Ria – Die Lichtklan Chroniken 2: Die Macht des Siegels (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 03. Juni 2012 11:08
Ria – Die Lichtklan Chroniken 2
Die Macht des Siegels
Text: Thorsten Kiecker; Andreas Völlinger
Zeichnungen: Thorsten Kiecker u.a.
Splitter, 2012, Hardcover, 64 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-301-0
Von Frank Drehmel
Die Suche nach den Siegel-Fragmenten, die, setzt man sie wieder zusammen, der Welt Tenebra die Rettung bringen sollen, verschlägt Ria, die Erbin des Lichtklans, Loan, den letzten Überlebenden des wilden Tusca-Klans, sowie den schrulligen Erfinder Uri zunächst in die unheimlichen Scarpo-Wälder. Während der Alte versucht, sein havariertes Flugschiff wieder in Gang zu bringen, folgen Ria und Loan, geführt vom magischen Stab des Lichtklans, dem Weg zum ersten Fragment.
Im dichten Forst lauern ihnen jedoch molluskenhaften Wesen auf, welche die beiden Eindringlinge nach einer kurzen Verfolgung gefangennehmen und zu ihrer monströs großen Königin schleppen, damit diese sich von der Lebensenergie Loans und Rias nähre. Zwar gelingt es dem Mädchen, das Monster magisch zu bezwingen, aber Ria weiß nun, dass von den Siegel-Teilstücken eine mutierende Kraft ausgeht, die selbst vergleichsweise harmlose Wesen zu tödlichen Gegnern heranwachsen lassen kann.
Mit dem errungenen Fragment im Gepäck und in Begleitung des mittlerweile zu ihnen gestoßenen Uris setzen die drei ihre Quest fort, die sie nun aus den Scarpo-Wäldern in die Eiswüste von Tikoha führt. Nicht nur, dass hier ebenfalls gewaltige Tiere wie die Eisschlangen lauern, Tikoha ist auch die Heimat des Klans der Q’Armadul, die vor langer Zeit für ein abscheuliches Verbrechen von den übrigen Stämmen in die unwirtliche Einöde verbannt wurden. Beherrscht von der uralten und verblendeten Klan-Mutter Mé Kekua stehen die Einheimischen den Neuankömmlingen feindselig gegenüber, mit Ausnahme des jungen Torcas, der in Ria und ihren Gefährten Hoffnung für seinen Stamm erkennt und der schlussendlich eine Revolte gegen die Mutter anzettelt, eine Revolte, die seine Welt zum Einsturz bringt.
Da es nach der unterirdisch schlechten, banalen und trivialen Handlung des ersten Albums nicht weiter bergab gehen konnte, nimmt es nicht wunder, dass die Story in Band 2 an Fahrt gewinnt. Allerdings ist sie noch immer weit, weit davon entfernt, spannend oder fesselnd oder unterhaltsam zu sein. Zu sehr erinnern Aufbau und Dramaturgie an einschlägige Serien des Fernseh-Kinderprogramms. Mir persönlich kommt sofort Inu Yashas Suche nach den Splittern des Juwels der vier Seelen in den Sinn, wobei der Anime im Gegensatz zu „Ria“ mit spritzigen, witzigen Dialogen, Selbstironie und einer Portion Situationskomik aufwartet, welche dem Comic gänzlich abgehen. Die dröge Story wäre einfacher zu ertragen, wären die oberflächlich umrissenen Figuren nur einen Hauch interessanter, charismatischer; bedauerlicherweise jedoch bleibt Ria ausgesprochen langweilig, während Loan merkwürdig unplausibel und inkohärent erscheint und Uri als Stimme des Verstandes vollkommen deplatziert wirkt.
Das Artwork hinterlässt nach wie vor einen ambivalenten Eindruck. Computertechnisch perfekt umgesetzt wirkt es trotz der Texturvielfalt, der unterschiedlichsten perspektivischen Effekte – von Farbperspektive bis hin zur Luftperspektive –, der Farbbrillanz sowie einiger netter visueller Spielereien mit der Tiefenschärfe konstruiert und kalt. Zudem erscheinen oftmals die Figuren wie auf den Hintergrund aufgesetzt oder „aufgemalt“ beziehungsweise interagieren nicht wirklich mit der Umgebung, was daran liegen mag, dass sie im Gegensatz zur Umwelt relativ flächig, glatt und texturarm koloriert sind. Mich persönlich hat nur ein vergleichsweise kleines Panel auf Seite 31 emotional beeindruckt, ein Bild das in der Art der Darstellung an Bilder H. R. Gigers erinnert.
Fazit: Wirklich beeindruckend ist wie im ersten Album nur die technische Ausführung des Artworks. Die Geschichte selbst ist nach wie vor beängstigend banal, trivial und letztlich auch humorlos, sodass auch der zweite Band eher als Anschauungsobjekt für Grafiker und Mediendesigner taugt, als als ernstzunehmendes Comic.