Magdalena 1: Das Blut des Lamms (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 05. Juni 2012 20:00
Ron Marz
Magdalena 1
Das Blut des Lamms
(The Magdalena 1-6: Blood of the Lamb, Part 1-6, 2010/2011)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Ryan Sook
Zeichnungen von Nelson Blake II, David Marquez, Sal Regla, Dave McCaig
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 140 Seiten, 16,95 EUR
Von Irene Salzmann
Seit Jahrhunderten leugnet die christliche Kirche, dass Jesus eine Beziehung mit Maria Magdalena unterhielt, aus der eine Tochter hervorging und deren Blutlinie bis in die Gegenwart reicht. Dennoch bedient sich die Kirche dieser jungen Frauen, die Magdalena genannt werden, im Kampf gegen das Böse. Bewaffnet ist die Magdalena mit dem Speer des römischen Zenturio Longinus.
Patience, die gegenwärtige Magdalena, hat sich nach den jüngsten Vorkommnissen von der Kirche distanziert, da ihr Zweifel an der Richtigkeit mancher ihrer Aufträge gekommen sind und man außerdem versucht hat, sie zu töten. Ordensritter Kristof wird ausgesandt, um Patience für eine neue Mission zu gewinnen – oder sie zu eliminieren, denn eine Magdalena, die sich dem Vatikan nicht beugt, ist als Werkzeug unbrauchbar, und eine gehorsame Nachfolgerin wartet längst darauf, zur Magdalena ernannt zu werden.
Patience begleitet Kristof trotz ihrer Vorbehalte -sie soll den Antichrist, der im Körper eines kleinen Jungen steckt und nach der Weltherrschaft strebt, töten – nach Rom. Falls der kleine Anton wirklich das Böse ist, will sie ihre Pflicht erfüllen, doch wenn das Kind ebenso manipuliert wurde wie sie…
Zwei wesentliche Punkte prägen die Handlung der neuen Top-Cow-Serie „Magdalena“: Die Titelheldin ist ebenso wie ihre ‚Kollegen‘ aus den Reihen „Witchblade“, „Darkness“ und „Angelus“ eine Person, die selbständig denkt, ihre Aufgaben hinterfragt und sich nicht manipulieren lassen will, weder von einem mächtigen Artefakt noch von dem angeblich unfehlbaren Papst, sodass sie innere Konflikte austragen und gegen ihre Verbündeten genauso wie gegen ihre Feinde kämpfen muss. Desweiteren wird hier das schon seit langem populäre Thema um Intrigen und Korruption innerhalb des Vatikans als Hintergrund gewählt. Die Magdalena ist ein Werkzeug, das immer weniger für das Christentum und die gerechte Sache kämpft, sondern zur persönlichen Assassine der Kirchenfürsten degradiert wurde. Da Ersatz vorhanden ist, kennen ihre Auftraggeber auch keinerlei Skrupel, die Magdalena für ihre Zwecke zu opfern. Dass Patience gut daran tut, niemandem zu vertrauen, belegen einige Schlüsselszenen, beispielsweise jene, in der Kristof ausgeschickt wird, die junge Frau zum Gehorsam zu bewegen oder sie zu töten – denn es kann nur eine geben, wie bei „Buffy the Vampire Slayer“. Oder eine zweite, in der Kardinal Innozenz mit einem Vertreter der ‚anderen Seite‘ verhandelt. Letztlich begibt sich Patience auf die Suche nach dem Antichrist, begleitet von Kristof. Beide geraten in Gefangenschaft und sollen bei einer Zeremonie, mit der man Satan auf die Erde rufen will, geopfert werden. Doch auch das Böse spielt nach eigenen Regeln und überrascht dadurch seine Anhänger, von denen Einige zu spät begreifen, dass sie sich mit etwas eingelassen haben, das sich nicht kontrollieren lässt.
Das Ende ist in sich schlüssig und stellt den Leser zufrieden. Die Storyline ist in sich abgeschlossen, lässt jedoch ahnen, dass sich die Situation für Patience in der nahen Zukunft zuspitzen wird und das Schlusswort für manche Protagonisten noch nicht gefallen ist.
Die Illustrationen sind ansprechend, aber recht comichaft – man kennt Besseres von Top Cow (aus der Feder von Marc Silvestri, Michael Turner…). Mit dem Cover, einem wahren Eyecatcher von Ryan Sook, können sie leider nicht mithalten. Auch die Cover-Gallery ist durchwachsen; die Highlights stammen erneut von Ryan Sook und Jack Purcell.
Alles in allem ist „Magdalena“ 1 ein unterhaltsamer Comic aus den bewährten Top-Cow-Studios, der durch eine in sich abgeschlossene Storyline erfreut und eine Menge Potential hat. Die Illustrationen sind Geschmackssache, denn die Messlatte liegt sehr hoch. Das ausgesprochen schöne Cover ist leider nicht maßgeblich für den Inhalt.
Eingefleischte Top-Cow-Fans werden natürlich zugreifen, und auch Gelegenheitsleser werden gut und sehr zufriedenstellend bedient.