Nausicaä aus dem Tal der Winde 2 (Comic)

Kayao Miyazaki
Nausicaä aus dem Tal der Winde 2
(Kaze no Tani no Nausicaä/Nausicaä of the Valley of the Wind, 1983)
Aus dem Japanischen von Junko Iwamoto & Jürgen Seebeck
Carlsen, 2010, Paperback, 130 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-551-74172-1

Von Irene Salzmann

Hayao Miyazaki ist auch Personen, die nicht unbedingt Mangas lesen, bekannt aufgrund seiner anspruchsvollen Anime-Filme, die teilweise schon im Abendprogramm der deutschen Fernsehsender ausgestrahlt wurden, beispielsweise „Mein Nachbar Totoro“, „Prinzessin Mononoke“ und „Chihiros Reise ins Zauberland“.

Er wurde am 5. Januar 1941 in Bunkyo, Tokyo, geboren. Zunächst arbeitete er als Anime-Zeichner und wirkte unter anderem an der Serie „Heidi“ mit. 1985 gründete er zusammen mit Isao Takahata die Ghibli-Studios, realisierte seine eigenen Ideen und gab auch anderen talentierten Künstlern eine Chance.

Der Anime „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ wurde 1984 geschaffen und basiert auf dem gleichnamigen Manga des vielseitigen Zeichners, Drehbuchautors und Produzenten. Er spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der die Menschen nicht nur gegen eine gefährliche Natur ankämpfen müssen, sondern sich auch verfeindete Königreiche Schlachten liefern und Unbeteiligte in ihre Konflikte mit hineinziehen.

Nausicaä ist ein junges, mutiges Mädchen mit vielen Gaben. Sie findet heraus, dass die giftigen Pflanzen den verseuchten Boden und die Luft reinigen und die monströsen Ohmus, die durch einen gemeinen Trick zu einer Stampede aufgestachelt wurden, bei der viele Menschen ums Leben kamen, intelligent sind. Ihr bleibt jedoch keine Zeit, aus diesem Wissen für sich und ihr Volk einen Nutzen zu ziehen, denn ihr Vater stirbt, und nun wird von Nausicaä erwartet, dass sie ihre Leute in den Krieg führt.

Schon die realistischen Zeichnungen und die Zusammenfassung des Inhalts des siebenbändigen Mangas machen deutlich, dass man mit diesem Titel keinen 08/15-Kiddie-Comic in Händen hält, der bloß Action und Klamauk bietet. Stattdessen lässt sich „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ den Gekiga zuordnen, den ‚Mangas‘ für das reifere, anspruchsvolle Publikum, das sich den ernsthaften, nachvollziehbaren Umgang mit interessanten, ungewöhnlichen und kritischen Themen wünscht.

Der Carlsen Verlag hat einige niveauvolle Gekigas in seinem Programm, die ganz gern als Graphic Novel auch den Comic-Lesern (insbesondere den Freunden der Francobelgier) empfohlen werden, darunter Oneshots und Serien wie „Lady Snowblood“, „Von der Natur des Menschen“ oder „Kirihito“. Erfreulicherweise entschloss sich der Verlag, „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ in einem augenfreundlichen, größeren Format zu veröffentlichen, sodass weder die Seitenränder beschnitten wurden noch die Schrift in Winzgröße gedruckt werden musste. Auch die aufwändigen Illustrationen, bei denen nur selten Rasterfolie zum Einsatz kam, profitieren davon.

„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ ist ein moderner Klassiker, den anspruchsvolle Manga- und Comic-Leser kennen sollten.