Die besten Geschichten von Floyd Gottfredson (Comic)

Die besten Geschichten von Floyd Gottfredson
Aus dem Amerikanischen von Jano, Rohleder, Gudrun Smed-Puknatis, Silvio Peter, Gerd Syllwasschy
Mit Vorworten/Interview von Jim Korkis und Gers Syllwasschy
Ehapa, 2012, Hardcover, 176 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3560-9

Von Irene Salzmann

Floyd Gottfredson (1905–1986) war ein amerikanischer Comic-Zeichner, der vor allem die Abenteuer von Micky Maus in den täglichen Zeitungsstrips erzählte. Wie er in die Disney-Studios gelangte und wie dort seine weitere Karriere verlief, erzählt er selbst in einem Interview, das nach der Pensionierung des Künstlers Jim Korkis, ein Disney-Historiker, mit ihm führte.

Man merkt den fünf Geschichten, darunter eine deutsche Erstveröffentlichung, an, dass sie zwischen 1931 und 1948 geschaffen wurden. Nicht nur das Aussehen der Figuren ist recht ‚urtümlich‘ und wandelt sich im Laufe der Jahre, auch der Erzählstil ist flott, direkt und eher unkompliziert, was an der Strip-Struktur liegt, die für längere Storys weniger geeignet ist, und das oft die Handlung der Trickfilme die Vorlagen lieferte. Vor allem sind es jedoch die Themen, die damals die Leser bewegten: Box-Kämpfe waren äußerst beliebt, die Fremdenlegion wurde als heroisch und abenteuerlich glorifiziert, die Welt fürchtete sich erst vor Nazi-Deutschland, dann vor der UDSSR. Das schlägt sich in allen Geschichten nieder.

„Micky als Boxer“ muss für Minnies Vetter einspringen, nachdem sich dieser aus Furcht vor seinem gewaltigen Gegner aus dem Staub gemacht hat.
„Harry, der Hundefänger“ ist sich für keinen miesen Trick zu schade, um Pluto einzufangen, weil das Tier keine Hundemarke besitzt. Micky hat nicht genug Geld dafür.
„Micky Maus bei der Fremdenlegion“ ist die längste Erzählung, die immer wieder mit unverhofften Wendungen aufwartet. Micky wird als Agent angeheuert, um gestohlene Dokumente wiederzubeschaffen. Ausgerechnet Kater Karlo, der in die Angelegenheit verwickelt ist, wird in der Legion sein Vorgesetzter.
„Micky Maus und das Nazi-U-Boot“ sorgen für große Aufregung, denn Micky und Minnie werden von den Nazis gekidnappt.
„Micky Maus und der dichtende Spion“ interessieren sich für die neueste Erfindung von Gamma, dem Mensch aus der Zukunft. Unter keinen Umständen darf das Objekt dem Feind in die Hände fallen, da sonst ein Atomkrieg droht.

Man sollte die Storys unbedingt in Hinblick auf ihren Entstehungshintergrund lesen. Die Lektüre des Hardcover-Bands ist wie ein Sprung in die Vergangenheit, obwohl Krimi- und SF-Elemente enthalten sind. Gerade für Disney-Fans, die nicht bloß die lustigen Geschichten lesen wollen, sondern sich auch für ihre Macher und die Messages interessieren, ist gerade dieses Buch sehr interessant und aufschlussreich. Jüngeren Lesern dürften die geschichtsträchtigen Erzählungen mit ihren Anspielungen stellenweise ein wenig unverständlich und stilistisch zu altbacken erscheinen.