Northlanders 7: Die Island-Trilogie (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. November 2012 11:02
Brian Wood
Northlanders 7
Die Island-Trilogie
(Northlanders 42-50, 2011)
Titelbild von Massimo Carnevale
Zeichnungen von Paul Acazeta, Declan Shalvey, Danijel Zezelj
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Panini, 2012, Paperback, 196 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86201-286-5
Von Christel Scheja
Brian Wood war es in den fünfzig Heften seiner Serie „Northlanders“ wichtig, die vielen Gesichter der Wikinger zu zeigen und damit zu beweisen, dass sie nicht nur wilde und mordlüsterne Piraten aus dem unwirtlichen Norden waren, sondern Männer und Frauen mit den gleichen Stärken und Schwächen. In Deutschland erschienen sieben Graphic Novels. Die letzte steht ganz im Zeichen Islands.
Im Jahr 871 landet Val Hauker mit seiner Familie an der Küste Islands an. Hier hofft er, zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn Ulf Haukson, ein neues Leben beginnen zu können, frei von der Fron und Gewalt ihrer alten Heimat Norwegen. Aber der Frieden, der mit harter Arbeit erkämpft wird, währt nicht lange. Schon kurze Zeit später landen weitere Auswanderer an der Küste und einige von ihnen versuchen, sich das Land der Hausons unter den Nagel zu reißen. Ulf kommt dabei das erste Mal mit der Gewalt in Berührung und muss miterleben, dass sein Vater der Belgarson-Sippe völlig unterlegen ist. Eine weitere Lektion durch die Hand seines Vaters lehrt ihn, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist, und nur der in Wohlstand und Reichtum überleben kann, der bereits ist ohne Rücksicht zu handeln.
Als erwachsener Mann hat Ulf diese Grundsätze verinnerlicht, dass er sich daran macht, die Schmach seiner Familie zu rächen. Damit beginnt die Blutfehde zwischen den Familien Haukson und Belgarson, die auch viele Generationen später noch ihren Blutzoll kostet. Doch zuvor findet er in einer ehemaligen irischen Sklavin eine treue und starke Gefährtin.
Gut hundert Jahre später führen Brida und Mar Haukson die Familie. Ein Attentat auf die junge aber selbstbewusste und kampferprobte Wikingerfrau, leitet einen Wandel im Denken und Fühlen der Sippe ein. Nachdem sich schon die Belgarsons unter den Schutz der christlichen Kirche gestellt hat, erkennt auch Mar, dass er mit den Wölfen heulen muss, wenn er nicht untergehen will. Nur seine Schwester ist nicht ganz davon überzeugt.
Ein Familiendrama über elf Generationen steht im Mittelpunkt der siebten und abschließenden Graphic Novel von „Northlanders“. Vor der kargen und eisigen Kulisse Islands entspannt sich ein Drama, das mit Erniedrigung und Wut beginnt und in Blut und Gewalt endet. Auch fern von der alten Heimat können die Nordmänner nicht aus ihrer Haut. Nur wer stark ist kann sich behaupten, auch wenn er dafür manchmal seltsame Wege gehen muss.
Die Ereignisse werden schnörkellos und nüchtern erzählt. Nichts wirkt übertrieben oder theatralisch, eher im Gegenteil – die alltägliche Banalität sorgt dafür, dass die Geschehnisse nachvollziehbar und die Motivation der Figuren glaubwürdig bleibt.Besonders gelungen wirkt, dass die Frauen auch ihren Anteil an der Handlung haben und nicht nur schmückendes Beiwerk oder Opfer sind. Vor allem Brida steht für die selbstbewussten Wikingerfrauen, die ihr Heim durchaus mit dem Schwert zu verteidigen wussten und macht deutlich, dass die Stellung der Frauen im Haushalt nicht so schlecht war, wie man denken mag.
Die groben aber klaren Zeichnungen verstärken durch ihre erdigen Farben die Atmosphäre der Handlung und lassen die Geschehnisse umso intensiver wirken. Da macht es nichts, dass manche der Figuren eher skizziert als ausgearbeitet wirken.
Alles in allem verspricht die siebte Graphic Novel, was der Klappentext verkündet. Die „Island“-Trilogie ist tatsächlich der spannende und dramatische Abschluss der Saga, bei der der Autor noch einmal aus dem Vollen schöpft und die Wikinger als facettenreiche Menschen zeigt, die auch nicht anders denken und fühlten wie die restlichen Völker ihrer Zeit, vor allem nicht, wenn sie nur unter sich waren wie auf Island.