Jeff Strand: Benjamins Parasit (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 01. Dezember 2012 10:20
Jeff Strand
Benjamins Parasit
(Benjamin’s Parasite)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Verena Hacker
Voodoo Press, 2012, Taschenbuch, 270 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-902802-18-7 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
In einem kleinen, natürlich höchst geheimen und illegalen Labor in Florida, entwickeln skrupellose Wissenschaftler einen Parasiten. Was genau dieser auslöst, vermag man zwar nicht zu sagen, doch dessen Gefährlichkeit, die sich auch in der Bezeichnung Piranha, mit dem die Superminds ihr Objekt geschmückt haben, widerspiegelt, ist unbestritten. Dass er der Kuh, in der man ihn gezüchtet hat, entkommt, war allerdings nicht vorgesehen.
Kurz darauf dreht ein fünfzehnjähriger Junge durch und geht mit dem Fleischerbeil auf seine Mutter los. Zufall, einfach zu viele Ballermann-Games gespielt sagen sie – oder vielleicht doch ein mikroskopisch kleiner Parasit, der sich, einmal in den Körper eingenistet, von Zucker ernährt und wächst? Bei der Beerdigung im Leichenschauhaus – ja der Junge mit dem Beil wurde gestoppt –, wandert der Parasit zum nächsten Wirt – diesmal in einen Highschool-Lehrer. Nachdem dieser sämtliche Süßigkeiten zu Hause vertilgt, das Familienvermögen im Casino der Navajos verzockt hat, findet ihn eine Kopfgeldjägerin, die nach dem Parasit und seinem Wirt fahndet. Im Auftrag der Leute hinter den Forschern kümmert es dabei wenig, wie es dem momentanen Wirt geht, oder ob er den Befall übersteht; ihnen und ihren Widersachern geht es um die Vermarktung des Parasiten. Von Tampa, Florida aus geht es die beiden gen Westen, immer verfolgt von skrupellosen Konkurrenten – und mit an Bord der unterschiedlichsten Fortbewegungsmittel natürlich der Parasit…
Jeff Strand ist dem Leser kein Unbekannter mehr. Im zwischenzeitlich leider eingestellten Otherworld Verlag erschienen diverse Romane von dem sympathischen Autor, die alle packende Thriller- und Horrorelemente mit einem ganz eigenen Humor verbanden. Vorliegender Roman entspricht diesem Schema, fügt ihm aber noch Motive des Roadmovies hinzu. Natürlich ist das Konglomerat, das den Leser dann erwartet, unglaubwürdig und abgedreht, aber auch voller Drive und skurriler Situationen. Immer wieder erweist der Autor in denkwürdigen Situationen bekannten Filmmotiven seine Referenz, bringt den Leser mit aberwitzigen Entwicklungen zum Schmunzeln, ja zum laut Loslachen.
So verrückt sich das Geschehen auch anlässt, die Handlung nimmt uns schnell gefangen. Dies liegt auch an den beiden Hauptpersonen: einem zunächst verknöcherten, biederen Lehrer, der sich seiner Prüfung dann aber doch tapfer stellt, und einer toughen Kopfgeldjägerin, die nicht nur tatkräftig und schlagfertig ist, sondern sich auch sehen lassen kann. Der Autor reiht eine abgedrehte Situation an die nächste, rast dabei quer durch die Staaten, immer verfolgt von unfähigen Rednecks, skrupellosen Agenten und Attentätern. Das hat Pepp, jede Menge Tempo und unterhält, gerade weil die auftretenden Personen überzeichnete Stereotypen sind, ungemein.