Wilhelm, Andreas: Projekt: Atlantis (Buch)

Andreas Wilhelm
Projekt: Atlantis
Titelillustration von Jeff Rotman
Limes, 2009, Hardcover, 448 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-8090-2537-5

Von Christel Scheja

»Projekt Atlantis« ist der dritte und letzte Band einer locker zusammenhängenden Romanreihe des deutschen Autors Andreas Wilhelm, die mit »Projekt Babylon« begann und mit »Projekt Sakkara« weitergeführt wurde. Der 1971 geborene, weit in der Welt herum gekommene und heute in Hamburg lebende Schriftsteller begründete damit seine Karriere.

Schon im Zweistromland und Ägypten untersuchten Peter Lawell und Patrick Nevreux die alten Ruinen und die dort gefundenen Artefakte nach Spuren, die auf eine noch ältere Hochkultur hindeuteten, versuchten Gemeinsamkeiten zu finden und ihre Theorie zu beweisen. Aber erst ihre Forschungsarbeit in Mexiko führt sie zum Ziel.
Der auf hauchdünne Goldfolie geschriebene Maya-Kodes, den Patrick Nevreux im Dschungel der Halbinsel Yucatan findet, gibt zusammen mit einem bisher als verschollen geltenden Teil von Platons Dialog – gefunden von Peter Lawell – über die ideale Staatsform, in der er erstmals Atlantis beschrieben hat, endlich konkrete Hinweise auf die mögliche Lage des versunkenen Kontinents.
Atlantis soll sich dreitausend Meter unter dem Meeresspiegel befinden, nördlich der Bahamas. Und so gibt es für die beiden Forscher kein Halten mehr. Sie wissen, dass der Beweis der Existenz des legendären Kontinents sie unsterblich machen würde. Und so beschaffen sie sich ein hochmodernes Forschungsschiff, um den Hinweisen nachzugehen.
Doch ihre Aktionen bleiben nicht unbemerkt, denn die US-Navy behält sie genau im Auge, da sie sich in einem umstrittenen Gebiet bewegen, und schickt Schiffe aus, um sie notfalls aufzuhalten und ihnen die Funde abzunehmen, wenn diese all zu brisant sein sollten. Aber auch ein profitgeiler Schatzsucher, der mit zwielichtigen Methoden arbeitet, und nicht zuletzt eine Sensationsreporterin sind ihnen dicht auf den Fersen.
Nevreux und Lawell merken derweil nichts von den Schatten, die auf sie lauern. Sie hoffen nur, dass ihre jahrelange Suche endlich ein Ende findet, denn wenn das stimmt, was sie entziffert haben, könnten sich dort unten – tief unter dem Meer – die Archive des Wissens befinden, die die Weis- und Wahrheiten der frühen Menschheit bergen und vielleicht sogar eine Macht, die nicht in die falschen Hände geraten dürfte …

Auch literarisch haben sich schon viele Menschen auf die Suche nach Atlantis gemacht und dafür alle irdischen Spuren zusammengesucht, die sie finden konnten. Dabei rangierten die Abenteuer von dramatischen Schnitzeljagden verschiedener Gruppen bis hin zu wissenschaftlich fundierten und etwas schwerfälligen Werken, denen eher Genauigkeit als Spannung wichtig war.
Zwar neigt »Projekt Atlantis« auch dazu, die Geschehnisse möglichst glaubwürdig zu machen, der Autor hat aber inzwischen gelernt, dass man seinen Lesern Spannung und Drama bieten muss. So sind in die eigentliche Geschichte auch noch Intrigen verwoben, die im Hintergrund ablaufen, bis es konkret zum Showdown kommt, damit man mitfiebern kann, wer sein Ziel als Erster erreicht. Dabei erweisen sich auch die öffentlichen Organisationen als zwielichtiger, als man denkt. Das Ende ist allerdings etwas vorhersehbar – sobald man weiß, was die Helden finden, kann man erraten, dass dieses Wissen eigentlich der Menschheit noch nicht zusteht.
Bis auf diese Schwächen ist der Roman jedoch gut lesbar, flüssig geschrieben und sowohl in der Gestaltung der Figuren als auch der Ereignisse nachvollziehbar. Selbst wenn man die beiden ersten Romane nicht gelesen hat, so findet man doch leicht in die Handlung, da kaum Bezug auf vorhergehende Geschehnisse genommen wird, und wenn, dann erklärt der Autor sie.

Wer Mystery-Thriller mag, die sich auf einer sehr realistischen Basis bewegen und nur selten wirklich phantastisch werden, der greift bei »Projekt Atlantis« nicht daneben.