Der Vampir von Benares 3: Das Herz der Finsternis (Comic)

Der Vampir von Benares 3
Das Herz der Finsternis
(Le Vampire de Bénarès III – Le Coeur des Ténebrès)
Szenario & Artwork: Georges Bess
Übersetzung: Marcel Le Comte
Ehapa, 2012, Hardcover, 56 Seiten, 13,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3547-0

Von Frank Drehmel

Einige Wochen sind ins Land gezogen; die Reporterin Anji hat die Suche nach ihrem Vater und ihren verschwundenen Freunden, Mircéa und Gopal, aufgeben und geht ihrer normalen Beschäftigung nach, der Berichterstattung vom größten religiösen Fest auf Erden, dem hinduistischen Kumbh Mela, anlässlich dessen sich rund 70 Millionen Pilger in Benares aufhalten.

Als die Nacht über das unermesslich große Zeltlager der Pilger hereinbricht, stürzen sich aus dem Himmel monströse Kreaturen auf die Gläubigen und beginnen, ein Blutbad anzurichten. Plötzlich jedoch erscheint ein riesiges, gehörntes Ungetüm und zerschmettert die Horde der Monster mit Blitzen und Feuer. Nach getanem Werk verwandelt sich das Wesen in einen geisterhaften … Mircéa.

Der Reporter, der nun augenscheinlich selbst ein Vampir ist, ist zurückgekehrt, um Anji vor den Vampiren vor Benares zu retten, welche mit der jungen Frau die letzte Zeugin für ihre Existenz vernichten wollen. Mircéa erreicht die Wohnung Anjis gerade rechtzeitig, um einen Überfall zu verhindern und berichtet ihr anschließend von seiner Transformation in eines der unsterblichen Wesen, einer Transformation, die bei ihm misslungen ist, da sein Ich, sein Selbst, den Prozess überlebte; und er erzählt Anji von seinen Metamorphosen und seinen neuen Kräften. Da Mircéa weiß, dass seine Freundin nicht in Sicherheit sein wird, solange die Vampire von Benares existieren, instrumentalisiert er den Hass dieser Wesen auf die Vampire von Asura und zettelt einen großen, einen epischen Krieg zwischen den rivalisierenden Nestern an.

Wer glaubt, dass nach dem exzellenten zweiten Album keine weitere Steigerung mehr möglich ist, der unterliegt einem Irrtum. Georges Bess gelingt es einerseits, nochmals eine gehörige Schippe kosmischen, epischen Horrors draufzulegen, indem er hinduistische Götter wie Vishnu und die schreckliche Kali mit Anti-Chakra-Plasma und karmischen Netzen gegeneinander antreten lässt, andererseits führt er die Geschichte zu ihren Anfängen als exotisches Abenteuer zurück, indem er streiflichterartig immer wieder Reiseexpressionen – gefiltert durch die Augen Anjis – einstreut. Daraus resultiert eine vielschichtige, hochspannende, dynamische und intensive Story, die sich hinsichtlich ihrer Originalität durchaus mit den ersten „Necroscope“-Romanen Brian Lumleys und deren Protagonisten, den Wamphyri, messen kann und die mit ihrem kosmischen Ansatz ganz in Lovecraft’scher Tradition steht.

Das erzählerische und visuelle Highlight ist die Transformation Mircéas in einen Vampir, sowie der spätere Kampf der Wesen gegeneinander, den Bess in großformatigen, kräftig kolorierten Panels in Szene setzt, welche er mit allerlei computertechnischen Spielereien wie fraktalen Strukturen, die zu keinem Zeitpunkt plakativ erscheinen, anreichert und verfremdet.

Ob die Story an dieser Stelle zu Ende ist, mag die Zeit weisen, denn die Vampire, die unserer Welt die Lebenskraft rauben, befinden sich laut Bess seit Jahrtausenden unmittelbar unter uns, in den Konzernetagen als Herren der Finanzen und der Medien, in den Streitkräften und den Tempeln der Frömmler.

Fazit: Ein furioses Finale! Dramatisch, episch, dynamisch und geradezu virtuos visualisiert! Ein Must have für jeden Freund cthuloiden Horrors und jeden Fan einer „Welt der Dunkelheit“.