Meisterdetektive 1: Sherlock Holmes und das Druidengrab, Alisha Bionda (Hrsg.)
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- Veröffentlicht: Samstag, 02. Juni 2012 12:24
Alisha Bionda (Hrsg.)
Sherlock Holmes und das Druidengrab
Meisterdetektive 1
Titelbild und Innenillustrationen von Crossvalley Smith
Fabylon, 2012, Paperback, 240 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-39270-71-75-9
Von Carsten Kuhr
Alisha Bionda startet eine neue Reihe. „Meisterdetektive“ soll Autoren die Möglichkeit geben, den größten Ermittlern der Literatur ihre Referenz zu erweisen. Den Auftakt macht eine einmal mehr aufwendig illustrierte Anthologie, in der Bionda ihren Autoren alle Freiheiten lässt, den Mann mit der Pfeife in neuen, phantastischen Fällen zu portraitieren. Das Gebotene überrascht dabei damit, dass viele der Autoren eben jenes Phantastische lediglich als Aufhänger nutzen, den Holmes dann rational untersucht und letztlich erklärt. Dabei treffen wir auf alte Bekannte aus dem Holmes-Universum, treten berühmte Zeitgenossen des Detektivs auf, geht es aber auch immer wieder um profane Morde oder perfide Verbrechen.
In seiner ganz eigenen Art und Weise untersucht der Mann aus der Baker Street 221 b die Fälle, wippt dann genüsslich auf seinen Zehen wenn er seinem verblüfften Publikum seine rationale Lösung vorstellt. Das reiht sich in den gängigen Holmes-Kanon ein, fügt diesem interessante, vielschichtige Fälle hinzu, und bietet abwechslungsreiche Unterhaltung. So unterschiedlich die Autoren auch sind, so sehr die Geschichten stilistisch voneinander differieren, Holmes selbst bleibt als faszinierendes verbindenden Glied erhalten.
Neben Klaus P. Walter, der mit seinen wie üblich sorgfältig recherchierten und mit jeder Menge an zeitgenössischen Anmerkungen gespickter Text mich sofort in seinen Bann zog, wussten insbesondere Tanya Carpenter und Guido Krain mit ihren Beiträgen zu überzeugen.
Um was geht es im Einzelnen?
Desirée Hoese: „Eine Studie in Blut“:Das Ableben von Holmes einzig wahrer Liebe, der Opernsängerin Irene Adler, wurde mehrfach aufgegriffen. Desirée Hoese aber weiß von einer ganz eigene Version des Lebens, Sterbens und ihrer untoten Wiederkunft zu berichten, eine Frau, die selbst im Tod nicht von Holmes lassen will – ein Ansinnen, das selbst Moriarty zum Eingreifen auf Seiten Holmes’ zwingt.
Vincent Voss: „Stimmen aus dem Jenseits“: Eine Adelige glaubt, in einer Séance die Stimme ihres verunglückten Vaters zu hören. Als ihr kurz danach geweissagt wird, dass sie in Bälde des Todes sei, wendet sie sich an Holmes.
Ramón Scapari: „Die brennende Brücke“: Auch der berühmte Architekt Gustave Eiffel sucht um die Hilfe unserer Spürnase aus der Baker Street nach. Bereits einmal kreuzten sich die Wege des genialen Architekten und des damals totgeglaubten Holmes. Nun erhält Eiffel Drohungen in Versform, die auf ein perfides Verbrechen hinweisen – eine Brücke soll durch den sie überfahrenden Zug zum Einsturz gebracht werden. Doch wie soll die Tat ausgeführt und wie verhindert werden?
Tanja Bern: „Holmes und der Wiedergänger“: In einem abgelegenen Dorf geht scheinbar ein Untoter um. Selbst Holmes muss anerkennen, dass Menschen wie Tiere gerissen werden und ihr Blut getrunken wird. Zusammen mit Watson macht er sich auf die Suche nach einer rationalen Erklärung.
Anke Bracht: „Sherlock Holmes und der Geist von Carnington Hall“: Ein Geist such das altehrwürde Anwesen der Carningtons heim. Die weiße Frau hinterlässt eine Reihe von Toten. Holmes macht sich zusammen mit Watson an die Aufklärung – und stößt auf eine Familientragödie.
Klaus P. Walter: „Sherlock Holmes und der Golem“ entführt uns nach Prag. Hier, in der Stadt die wie keine zweite von ihren küdischen Bürgern geprägt wurde, geht ein mysteriöser Mörder um. Ungesehen, aber mit gigantischen Kräften ausgestattet, macht er Jagd auf Jesuiten. Ein Buch, das einem angesehenen Rabbi entwendet wurde, weist den Weg – eine uralte Mär erwacht zu neuem Leben.
Guido Krain: „Die Geisterschlange von Castonhall“: Zur Feier eines Geburtstages waren sie angereist, ein amerikanischer Hobby-Archäologe, ein ehemals in Indien stationierter Offizier der britischen Armee und dessen Diener sowie Holmes und Dr. Watson. Nach der Feier aber schlägt ein Mörder zu. Die Giftzähne einer Schlange hinterlassen geschwollene Wunden und führen selbst unseren Meisterdetektiv auf eine falsche Fährte.
Barbara Büchner: „Sherlock Holmes und das Druidengrab“: Diesmal trifft unser Meisterdetektiv auf einen alten Feind. Der Archäologe Professor Albus Millstone hat eine perfide Falle entworfen um sich seines Widersachers Holmes zu entledigen. Nicht etwa die altägyptische Mystik, wie man bei dem in Ägypten und dem Irak grabenden Archäologen erwarten würde kommt zum Einsatz, sondern kabbalistische Zauberei.
Andreas Flögel: „Die Fremde“: Eine Tote gibt Klopfzeichen von sich, die der Meisterdetektiv als Morse-Botschaft entziffert. Als er den Hinweisen nachgeht trifft er auf eine gefangengehaltene Frau, die weit mehr ist als nur eine bezaubernde Nackte.
Sören Prescher: „Schleichendes Gift“: Ein Klient sucht Holmes auf und beauftragt ihn herauszufinden, wer ihn ermorden wollte. Als Dr. Watson und Holmes das Herrenhaus der Familie besuchen, erfahren sie, dass ihr Auftraggeber tatsächlich ermordet wurde. Umso entschlossener nimmt Holmes die Ermittlungen auf, die ihn nicht nur auf die Spur eines Familiendramas führen, sondern auch mit der Tatsache konfrontieren, dass alle Beteiligten eigentlich bereits lange dem Vergessen anheim gefallen sein sollten.
Volker Bätz: „Sherlock Holmes und der Schatten des Chronos“: Ein Medium und eine Séance sollen ein altes bis dato ungesühntes Verbrechen ans Tageslicht bringen. Doch einmal mehr müssen Holmes Fähigkeiten den Schuldigen entlarven.
Ruth M. Fuchs: „Sekhmet darf nicht gedient werden“: Eine Sonderausstellung im Ägyptischen Museum wird durch einen mysteriösen Todesfall gestört. Wer, oder besser was, ist für den Todesfall verantwortlich? Ist gar ein uralter Fluch wieder lebendig geworden? Fragen, auf die Holmes eine Antwort sucht.
Tanya Carpenter: „Im Rauch der Meerschaumpfeife“: Erstmals gerät Holmes selbst unter Mordverdacht. Die Indizien sind eindeutig, die Beweise erdrückend, dass ausgerechnet der Mann, der sonst die Verbrechen mit seinem Scharfsinn aufklärt, selbst der Mörder ist.