Star Trek – Starfleet Academy 1: Die Delta-Anomalie, Rick Barba (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 28. März 2012 08:59
Star Trek – Starfleet Academy 1
Die Delta-Anomalie
Rick Barba
(Star Trek – Starfleet Academy: The Delta Anomaly, 2010)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Stephanie Pannen
Titelbild von Craig M. Staggs
Cross Cult, 2012, Taschenbuch, 246 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86425-018-7 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Im Jahr 2009 kam ein neuer „Star Trek“-Film in die Kinos, der gleichzeitig den neuen und zeitgemäßeren Neustart der Franchise markieren sollte. J. J. Abrams erlaubte sich, die alten Helden aus der klassischen Serie neu zu interpretieren, indem er die alte Realität durch den Zeitsprung eines Feindes massiv veränderte und damit die Karten auch für so manch einen der bekannten Charaktere neu mischte.
In der Stunde seiner Geburt verlor James T. Kirk seinen Vater, der durch das Opfer aber seiner kleinen Familie und gut 800 weiteren Menschen das Leben rettete. Ziellos und unzufrieden, immer mit einem Fuß auf der Überholspur oder im Konflikt mit der Obrigkeit, wuchs der Junge in Iowa auf und litt lange Jahre unter den Schatten, die die Heldentat seines Vaters warf. Erst durch die deutlichen Worte eines Sternenflottenoffiziers gab er seinen Leben endlich seinen Sinn und trat in die Sternenflottenakademie ein. Die Reihe „Starfleet Academy“ erzählt nun eine ganze Reihe von Abenteuern, die Kirk zusammen mit seinen Freunden und Bekannten in der Zeit seiner Ausbildung erlebt. „Die Delta-Anomalie“ ist der erste in sich geschlossene Roman.
Die Lehrzeit in der Sternenflotte ist hart und unerbittlich. Die jungen Männer und Frauen müssen Höchstleistungen abliefern, deshalb können sie sich nur selten einmal Entspannung erlauben. Um nicht immer nur den Mief der Studienräume einatmen zu müssen, zieht es die Kadetten an freien Abenden und Wochenenden in die Vergnügungsviertel von San Francisco. Auch James T. Kirk und Leonard McCoy versuchen sich so zu entspannen. Ihr Trip in eine zwielichtige Spelunke in einem weniger angesehenen Stadtteil führt allerdings nicht zu dem erhofften Flirt oder One Night Stand mit einer netten Frau, sondern zu unerwarteter Aufregung, denn ein Unbekannter überfällt eine angetrunkene Kadettin. Die jungen Männer greifen ein und können ihn durch ihr beherztes Auftreten vertreiben.
Bei den Untersuchungen stellt sich heraus, dass der vermummte Täter bereits vor zwanzig Jahren schon einmal sein Unwesen trieb. Der sogenannte „Doktor“ entnahm seinen Opfern damals Organe ohne sie jedoch äußerlich zu verletzen. Und es bleibt nicht die einzige Attacke – eine davon kann sogar gefilmt werden. Auch die Sternenflotte ist an der Aufklärung des Falles interessiert, deuten die Spuren doch darauf hin, dass die Attacken außerirdischen Ursprungs sind.
Auch Uhura wird in die ganze Sache involviert, da Spock – inzwischen zu einem Lehrer aufgestiegen – der Ansicht ist, dass ihre Sprachfähigkeiten sehr nützlich sein könnten, um die Sprache des Angreifers zu entschlüsseln. Und auch wenn James T. Kirk in wichtige Prüfungen eingebunden ist, lässt er es sich nicht nehmen, seinen Freund und die Frau, die er für sich gewinnen möchte, bei den Ermittlungen zu unterstützen.
Schon das Titelbild verrät: es geht hier um die neue „Enterprise“-Crew und nicht um die altgedienten Helden und das Universum, das Gene Roddenberry vor über 45 Jahren geschaffen hat. So ist das Buch auch als Jugendroman angelegt – mit Schrift im Großdruck und weitem Zeilenabstand.
Die Handlung ist klassisch aufgebaut: neben den mysteriösen Ereignissen sorgen auch noch die Prüfungen, denen sich James T. Kirk unterziehen muss, für Spannung. Sie machen ihn menschlich, zeigen sie doch, dass er genug Fehler begehen und andere unterschätzen kann. In ernsteren Situationen beweist er hingegen seine Führungsqualitäten und seine persönliche Einsatzfähigkeit. Insgesamt bleibt seine Charakterisierung (wie die der anderen Personen) aber eher oberflächlich und zurückhaltend, so wie man es von Büchern zu Filmen gewohnt ist. Der Fall entwickelt sich dennoch spannend, da die Mosaiksteine nur nach und nach zusammengefügt werden und so Zeit zum Miträtseln lassen. Altgediente Fans werden allerdings schon in der Mitte der Geschichte ahnen, wer oder was der geheimnisvolle Feind ist; den entsprechenden Aha-Effekt gibt es dann tatsächlich am Ende des Buches. Immerhin sind in den Missionen, die der junge Held bestehen muss, auch die humanistischen Direktiven eingearbeitet, die Roddenberry für sein Universum festgelegt hat. Alles in allem dominiert aber doch die Action, die Gefahren sind meist doch eher physischer Natur und schon gar nicht durch Diplomatie zu lösen. In der Hinsicht stimmt aber auch die zum Film passende Atmosphäre.
„Die Delta-Anomalie“ ist der angemessene Auftakt der Reihe „Starfleet Academy“, da sie all die Inhalte umfasst, die junge Leser schätzen dürften: aufgeweckte und mutige Helden, eine überschaubare Geschichte und viel Action. Vor allem die Fans des neuen „Star Trek“-Films dürften ihre Freunde an dem Buch haben, da er genau die etwas lockere und zeitgemäßere Atmosphäre des Franchise-Relaunchs einfängt, weniger die des altgedienten „Star Trek“-Universums.