Spice & Wolf 2 (Comic)

Spice & Wolf 2
(Ookami to Koushinryou Vol. 2, 2009)
Story: Isuna Hasekura
Charakterdesign: Ju Ayakura
Artwork: Keito Koume
Aus dem Japanischen von John Schmitt-Weigand
Panini, 2011, Taschenbuch, 184 Seiten, 7,95 EUR

Von Irene Salzmann

Der fahrende Händler Lawrence träumt davon, eines Tages genug Geld gespart zu haben, um sesshaft werden und einen Laden eröffnen zu können. Seinem Ziel scheint er ein gutes Stück näher zu kommen, als ihm der Kaufmann Zheren ein interessantes Geschäft vorschlägt. Lawrence findet jedoch schnell heraus, dass an der Sache etwas faul ist und wendet sich an das Handelshaus Milone, um Rückendeckung zu erhalten.

Marheit, der Filialleiter, lässt Zheren überprüfen. Dieser arbeitet für den Konkurrenten Medio – und tatsächlich ist die Angelegenheit sehr viel komplizierter, als zunächst vermutet. Wie kompliziert, das erfahren Lawrence und seine Begleiterin Holo, eine wölfische Erntegottheit, die Menschengestalt angenommen hat, am eigenen Leib. Sie werden in dem Gasthaus, in dem sie Quartier fanden, überfallen, müssen fliehen und sich trennen.

Lawrence schafft es, sich ins Haus der Milones zu retten, während Holo gefangengenommen und ihre wahre Identität enthüllt wird. Nun droht ihr der Scheiterhaufen, da die Kirche jegliche Magie ausrotten will. Aber Marheit denkt zunächst nur an den Profit und nicht an das persönliche Drama seines Geschäftspartners. Ist Holo verloren?

Der zweite Band setzt die realistisch und spannend inszenierten Geschehnisse aus „Spice & Wolf“ 1 nahtlos fort. Lawrence und Holo bekommen in der vordergründigen Handlung reichliche Probleme, als sie aufdecken, dass ihr Geschäftspartner Zheren sie hereinzulegen versucht. Deckung erhalten sie vom Handelshaus Milone, das sich einen ordentlichen Gewinn aus dem Spekulationsgeschäft erhofft und damit auch dem Konkurrenten Medio ein Schnippchen schlagen könnte. Was wirklich gespielt wird, erkennen sie jedoch erst, nachdem Holo in Gefangenschaft gerät und ihr Entführer seine Maske fallen lässt.

In Folge ist das Geschäft für Lawrence nur noch zweitrangig, da ihm Holo wichtiger ist. Längst ist sein vormals blinder Passagier eine gute Freundin für ihn geworden, deren Gesellschaft er nicht mehr missen möchte, und auch Holo gibt zu, dass sie Lawrence gern hat, ihr das Reisen mit ihm gefällt und sie nach vielen Jahren der Einsamkeit nicht mehr allein sein will. Allerdings kann Lawrence Holo nicht allein befreien – das Schicksal der Wölfin hängt davon ab, ob das Haus Milone bereit ist, Unterstützung zu gewähren.

Blickt man tiefer, geht es in einer zweiten Ebene um die sich entwickelnde Beziehung von Lawrence und Holo, die grundverschieden sind, aber durch Neugierde und Toleranz aufeinander zu gehen. Stück für Stück geben sie ihre Gefühle und geheimen Gedanken preis. Der Leser spürt längst, dass eine Romanze in der Luft liegt, wenngleich Lawrence diesbezüglich auf der Leitung steht und in jeder Situation ein Gentleman bleibt, während Holo geduldig wartet, dass irgendwann der Groschen fällt.

Übermäßig Raum wird der Romanze jedoch nicht eingeräumt. Viel wichtiger ist es den Schöpfern der Serie, ihrem Publikum eine mittelalterlich anmutende, komplexe Welt, in der jedes Detail ins andere greift, zu präsentieren. Manche Ausführungen, zum Beispiel über den Münzhandel und die Geschäftssysteme, die geschickt in Dialoge verpackt werden, damit sie sich nicht wie Lexikon-Einträge lesen, sind fast schon zu umfangreich, aber notwendig, damit man die Winkelzüge der Händler versteht.
Ein Highlight sind die aufwändigen Zeichnungen, die hervorragend auf die Geschichte abgestimmt sind. Sie sind personenbezogen, doch vor allem die Hintergründe – Städte, Landschaften, Gebäudeeinrichtungen etc. – gefallen.

Alles in allem ist „Spice & Wolf“ eine gelungene Fantasy-Serie, die nicht den üblichen Mustern folgt, sondern unter Berücksichtigung fiktiv-historischer Aspekte und Legenden ihren eigenen Weg geht.