Nosferatu 1: Si vis pacem (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 02. Juni 2012 12:18
Nosferatu 1
Si vis pacem
(Nosferatu: Si vis pacem)
Text: Olivier Peru
Zeichnungen: Stephano Martino
Übersetzung: Tanja Krämlig
Splitter, 2012, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-449-9
Von Frank Drehmel
Nahe des Molochs Bombay erwacht in Indien in einem vergessenen Tempel, welcher während der Regenzeit durch die Wassermassen freigelegt wurde, eine uralte Macht: Nosferatu, der erste der Vampire, macht sich daran, eine Welt, die ihn seit mehr als sechs Dekaden tot glaubte, zu erkunden und zu erobern.
Doch sein Erwachen bleibt nicht unbemerkt. Sowohl die Vampirjäger, die Nemrods, die sich zu einem losen Netzwerk zusammengeschlossen haben, als auch die Archonten, mächtige Vampire, die direkt von dem ersten Meister abstammen, spüren die Rückkehr.
Während sich Nosferatu in den Slums der Metropole mit dem gehaltvollen Blut von Mördern stärkt und mit Hilfe des Gossenjungen Anjappan erste Schritte in einer für ihn neuen Welt macht, sammelt der Vampir Lucius Vladica die Seinen, um den Meister erneut entgegen zu treten, so wie er es schon einmal tat. Lucius, zu Zeiten des römischen Kaisers Caligula ein ehrbarer Legionär und Veteran, bangt nicht nur um seine mittlerweile angehäufte Macht, sondern hat mit dem Vampir noch eine sehr persönliche fast zweitausend Jahre alte Rechnung offen. Nosferatu seinerseits sucht Rache an denen, die ihn während des Zweiten Weltkrieges so perfide hintergingen und scheinbar tot in den Dschungeln Indiens zurückließen. Auch wenn Lucius befürchtet, dass selbst die vereinte Kraft der Archonten diesmal nichts gegen den ersten der Vampire auszurichten vermag, so weiß er, dass der Kampf unausweichlich ist. Die beiden Jäger Erick und Chelsea indes hoffen rechtzeitig zur Stelle zu sein, um die ganze Vampirbrut an einem einzigen Ort zu vernichten.
Wer nach Olivier Perus parallel bei Splitter veröffentlichten, alles andere als erquicklichen „Zombie“-Reihe Zweifel ob des Unterhaltungswertes eines Horror-Themas hegte, das Stephenie Meyer und ihre Epigonen gnadenlos in die ewige Verdammnis schreiben, der wird sich zwar angesichts „Si vis pacem“ – wer den Frieden will, … – nicht überrascht die Augen reiben, aber immerhin doch eine gewisse Freude empfinden über einen Comc, das seine ganz eigenen Qualitäten hat. Sicherlich ist die Geschichte weder besonders originell noch über alle Maßen logisch, und die Exkurse in die römische Vergangenheit nerven eher, als dass sie die Spannung befördern, aber … hey … zumindest ich fühlte mich beim Lesen deutlich positiv an die guten, alten „Pen & Paper“-Spiele und -Settings rund um die „World of Darkness“ – die „Welt der Dunkelheit“ – erinnert, in der sich mächtige Vampire – in Erinnerung an ihren Urvater Kainiten genannt –, Jäger und allerlei metaphysisches Kroppzeug mal epische, mal heimliche Kämpfe um Geld, Macht, Ruhm und die Seelen der Menschen liefern.
Als weiterer Pluspunkt ist der Versuch des Autors zu werten, die Beziehungen der Protagonisten und ihre Motive, ihr Wesen auf eine belastbare Basis zu stellen, ihnen Komplexität zu verleihen, auch wenn das Ganze nicht ohne deutliche Längen vonstatten geht.
Dem Artwork wiederum kann zumindest ich nicht nur Positives abgewinnen. Zeichnerisch, grafisch ob seines Detailreichtums, der Dynamik und der Ausdruckskraft der Figuren durchaus gefälliger bis guter Mainstream, weiß die zum Monochromen tendierende braun- beziehungsweise blaudominierte Koloration nicht zu überzeugen, fehlen ihr doch die farblichen Höhepunkte. Mag sein, dass meine Farbpräferenzen mit zunehmendem Alter und angesichts Tausender von Comics mittlerweile stärker in Richtung „visueller Kick“ gehen, aber ist es nicht viel ambitionierter beziehungsweise zeugt von größerem Können, mit bunten Farben Grauen und Horror zu erzeugen als die Geschichte hinter einem Schleier kolorativer Tristesse zu verstecken?
Fazit: Eine Story, die zwar keinen Ausbund an Originalität bietet, die aber aufgrund von Anklängen an die Rollenspiele der „World of Darkness“ recht unterhaltsam daherkommt, auch wenn die Koloration des Comics deutlich zu eintönig ist.