Lohmann, Alexander: Der Tag der Messer (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 01. Dezember 2009 00:00
Alexander Lohmann
Der Tag der Messer
Titelillustration von Oliver Wetter
Bastei-Lübbe, 2009, Paperback, 654 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-404-28532-7
Von Carsten Kuhr
Eigentlich hatten unsere Helden der finsteren Seite sich ja gar nicht schlecht geschlagen. Im ersten Band gelang es ihnen doch tatsächlich, allen Widerständen der Lichten Völker zum Trotz. das Kästchen Leuchmadans an sich zu bringen und die Grauen Lande wieder erblühen zu lassen. Wito, einer der Helden denen dieses Kunststück gelang, hat gar noch eine eigene Partei gegründet. Die Grüne Lande Partei macht sich für Gleichberechtigung stark, etwas Unerhörtes bei den Finstervölkern. So kommt es, wie es kommen muss, Geliuna, die schwarze Fei, verurteilt den Helden zur Deportation an den Ort ohne Rückkehr. Die Gnomen bleiben entsetzt zurück. Ihr Anführer, ihr größter Held, verurteilt, und das nur,weil er für sie ein besseres Leben wollte. Revolution liegt in der Luft.
Aus den Knochen des uralten Drachen schufen die Zwerge Waffen, die auch nach der Verkleinerung der Gnome, die sie zu den gefürchtetsten Attentätern der Welt macht, scharf und tödlich bleiben. Angeführt von Darnamur planen sie einen Aufstand, und, was keiner erwartete, die Revolution gelingt. Während Daramur als graue Eminenz im Hintergrund die Fäden zieht, scheint die Herrschaft der Fey vorbei. Doch dann sind es ausgerechnet die Goblins, die sonst nicht eben für ihre Geisteskräfte bekannt sind, die neuen Unfrieden stiften. Und sie hätten sich wirklich keinen ungeschickteren Zeitpunkt aussuchen können, denn die Armee des Lichts ist auf dem Vormarsch ins Reich der Finsterlinge …
«Gefährten des Zwielichts« bot eine etwas andere Aufarbeitung des Tolkien’schen Grundthematas. In Alexander Lohmanns Roman stellte er – endlich einmal bin ich geneigt zu sagen – die sogenannten Bösen ins Zentrum, und bewies auf amüsante Art und Weise, dass sich die Motivation der Dunklen von der der Lichten, wenn überhaupt, nur marginal unterscheidet.
Vorliegender Roman ist zwar eine Fortsetzung, doch wer nun eine simple Kopie erwartet, der sieht sich getäuscht. Stand bislang eine humorvoll aufbereitete Queste im Mittelpunkt, so kommt uns vorliegender Roman deutlich anders entgegen. Nichts mehr mit einer Gemeinschaft von Helden, die auszieht eine Aufgabe zu bewältigen. Dunkel, düster geht es zu am Tag der Messer.
Schon der Titel weist den Weg – es geht um Verrat, um Intrigen, um Angst und Terror. Das erinnert in Details an die Zustände zur Zeit der Französischen Revolution, das ist in sich auch deutlich komplexer und brutaler als der Vorgänger.
Folgerichtig gibt es dieses Mal auch keinen Helden, dem der Leser folgen könnte. Jeder der Auftretenden sucht seinen eigenen Vorteil, intrigiert und agiert, wechselt die Seiten.
Natürlich gibt es neben dem großen Gemälde einer Stadt im Griff des Bürgerkriegs auch kleine Geschichten in der Geschichte und interessante neue Figuren. Der Goblinkrieger Warzaz, der gewohnt tumb versucht Probleme mit roher Gewalt zu lösen, ein findiger Kobolderfinder oder eine zurückhaltende Nachtalbe lockern den düsteren Text ein wenig auf.
Dennoch gelingt Lohmann ein gewollt düsteres Bild einer Stadt im Umbruch mit realistisch agierenden Personen und einer Handlung, die sich weit abseits der gewohnten Questenfantasy bewegt.