Terry Brooks: Die Hüter des Schwarzen Stabes – Die Legende von Shannara 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 21. Mai 2012 20:13
Terry Brooks
Die Hüter des Schwarzen Stabes
Die Legende von Shannara 1
(Bearers of the Black Staff)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Wolfgang Thon
Titelillustration von Katrin Diesner
Blanvalet, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 544 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-442-268868-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Vor Jahrzehnten, lange vor dem Hype um die Verfilmung von „Der Herr der Ringe“, gab es bereits einmal einen Fantasy-Boom Mitte der 70er. Neben muskelbepackten Recken suchte und fand man damals auch Werke, die sich an der Ring-Trilogie orientierten – die Questen-Fantasy nahm Kurs auf die Bestsellerlisten.
Neben den einschlägigen Serien aus der Feder David Eddings (Knaur und Bastei Lübbe), den „Drachenlanzen-Chroniken“ (dt. Goldmann) oder dem farbenprächtigen Prachtband „Urshurak“ (Bastei Lübbe) kam damals auch eine erste Trilogie von einem bis dato unbekannten Autor auf den Markt. Unter dem Signet „Shannara“ legte Terry Brooks hier eine auf den ersten Blick etwas plumpe Nachahmung von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ vor. Dennoch, oder vielleicht auch gerade deshalb, entpuppte sich die Trilogie als Erfolg, inhaltlich meines Erachtens überzeugendere Fortsetzungen schlossen sich an.
Nun war es einige Jahre relativ ruhig um Shannara, bevor es im Mai dieses Jahres ein Wiedersehen mit der Fantasy-Welt gab. Nicht etwa eine Fortsetzung erwartet den Leser, sondern ein so genanntes Prequel – eine Trilogie, die sich mehr mit der Vorgeschichte zu den bekannten Trilogien beschäftigt.
Die Handlung setzt rund 500 Jahre nach den Ereignissen an, die der Autor uns in „Die großen Kriege“ geschildert hat. Die Flüchtlinge zogen sich vor den Nuklearwaffen in das durch Magie geschützte Tal zurück. Was immer auch Generationen von Talbewohnern vor der Außenwelt Schutz geboten hat, ist dabei, sich aufzulösen. Die einstmals undurchdringliche Grenze ist löchrig geworden, erste Dämonen dringen ins Tal ein. Dieser Situation stellen sich vier Protagonisten. Der Graue Sider Ament, Träger des Schwarzen Stabes, der an der Grenze patrouilliert, Panterra Qu und das Mädchen Prue die den Einbruch der Dämonen entdecken, und die Elfenprinzessin Phryne. Ihre selbstgewählte Mission erweist sich als weiter gefahrvoller als gedacht…
Ich könnte es mir nun relativ leicht machen, und kurz und bündig urteilen: Wer die bisherigen „Shannara“-Romane mochte, der wird auch hier gut bedient werden. Nur, dass es so einfach nicht ist. Brooks ist nunmehr mehr als 30 Jahre im Geschäft, er ist das, was man gemeinhin als alten Hasen bezeichnet. Mit dieser Erfahrung weiß er, wie er seine Handlung aufziehen muss. Die Ingredienzien hat er in seinen Sagas erprobt: die jungen, entwicklungsfähigen Helden (Prue), der weise Ratgeber (Sider Ament) und die Elfin (Phryne), dazu Bedrohungen, die von außen an unsere Helden herangetragen werden sowie ignorante Honoratioren und Entscheidungsträger, die den Anstoß für unsere Protagonisten geben, selbst tätig zu werden.
Warum aber zog sich dann die Lektüre etwas zäh hin? Ich hatte den Eindruck, dass Brooks nichts wirklich Neues zu erzählen hatte. Uninspiriert läuft die Handlung in den zu erwartenden Bahnen ab, verhalten sich seine Figuren wie ihre Vorgänger beziehungsweise Nachfolger aus den anderen Zyklen. Es fehlt das Besondere, das Überraschende, das dem Plot ein wenig Pepp verleihen würde. Nicht, dass Brooks nicht für Spannung sorgen würde, nicht, dass es nicht an Herausforderungen und angedeuteten Triumphen – hier hält der zweite Teil sicherlich noch mehr für den Leser bereit – mangeln würde, doch das packend Neue habe ich ein wenig vermisst. Insoweit also nicht ganz die Klasse, die ich mir von Terry Brooks, der bei Blanvalet tolle Zyklen vorgelegt hat, erwartet habe.