Trudi Canavan: Die Königin – Sonea 3 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 30. Dezember 2012 12:53
Trudi Canavan
Die Königin
Sonea 3
(The Traitor Queen)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Michaela Link
Penhaligon, 2012, Hardcover, 602 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3043-3 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Mit „Die Königin“ bringt Panhaligon den dritten und abschließenden Teil der sogenannten Traitor-Spy-Trilogie im gediegenen Hardcoverformat. Nach dem Überraschungserfolg der Trilogie um die „Gilde der schwarzen Magier“, die unter anderem mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet wurde, und dem Zwischenspiel eines Einzelromans der zeitlich früher angesiedelt ist und uns die Vorgeschichte der Magie und ihrer Nutzer erzählte, machten sich die Fans und Leser mit großen Hoffnungen an die Lektüre. Ich nehme mich da beileibe nicht aus – kann aber letztlich in die Lobeshymnen nicht ganz einstimmen.
Wir begegnen Sonea zwanzig Jahre nach ihren ersten Abenteuern, wieder. Sie ist nicht nur älter, ruhiger und vielleicht weiser geworden, sie hat auch einen Sohn, der sich von der berühmten Mutter emanzipieren will. Lorkin, so der Name des jungen Zauberers, reist nach Sachaka; nicht nur, um für Frieden zwischen den Reichen zu werben, sondern auch um das Wissen über die Magie zu erweitern. Als Botschafter lernt er die Gesellschaft, in der Sklaverei als naturgegeben angesehen wird, die all ihre Macht und ihren Reichtum auf die Ausbeutung von Menschen stützt, aus gehobener Position kennen. Dass er in Sachaka dann auf Hinweise auf die Gesellschaft der Traitor stößt und in deren verborgene Stadt Einlass findet, war allerdings nicht vorgesehen. Während Sachaka am Rande eines Bürgerkrieges wandelt, sich die Traitor nur zu gern auf die herrschenden Ashaki stürzen und deren Sklaverei abschaffen würden, wird Lorkin nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt inhaftiert, da er sich weigert, den Unterschlupf der Rebellen preiszugeben.
Währenddessen muss sich der gealterte Dieb Cery in Imardin gegen einen wilden Magier zur Wehr setzen. Nur seine Freundschaft zur Magieradeptin Lilia verhindert hier vorerst Schlimmeres…
Dass Trudi Canavan schreiben kann, hat sie zwischenzeitlich weidlich bewiesen. Wer allerdings gehofft hat, dass ihre neue Trilogie nicht nur inhaltlich, sondern auch handwerklich an die „Gilde der schwarzen Magier“ anknüpft, der wird ein wenig enttäuscht.
Larkin ist bei aller Vielschichtigkeit mit dem die Autorin ihn ausgestattet hat, keine junge Sonea, die Handlung nicht so stringent aufgebaut, wie man es kennt. Ich bin fast geneigt zu sagen, dass sich die aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen Sonea genannte spätere Trilogie an ein anderes, ein erwachseneres Publikum richtet.
Natürlich spielt Sonea eine wichtige Rolle, ins Zentrum des Geschehens aber rückt eher ihr Sohn. Über und mit diesen lernen wir das fremde Reich und dessen Probleme kennen, begeben wir uns auf die Suche nach verschollener und vergessener Magie und müssen uns schlussendlich dann positionieren. Dabei gelingt es Canavan, uns beide Konfliktseiten nachvollziehbar zu schildern, auch wenn die Sympathien klar verteilt sind. Anders als in der ersten Trilogie, die sich sowohl an erwachsene, wie an jugendliche Leser gewandt hat, ist das Bild, das uns Canavan vorliegend von ihrer Welt zeigt, weit komplizierter, in Details damit aber auch überzeugender ausgefallen. Stand die erste Trilogie ganz im Zeichen des rasant aufgezogenen Abenteuers, das tempo- und actionreich ablief, so weist diese Trilogie immer wieder Kapitel auf, in denen sich die Autorin Zeit nimmt, uns ihre Welt, deren Geschichte, Menschen und gesellschaftlichen Zusammenhänge zu erläutern. Dies geht allerdings oft zulasten des Leseflusses, zumal wirkliche Überraschungsmomente Mangelware sind. Dass sie es besser kann, beweisen die Szenen, in denen sie sich dem alternden Dieb Cery zuwendet. Hier kommt der zu oft vermisste Sense of Wonder auf, zieht sie ihre Leser in die Handlung.
Insgesamt aber bringt der vorliegende Abschluss die Trilogie zwar zu einem in sich logischen, wenn auch lang vorherabsehbaren Finale, wobei die Autorin aber ein wenig das packende Erzählen vergisst.