Gruselkabinett 68: Die Legende von Sleepy Hollow, Washington Irving (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. November 2012 10:56
Washington Irving & Mark Gruppe (Script)
Die Legende von Sleepy Hollow
Gruselkabinett 68
Sprecher: Hasso Zorn, Jens Wawrczek, Filipe Pirl, Konrad Bösherz u.a.
Titania Medien, 2012, 1 CD, ca. 70 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4717-9
Von Christel Scheja
Die Geschichte „Die Legende von Sleepy Hollow“ aus der Feder von Washington Irving (1783-1859) dürfte den meisten sicherlich durch die Verfilmung mit Johnny Depp bekannt sein, in der ein junger Inspektor den seltsamen Geschehnissen in einem kleinen abgelegenen Dorf nachgeht. Die ursprüngliche Geschichte sieht allerdings ein wenig anders aus.
Nahe des beschaulichen Städchens Tarrytown, in dem vorwiegend die Nachkommen niederländischer Siedler leben, gibt es ein nebelverhangenes Tal, das von den Einheimischen bewusst gemieden wird. Denn dort soll in den Nächten und besonders dunklen Tagen der kopflose Geist eines hessischen Söldners umgehen und unvorsichtige Wanderer in den Tod reißen. Davon hört der frisch in die Stadt gekommene Lehrer Ichabod Crane das erste Mal und mag es nicht so wirklich glauben. Als Mann der Wissenschaft ist er eher geneigt, der Sache nachzugehen und die Falschheit dieses Aberglaubens zu beweisen, auch wenn er keiner der Mutigsten ist und auch nicht von der richtigen körperlichen Statur, um gegen den Geist eines Soldaten anzukommen. Aber noch fehlt ihm der Mut. Doch als ihm die schöne Tochter des Hauses von Tassel ins Auge fällt und er in Liebe zu ihr entbrennt, beschließt er über seinen Schatten zu springen und sich dem Spuk zu stellen, der seinen Kopf durch einen mit einer Kerze beleuchteten und ausgehöhlten Kürbis ersetzt hat...
Der Zuhörer merkt schnell, dass die Geschichte lange nicht so gruslig und unheimlich ist, wie der Film weismachen will. Tatsächlich beschäftigt sich die beschauliche und ruhig verlaufende Geschichte lieber erst einmal mit den vielen kleinen Schwierigkeiten, die der junge Dorfschullehrer durchzustehen hat, denn die eingeschworene Gemeinschaft lässt ihn nicht so einfach in seine Mitte und pflegt gerne alterwürdige Traditionen. Dazu kommt eine zarte Liebesgeschichte, zu der es natürlich einen Rivalen gibt. Diese nimmt der Geschichte letztendlich viel von ihrem Grauen, gibt sie doch eine sehr logische Erklärung für das Ende.
Alles in allem verläuft die Handlung sehr gemächlich, eine rechte Gruselstimmung will nicht aufkommen. Das liegt aber einfach an der Struktur der Erzählung. Die Sprecher geben eine gute Leistung ab, indem sie die kauzigen und sturen Stadtbewohner und den schüchternen Lehrer glaubwürdig zum Leben erwecken, auch der Klangteppich passt. Aber die Spannung bleibt auf einem niedrigen Niveau und gerade die Schauder-Momente sind zu verhalten und zu wirken.
„Die Legende von Sleepy Hollow“ erweist sich damit als eines der eher schwächeren Hörspiele der „Gruselkabinett“-Reihe, was nicht an den formalen Leistungen sondern eher an der Geschichte selbst liegt.