Spawn: Architekten der Angst (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 05. Juni 2012 19:57
Todd McFarlane & Arthur Clare, Alex Nikolavitch
Spawn
Architekten der Angst
(Spawn: Architects of Fear, 2011 & Spawn: Simonie, 2003)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelillustration und Zeichnungen von Aleksi Briclot
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 116 Seiten, 14,95 EUR
Von Irene Salzmann
Spawn, die Schöpfung Todd McFarlanes, wird nun schon seit Jahren von anderen Zeichnern gestaltet, sodass die Figur schon lange eine gewisse Ähnlichkeit mit Spider-Man, der über einen längeren Zeitraum von dem Image-Mitbegründer geprägt wurde, verloren hat. Spawn macht keine Scherze mehr, er ist düster, und die Illustrationen sind eher gemälde- als comichaft.
Auch Künstler außerhalb der USA haben ein Faible für Spawn, Zum Beispiel Nobuhiro Watsuki, der Meister Hiko, einer Figur der beliebten Manga-Reihe „Kenshin“, einen Umhang verlieh, der von „Spawn“ inspiriert wurde. Auch die Franzosen Arthur Clare, Alex Nikolavitsch und Aleksi Bricolot bedienten sich des Comic-Antihelden, durften mit der Zustimmung von Todd McFarlane sogar eine eigene Story schreiben und zeichnen, die nach ihrem Erscheinen in Frankreich auch in den USA und anderen Ländern veröffentlicht wurde.
Die Graphic Novel „Spawn: Architekten der Angst“ beinhaltet die erste dieser Erzählungen, „Simonie“, aus dem Jahr 2003, und die kürzlich publizierte Geschichte „Architekten der Angst“. Obgleich beide Storys von denselben Autoren und Zeichnern stammen, sind sie in sich abgeschlossen und voneinander unabhängig. Nicht berücksichtigt wurden die jüngsten Entwicklungen in der fortlaufenden US-Serie, so dass in dem vorliegenden Paperback Al Simmons Spaw“ ist.
Der Engel Ethan erzählt Spawn, dass Marc Simmons, Als Bruder, in eine tödliche Falle geraten ist, aus der er sich nicht selbst befreien kann: Das Hoorsak-El soll eigentlich umherstreifende Seelen Verstorbener einsammeln, doch geriet es außer Kontrolle und fängt nun auch die der Lebenden. Ethan allein ist machtlos, doch mit Spawns Hilfe könnte er die Gefahr abwenden, aber darf Spawn einem Wesen vertrauen, das eigentlich sein Feind ist?
Ein Stück von dem letzten Gewand, das Jesus trug, ist aufgetaucht. Ihm wohnt große Kraft inne. Cogliostro will das Artefakt in seinen Besitz bringen, hoffend, es für eigene Zwecke nutzen zu können. Spawn soll es für ihn bergen.
Man sieht deutlich, dass sich Aleksi Bricolot in acht Jahren weiterentwickelt hat. Orientieren sich Spawn und Cogliostro in „Simonie“ noch sehr an den amerikanischen Vorlagen jener Jahre, so kommt die jüngere Graphic Novel den Werken von Angel Medina („Sam and Twitch“, „Hellspawn“ etc.) nahe. Wem dieser Stil gefällt, dem werden einige beeindruckende Zeichnungen geboten.
Was die Storys betrifft, so bleiben beide relativ oberflächlich, weil die Geschehnisse sehr kurz abgehandelt werden, so dass die Protagonisten kaum Raum haben, sich zu entfalten, ihre Motive verständlich zu erklären und eine Beziehung zum Leser aufzubauen. Letztendlich ist wieder einmal nicht so, wie man – wie Spawn – zunächst denkt, er soll für andere den Kopf hinhalten und auch noch um den versprochenen Lohn betrogen werden. Dass er sich das nicht gefallen lässt, ist klar, doch halten sich die Künstler mit Splatter-Elementen mehr zurück als die meisten ihrer amerikanischen Kollegen.
„Spawn: Architekten der Angst“ ist eine in sich abgeschlossene Graphic Novel für das reifere Publikum, in die auch Gelegenheitsleser problemlos einsteigen können, doch wer mit der Serie vertraut ist, wird die komplexen Handlungsstränge und tiefergehenden Töne vermissen.