Dean Koontz: Der Schöpfer – Frankenstein 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 15. April 2012 23:13
Dean Koontz
Der Schöpfer
Frankenstein 4
(Lost Souls)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ursula Gnade
Titelillustration von Scott Biel
Heyne, 2012, Taschenbuch, 368 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-453-43568-1 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Vor zwei Jahren hatten sie die Welt gerettet. Victor Helios, eigentlich Victor Frankenstein, der für seine 240 Jahre noch mehr als rüstig, ja attraktiv aussah, wurde daran gehindert, seinen perfiden Plan in die Tat umzusetzen. Mit seiner Schöpfung, seinen künstlichen Menschen, wollte er die seines Erachtens nach zu fehlerhafte Schöpfung ersetzen.
Ein Polizistenpaar aus New Orleans, Victors Ehefrau Erika Nummer 5 und seine erste Schöpfung Deucalion, hatten seine Pläne damals durchkreuzt und Victors zerschmetterten Körper tief unter der Erdoberfläche unter Beton, Steinen und Erde auf ewig begraben – dachten sie zumindest. Deucalion zog sich wieder in ein einsam gelegenes Kloster zurück. Erika 5 versuchte abseits der großen Ballungszentren, in einem kleinen Kaff in Montana zur Ruhe zu kommen, die beiden ehemaligen Polizisten verschlug es nach San Francisco, wo sie nicht nur eine erfolgreiche Privatdetektei eröffneten, sondern auch Nachwuchs in die Welt setzten.
Doch dann spürt Deucalion, dass sein Schöpfer wieder lebt, Erika stößt zufällig auf dessen Spur und in einer abgelegenen Ortschaft im Niemandsland von Montana beginnt Victors zweiter Plan Gestalt anzunehmen. Als Erstes werden die Honoratioren, Polizisten, Pfarrer und Ärzte durch Replikanten ersetzt; Kunstwesen, die ihnen äußerlich bis aufs Haar gleichen, die das Gedächtnis ihrer Opfer mittels Download übernehmen. Die Originale werden recycelt, von Schöpferkreaturen auseinandergerissen und zu etwas Neuem zusammengesetzt. Doch der kleine Ort ist nur der Probelauf für das, was Frankenstein für die in seinen Augen so fehlbare Welt der Menschen vorgesehen hat. Und so machen sich unsere Helden erneut daran, die dunklen Pläne Victors zu durchkreuzen…
Dean Koontz ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren unserer Zeit. Wie sonst nur Stephen King hat er mit seinen Horror-Thrillern die Beststellerlisten erstürmt und seine Fans in seinen Bann gezogen.
Mit dem vierten Band der eigentlich abgeschlossenen „Frankenstein“-Reihe zeigt er einmal mehr geradezu exemplarisch auf, was ihn letztlich auf die Überholspur brachte. Packend weiß er zu fabulieren, seine Gestalten sind markante Geschöpfe voller Ecken und Kanten, die sich zudem nicht einfach treiben lassen, sondern eher widerwillig – aber letztlich mutig – in den Kampf ziehen.
Natürlich hat man Derartiges schon oft gelesen. Das Böse bedroht die Welt, ein paar Wenige versuchen das Unheil aufzuhalten. Auch die Anleihen, die Koontz bei sich selbst nimmt, sind deutlich. Das aber tut erstaunlicherweise dem Unterhaltungswert des Romans keinen Abbruch. Voller Spannung verfolgen wir mit, wie sich Victor Frankensteins Plan enthüllt, wie der Autor dessen Gegenspieler platziert und ins Geschehen integriert und wie diese dann, aufopfernd wie immer, den Kampf aufnehmen. Das ist unterhaltsam und spannend, tempo- und abwechslungsreich auf den Punkt geschriebene Unterhaltungsliteratur.