Rage – Nach dem Einschlag (Comic)

Rage – Nach dem Einschlag
(Rage – After the Impact)
Autor: Arvid Nelson
Zeichnungen: Andrea Mutti
Farben: Michael Atiyeh
Übersetzung: Andreas Kasprzak; Bernd Kronsbein
Panini, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 100 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86201-311-1

Von Britta van den Boom

Dr. Cadence erwacht aus ihrer Tiefschlafkapsel in einer anderen, durchweg düsteren Zukunftswelt. Nicht nur ist die Erde nach dem Einschlag des Asteroiden Apophis, den Cadence im Schutz einer Raumarche überlebt hat, zerstört, die Katastrophe war auch ein Nährboden für Gewalt, wie die Wissenschaftlerin am eigenen Leibe erfährt, als sie gleich nach dem Aufwachen von marodierenden Banden angegriffen wird.

Soldaten der ‚Obrigkeit‘ retten sie, allerdings nicht ohne Eigennutz. Nach und nach erkennt die Wissenschaftlerin, dass die hochrangigen Militärs, die die neue Regierung der Welt bilden, ihre eigenen Pläne haben, denen sich alle unterwerfen müssen. Vollkommen kontrolliert und abhängig beginnt Cadence ihre Arbeit: Sie soll herausfinden, wodurch Menschen zu blutrünstigen Mutanten werden und ob es eine Möglichkeit gibt, sie zu heilen. Ein scheinbar positives Anliegen – bis sie merkt, dass die Mutanten von der Obrigkeit nicht nur erforscht werden... Zusammen mit ihrem Freund und Kollegen Kvasir gelingt ihr die spektakuläre Flucht, hinein in eine Welt, in der die einzige Konstante die Gewalt zu sein scheint.

Comic-Adaptionen von Videospielen sind mittlerweile ebenso verbreitet wie Szenarien, die vor allem durch Düsterkeit und gewaltreiche Action punkten. „Rage“ ist in dieser Hinsicht ein doppelter Klassiker. Arvid Nelson hat in dem Genre bereits mit „Killer 7“ und „Hellgate“ Erfahrungen gesammelt und in Andrea Mutti einen Zeichner an der Seite, dessen Anliegen es ist, die düstere Stimmung der postapokalyptischen Welt gefühlvoll darzustellen. Denn tatsächlich lässt die Geschichte, bis auf den letzten, sehr kampflastigen Teil mit einem Überangebot an Mutanten und anderen Gegnern, durchaus Raum für die persönliche Tragödie der Hauptfiguren. Auch ohne das Spiel „Rage“ zu kennen, findet der Leser so Zugang zur Geschichte, wobei durch die Perspektive von Dr. Cadence viele Hintergründe natürlich nur angedeutet bleiben und sich erst im Laufe folgender Bände entschlüsseln werden. Wie viel Tiefe die Geschichte dann noch wird entwickeln können und ob es gelingt, den actionreichen Kampfszenen den richtigen Raum zuzugestehen, wird sich zeigen.

Ergänzt wird der Comic durch eine Einleitung zur Geschichte, kurze Biographien von Autor und Zeichner, ein Glossar und ein Interview mit Andrea Mutti, in dem er erzählt, wie der Comic entstanden ist und was sein Anliegen als Künstler ist – ein interessanter Blick hinter die Kulissen. Hinzu kommen 13 Seiten mit aufwändigen, vollfarbigen Konzept-Illustrationen aus den Archiven von id, die während der Spielentwicklung entstanden sind, sowie weitere Coverbilder der früheren Einzelhefte, von denen drei in diesem Sammelband zusammengefasst werden. Aus dem Pool dieser gemäldeartigen Illustrationen stammt auch das Cover von Stephan Martiniére für den in gewohnt guter Panini-Qualität gemachten Band.

Für Fans des Spiels und Freunde actionreicher düsterer SF ist „Rage“ empfehlenswert, auch wenn weder die Story noch die Zeichnungen wirklich innovativ sind, was jedoch von einer Spieladaption sicherlich auch nur in gewissem Rahmen zu erwarten wäre.