Marvel Maximum 44: Wolverine – Der Beste von allen: Contagion (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 28. April 2012 20:11
Marvel Maximum 44
Charlie Huston
Wolverine – Der Beste von allen: Contagion
(Wolverine: The Best There Is 1-6, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Bryan Hitch
Zeichnungen von Juan José Rip, Andres Mossa
Panini, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 144 Seiten, 16,95 EUR
Von Irene Salzmann
Wolverine ist ein Mutant, der dank seiner Selbstheilungskräfte nahezu unsterblich ist. Allerdings ist er nicht der einzige seiner Art.
Ein Mann namens Winsor, der fähig ist, jede Seuche durch seine Körperchemie herzustellen, hat eine Gruppe um sich geschart, deren Mitglieder gewissermaßen nicht getötet werden können, da jeder in der Lage ist, sich zu regenerieren, teils auf Kosten der psychischen Gesundheit. Eigentlich hegen sie keinen Groll gegen Wolverine, doch Winsor benötigt ihn, angeblich um seinen Sohn zu heilen, ein Kind das genial, aber durch sein wucherndes Gehirn zum Tode verurteilt ist. Weil Wolverine den Jungen nicht sterben lassen kann, ergibt er sich in die Gefangenschaft, nimmt Folter und Tod auf sich, damit Winsor seine Forschungsergebnisse bekommt. Es dauert nicht lange, bis Wolverine begreift, dass dies nicht die ganze Geschichte ist…
Genau genommen ist nicht Wolverine sondern sein Heilungsfaktor die Hauptfigur der Serie „Wolverine – Der Beste von allen“. Die ersten sechs (relativ in sich abgeschlossenen) Episoden liegen unter dem Titel „Contagion“ vor. Man kann den Band ohne Vorkenntnisse problemlos lesen und muss nicht zwangsläufig auch das nächste Paperback mitnehmen, selbst wenn das Ende offenbleibt.
Wolverines spektakuläre Selbstheilungskräfte werden quasi bis zum Gehtnichtmehr ausgereizt, und immer wenn man glaubt, sie seien an ihre Grenzen gestoßen, passen sie sich den Erfordernissen an, entwickeln sich weiter und bringen den Titelhelden, der hätte tot sein müssen, wieder zurück. Was er im Rahmen der Experimente erdulden muss, ist grausam und nichts für schwache Nerven. Jeder aus Winsors Gruppe darf sich auf seine ganz persönliche Weise mit Wolverine befassen, und der Leser weiß, dass es bloß eine Frage der Zeit ist, wann der Spieß – nicht minder blutig – umgedreht wird und sich der Held rächen und retten kann. Die Sprache ist derb, selbst für einen Comic wie diesen, und Dinge, die sonst tabu sind, werden beim Namen genannt oder symbolträchtig umschrieben.
Die Zeichnungen sind entsprechend drastisch und stellen die Protagonisten nicht annähernd so attraktiv dar, wie man es von den „X“-Titeln im Großen und Ganzen gewohnt ist. Der „Typ“, wie Wolverine Winsor nennt (im Original vermutlich “bub“), sieht aus wie Marilyn Manson, die Experimente erinnern an diverse Video-Clips des Künstlers. Darüber, ob das Zufall oder Absicht ist, kann man bloß spekulieren.
Wer mit „Wolverine“ vertraut ist, weiß, dass Comics, in denen er die Hauptfigur ist, keine Pony-Hof-Geschichten offerieren. Er gehört zu den ‚Helden‘, die eine harte Gangart anschlagen wie zum Beispiel auch „Punisher“, „Daredevil“, „Moon Knight“, „Deadpool“ oder „Maverick“, deren Aktionen stets blutig verlaufen und hässliche Szenen beinhalten. Die Serien wenden sich an ein reiferes Publikum, das mit diesen Inhalten und Abbildungen zurechtkommt. Ob man „Contagion“ als spannende Lektüre oder als Splatter um des Splatters Willen betrachtet, ist absolut Geschmackssache.