James Bond 3: Moonraker, Ian Fleming (Buch)

Ian Fleming
James Bond 3
Moonraker
(Moonraker, 1955)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2012, Taschenbuch, 340 Seiten, ISBN 978-3-86425-074-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

James Bond ist den meisten Fans wohl eher durch die inzwischen weit über zwanzig Filme bekannt, als durch die vierzehn Romane von Ian Fleming, die seit 1953 in England erschienen. Viele wurden davon für die große Leinwand adaptiert, wenn auch teilweise sehr frei interpretiert – wie der hier vorliegende dritte Band, „Moonraker“.

Das Leben von James Bond hat auch seine langweiligen Seiten. Die meiste Zeit sitzt er in London und geht der Arbeit eines höheren Beamten nach, das heißt vor allem, Akten sichten und Berichte schreiben. Eines Tages bittet ihn M jedoch zu einer eher persönlichen Unterredung zu sich. Ihm ist aufgefallen, dass ein Spielpartner in seinem Gentlemen’s Club ganz offensichtlich beim Kartenspielen betrügt. Bond soll aufgrund seiner Erfahrung herausfinden, wie er das macht und dem Mann eine Lektion erteilen. Sir Hugo Drax ist immerhin ein Selfmade-Millionär und Leiter des streng geheimen „Moonraker“-Projekts, da wäre es schon wünschenswert, dass er zumindest in diesem Bereich eine ehrliche Haut ist. Bond folgt der Bitte und spürt wie M, dass etwas an dem Mann faul ist. So stürzt er sich auf Anweisung seines Chefs in genauere Ermittlungen und kommt auf der Basis des Projekts einer groß angelegten Intrige auf die Spur.

Leser, die den Film mit Roger Moore in der Hauptrolle kennen, werden erstaunt sein, dass nur wenige Elemente aus dem Buch in den Film übernommen wurden. Grundlegende Sachen wie die persönliche Einstellung des Schurken und gewisse Schlüsselszenen wurden übernommen, ansonsten erweist sich das Buch als weitaus bodenständiger als seine Verfilmung. Denn Sir Hugo Drax strebt nicht nach einer idealen Gesellschaft nach seiner Vorstellung, sondern ist eher von dem üblichen Rachedurst erfüllt. Deutsche spielen ebenso eine Rolle wie wieder einmal die Russen. Interessant sind vor allem die kleinen Details, die zeigen, dass Bond weit davon entfernt ist, ein mondäner Lebemann und Playboy zu sein. Zwar agiert er auch diesmal mit einer Frau an der Seite, zieht aber den Kürzeren. Zudem ist er in diesem Band mehr Beamter des Verteidigungsministeriums und hat ebenso wie M eine sehr selbstbewusste Sekretärin.

Auch in diesem Buch klingen wieder einmal die Klischees und Vorurteile der Fünfziger Jahre durch. Arbeitende Frauen haben es immer noch ein wenig schwer in den Augen des chauvinistischen Bonds, gelegentlich denkt dieser auch an die gute alte Zeit zurück. Die Vergangenheit ist diesmal ähnlich präsent wie die Gegenwart, neben den Russen werden auch andere Feindbilder gerne noch einmal aufgewärmt.

Alles in allem ist „Moonraker“ zwar etwas weniger actionreich als seine Vorgänger, da Bond diesmal England nicht verlässt und weniger in der Halbwelt als in den besseren Kreisen agiert, langweilig wird das Buch aber nicht, denn Flemings Stil ist flüssig und auf das Wesentliche konzentriert. „Moonraker“ seinen Reiz vor allem aus der Tatsache, dass das Buch so anders ist als der Film und auch das „normale“ Leben von Bond einmal genauer beleuchtet und zeigt, dass man auch im eigenen Land gefährliche Abenteuer erleben kann.