Richard Laymon: Licht aus! (Buch)

Richard Laymon
Licht aus!
(Out are the Lights)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Festa, 2012, Taschenbuch, 272 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86552-166-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Vor Jahren hieß es noch das „Helsingor“, nach Hamlets Schloss. Damals war es noch ein Kino, das den Namen Kino auch verdient hatte. Nicht ein paar ineinander verschachtelte Schuhkartons, wie man sie heute an jeder Ecke finden kann. Stattdessen ein riesiger Saal mit nachtblauer Decke und vielen geplüschten Stuhlreihen .Kürzlich hate das altehrwürdige Lichtspielhaus – ja, so hießen Kinos damals in der guten alten Zeit – unter dem Namen „Spukpalast“ wiedereröffnet.

Jeden Freitag ist Programmwechsel und die lange Nacht des Grauens. Eine Doppelaufführung gefeierter Horrorstreifen, dazwischen ein neu gedrehter Kurzfilm. Und in diesen geht es blutig zu. Da werden junge, hübsche Frauen gefoltert, malträtiert und zerstückelt. Die Special Effects sind hervorragend, fast könnte man annehmen, dass man bei einem brutalen Mord live dabei sei. Doch dann besucht eine taube Frau die Vorführung und liest vom Mund einer der vermeintlichen Schauspielerinnen einen verzweifelten Hilferuf ab, der so gar nicht zum synchronisierten Ton passen will…

„Licht aus!“ Ist sicherlich nicht Laymons bester Kurzroman beziehungsweise beste Novelle. Dennoch entfaltet der Text ein gerüttelt Maß an Faszination, die der bestechenden Idee geschuldet ist, dass tatsächliche Morde als Snuff-Movies abgedreht und als vermeintliche Horror-Streifen öffentlich aufgeführt werden.

Angereichert hat er diese Idee, die der Leser bereits im Vorfeld anhand des Waschzettels erahnen kann und somit nicht mehr wirkliche Überraschungseffekte für diesen bereithält, mit einigen deutlichen Sex-Szenen und Beziehungsbeschreibungen. Letztere wirken eher als schmückendes Beiwerk, als dass sie den Text wirklich voranbringen würden.

Gerade in der Beschreibung der Morde, die uns nach und nach mit den Hintergründen und den Vermarktungsstrategien der Täter bekanntmachen, liegt die Stärke des Textes. Hier spricht der Laymon’sche Horror, hier erblickt man das Grauen, den Splatter, für den Laymon berühmt, ja berüchtigt ist. Das bissige Finale überrascht dann mit einer Lösung, die den Leser überrascht und befriedigt das Buch schließen lässt.