnenden Konflikt um die Regentschaft hineingezogen. Aus diesem Punkt und dem Kontrast von Glaube und Unglaube zieht die Geschichte ihre Dynamik, liefert im Wechsel actionreiche Momente und humorige Szenen.
Andeutungsweise erfährt man, dass sich um Williams Familie ein Geheimnis rankt, denn er soll ein Nachkomme Salomos sein, der den apokryphen Schriften nach über Dämonen herrschte. Diesen Mythos der Gnosis und des Judentums scheint der Inspirationsquell der Autorin gewesen zu sein, doch bleibt abzuwarten, was sie daraus machen wird.
Der Stil der aufwändigen und ansprechenden Zeichnungen sowie im weiteren Sinne auch das Thema erinnern an Serien wie „God Child“ von Kaori Yuki, „Black Butler“ von Yana Toboso und auch an „Prince’s Game“ und „Devil’s Game“ von Ryo Takagi. Während die Schüler für das 19. Jahrhundert angemessener Kleidung tragen, handelt es sich bei den Gewändern der Dämonen um fantastisch anmutende, mitunter anachronistisch wirkende Kreationen, durch die sie skurril und wie Drag Queens wirken.
Hat man Spaß an fantastischen Mangas, die sich selbst nicht ganz ernst nehmen, und an ansprechenden Zeichnungen im Gothic-Look, sollte man in „Devils and Realist“ einen Blick werfen. Schon das Farbbild zu Beginn macht deutlich, dass die Leserschaft der populären Reihe „Black Butler“ angesprochen werden soll.