Markus Heitz: Oneiros – Tödlicher Fluch (Buch)

Markus Heitz
Oneiros – Tödlicher Fluch
Knaur, 2012, Paperback 624 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-426-50590-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Der Tod kommt so manches Mal unerwartet, überraschend und gewaltsam daher. Immer dann, wenn unsere Liebsten durch einen Unfall oder ein Gewaltverbrechen von unserer Seite gerissen werden, wenn ihre Körper verletzt werden, dann kommen die besonderen Talente der Leichenbestatter zum Einsatz. Um den trauenden Verwandten einen würdevollen Abschied von ihren Liebsten, so wie wir sie gekannt haben, zu ermöglichen, werden die sterblichen Überreste bestmöglich aufbereitet.

Konstantin Korff aus Leipzig ist der bekannteste und versierteste Thanatologe seiner Zunft. Wie kein Anderer vermag er es, den Leichen ihre Würde zurückzugeben um auf diese Weise den sie Liebenden einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Als ein Airbus A 380 aus den USA in das Terminal des Flughafens rast und in Feuer aufgeht, zählt auch die Tochter eines reichen Unternehmers zu den Opfern. Man ruft Korff, um die vom Feuer und der Obduktion entstellten Überreste möglichst lebensnah aufzubahren.

Was Korff zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt ist, dass das rätselhafte Unglück des Flugzeugs nicht etwa einem Terroranschlag oder menschlichen Versagen zuzuschreiben ist, sondern, dass ihn etwas ganz Persönliches mit dem Tod der Insassen der A 380 verbindet. Für Gevatter Tod sind alle Menschen gleich. Doch ein paar Wenige tragen einen Fluch in sich. Zwar altern sie, können verletzt werden, doch der Tod kann sie nicht finden. Nur wenn sie schlafen vermag der Sensenmann sie wahrzunehmen – und er kommt geschwind des Wegs, um seine Ernte einzufahren. Dass er dabei, da er seine eigentlichen Opfer nicht sehen kann, Rundumschläge verteilt, dass alles Leben um die schlafenden Menschen ausgelöscht wird, setzen Manche der Schlafenden gewinnbringend als Waffe ein. Terroristen und finstere Diktatoren ist die Gabe viel Geld wert. Doch es gibt auch Fluchbeladene, die ihre Gabe für hehre Ziele einsetzen. Sie machen Jagd auf Verbrecher oder suchen, die Kreise ihrer Assassinen-Kollegen zu stören.

Korff gehörte einst zu diesen Jägern im Dienste des Guten. Mittlerweile aber will er nur noch seine Ruhe. Nur, dass man ihm diese nicht gönnt. Alte Kollegen melden sich, der Unfall der A 380 ist auf einen seiner Art zurückzuführen und eine geheimnisvolle Frau versucht sich seiner zu bemächtigen. Ob er will oder nicht, er muss der Sache auf den Grund gehen. Die Spur führt nach Minsk, in eine Privatklinik, in der skrupellose Mediziner auf der Suche nach dem ewigen Leben sind. Und diese sind bereit, zur Erreichung ihres Ziels jeden Preis zu zahlen…

Markus Heitz hat neben seinen bei Piper publizierten Fantasy-Romanen und der von ihm initiierten „Justifiers“-Serie bei Heyne im Knaur Verlag über die Jahre eine ganze Anzahl Urban-Fantasy-Knaller vorgelegt. Mit Vampiren und Werwesen hat er sich beschäftigt, immer auch eine gute Portion geschichtliches Wissen einfließen lassen, und seinen übernatürlichen Kosmos ständig ausgeweitet. Vorliegend beschreitet er neue Wege, löst sich ganz von Vorbildern, fasziniert aber beileibe nicht weniger als vorher.

Mit seiner Idee, Menschen zu porträtieren, die der Tod nicht finden kann, hat er ein faszinierendes Konzept unter seine Handlung gelegt. Nicht nur, dass ihm dies ermöglicht, sich abseits ausgetretener Pfade zu verlustieren, man merkt dem Text förmlich an, wie viel Spaß der Autor beim Schreiben gehabt hat. Natürlich dürfen die typisch Heitz’schen packend beschriebenen Kämpfe nicht fehlen, es gibt Geheimnisse und Verrat, Intrigen und Mysterien hinter Geheimnissen zuhauf, sodass Langeweile einmal mehr ein Fremdwort für Heitz und seine Leser bleibt. Das hat großen Suchtcharakter, ist gewohnt actionreich auf den Punkt geschrieben.

Auch wenn der Autor ein paar Mal zu oft den Zufall bemüht, seine Charaktere insbesondere was die Nebenfiguren anbelangt flach und stereotyp ausgeführt wurden, erwartet großes Action-Kopfkino den Leser.