Alexandra Balzer: Lena lernt zaubern (Buch)

Andrea Tillmanns
Lena lernt zaubern
Titelillustration von Beate Ati Schmitz
Iatros, 2012, Taschenbuch, 80 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-86963-009-0

Von Alexandra Balzer

Die zehnjährige Lena zieht mit ihrer Mutter und dem deutlich älteren Bruder Michael in ein kleines, langweiliges Städtchen. Sie ist unglücklich hier, das Haus gefällt ihr gar nicht. Bis ihr im Garten eine ungewöhnliche Katze begegnet. Dieser Kater trägt einen Anhänger mit seinem Namen – Felix – und kann alles verstehen, was Lena sagt. Er führt sie zu einem Versteck, wo sie das Zauberbuch von Mildred Inkanter findet, der das Grundstück früher gehört hatte.

Bis hierhin scheint die Geschichte eine getreue Kopie von „Hexe Lilli“ zu sein. Doch während Lilli durch Raum und Zeit reist und mit ihren Zauberkräften immer erst einmal für Chaos und Stimmung sorgt, bevor sie die Welt rettet und dabei nebenher ein bisschen Geschichts- und Geographie-Wissen vermittelt, liegt bei diesem Buch der Schwerpunkt auf völlig anderen Werten.

Die Autorin schildert auf ruhige Weise, wie Lena lernen muss, mit der Zauberei zurechtzukommen, und das so rasch wie möglich. Dadurch, dass sie Mildreds Erbe angetreten hat, ist eine dunkle Kraft erwacht, die die gesamte Stadt mit Albträumen und deren Folgen bedroht. Dabei ist sie zum größten Teil auf sich selbst gestellt. Kater Felix kann nicht sprechen, nur durch Nicken oder Kopfschütteln kleine Hinweise geben. Das Zauberbuch offenbart niemals mehr als drei Sprüche auf einmal. Erst wenn Lena diese beherrscht, werden neue Zauber sichtbar. Auch reicht es nicht, die Sprüche aufzusagen und sich ganz fest vorzustellen, was sie erreichen will: Lena muss eigene Worte finden, die zu ihr passen, und dabei lernen, inwieweit ein Spruch zum Sockenstopfen gegen Alpträume helfen kann. Ihre Findungsgabe und Phantasie wird also gefragt, und sie muss sehr rasch lernen, denn das Böse rückt immer näher…

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 7 Jahre. Zum selbst Lesen wäre das Buch für diese Altersgruppe zu umfangreich; als abendliche Vorleselektüre hingegen ist es sich geeignet. Die ruhige Erzählweise, die auf Gefühle, Gedanken, Entwicklung und Familie abzielt statt auf Chaos und Action, dürfte auch für noch jüngere Kinder geeignet sein. Die klare, fließende Sprache macht es leicht, Lena zu folgen, ohne sich zu langweilen.

Es ist ein wenig schade, dass äußere Beschreibungen recht knapp gehalten sind – das Aussehen der Personen und die Umgebung werden sparsam geschildert. Dennoch liefert die Autorin ein schönes Buch für Kinder von ca. 7 bis 10 Jahre, das man gerne auch ein zweites Mal liest.