Die Welten von Thorgal – Lupine 1: Raissa (Comic)

Die Welten von Thorgal – Lupine 1
Raissa
(Les Mondes De Thorgal – Louve: Raïssa)
Text: Yann
Zeichnungen: Roman Surzhenko
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2012, Hardcover, 72 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-86869-386-7

Von Frank Drehmel

Nachdem man sich seitens des Splitter Verlags entschlossen hatte, mit „Thorgal“ einer der langlebigsten und letztlich auch erfolgreichsten franko-belgischen Fantasy-Serien nicht nur eine simple Neuveröffentlichung zu spendieren, sondern sie nach dem Aus bei Carlsen auch fortzuführen, zeugt es von einer konsequenten Veröffentlichungspolitik, die Spinn-off-Alben der „Welten von Thorgal“ dem deutschen Publikum ebenfalls zugänglich zu machen.

Den Anfang dieser Reihe markierte unlängst der erste Band eines Zyklus’ um die Kriegerin Kriss de Valnor, die Fortsetzung erfährt sie nun im ersten Album eines Zyklus’ um Lupine, der Tochter des Sternensohnes.

Verlassen vom Thorgal und Jolan fristen die kleine Lupine und ihre Mutter Aaricia im Dorf der Wikinger zwar nicht das Leben von Ausgestoßenen, werden aber von den Dörflern misstrauisch beäugt und sind eher geduldet denn Teil der Gemeinschaft. Insbesondere Lupines aufbrausendes Wesen lässt sie immer wieder in Streit gerade mit den heranwachsenden Jungen des Dorfes geraten. Eines Tages will sie einer Wölfin zu Hilfe kommen, die, gefangen in einer Grube, von den Jugendlichen mit Steinen traktiert wird. Als sie dabei selbst in die Falle fällt, verlassen die anderen Kinder eilends den Ort des Unfalls, in der Hoffnung und im Glauben, dass das störende Mädchen von dem Untier zerfleischt werden wird. Doch dank Lupines Fähigkeit mit Tieren sprechen zu können und ihrem einnehmenden Wesen, kommen sich die Wölfin namens Griz und das Menschenkind näher und können sogar gemeinsam der Falle entkommen.

Nachdem sie ihre Geschichte vernommen hat, beschließt Lupine, Griz dabei zu helfen, ihre Position als Rudelführerin zurückzugewinnen, welche sie gegen die bösartige Wölfin Raissa verloren hat. Doch das Untier, das nicht nur jede Opposition im Rudel mit brutaler Gewalt niedergerungen hat, sondern das auch zur gezielten Jagd auf Menschen bläst, erweist sich schlussendlich als zu stark. Griz stirbt und Lupine ist gezwungen, zu fliehen. Durch einen schmalen Tunnel kriechend, geführt von einer Schar Kaninchen, gelangt sie aus ihrem düsteren Wald in ein sonnendurchflutetes Land, das von heiteren Menschen bewohnt zu sein scheint und dessen magisch begabter Herrscher – Azzalepstön – sich als Ausbund an Güte und Wohlwollen inszeniert. Doch wie so oft trügt der erste Anschein, denn Azzalepstön hat ganz eigene Pläne mit Lupine.

So überzeugend auch die neueren „Thorgal“-Alben oder der erste Band des „Kriss de Valnor“-Zyklus’ gewesen sein mögen, so schwach kommt Lupines Geschichte daher. Nicht nur, dass handlungsseitig kaum etwas Bewegendes abseits eines dünnen, vorhersehbaren und klischeehaften Plots, der immerhin eine vage inhaltliche Verbindung zur Hauptserie erkennen lässt, um die Wölfin und – später – den Magier geschieht, die Hauptprotagonistin erweist sich auch als besserwisserische, großmäulige und gutmenschelnd plappernde Göre, der man nur mühsam Sympathie entgegenbringen kann.

Dem Artwork Roman Surzhenkos fehlt zwar die archaische Kraft der Originalserie und insofern scheint es deutlich gezähmt, aber verglichen mit anderen frankobelgischen Mainstream-Comics überzeugt es insbesondere im lockeren Umgang mit Schatten, Verschattungen und sachten Schraffuren und macht in Verbindung mit der atmosphärisch stimmigen Koloration einen zumindest gefälligen Eindruck.

Informativ und interessant gestaltet sich der umfangreiche redaktionelle Teil, der neben drei kurzen Texten zu Serie, Autor und Künstler vor allem mit zahlreichen Skizzen aus Surzhenkos Sketchbook aufwartet, welche die Entwicklung einzelner Seiten von einer groben Skizze bis hin zu einer elaborierten Zeichnung aufzeigen.

Fazit: Ein hauchdünner Plot mit einer eher nervtötenden Protagonistin sowie ein alles in allem zwar gefälliges, aber keineswegs herausragendes Artwork machen diesen ersten Band des „Lupine“-Zyklus lediglich für die Thorgal-Fans interessant, die Wert auf Vollständigkeit ihrer Sammlung legen.