Ga-Rei – Monster in Ketten 1 (Comic)
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 28. März 2012 08:57
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Ga-Rei – Monster in Ketten 1
(Ga-Rei, Vil 1&2, 2006)
Text & Zeichnungen: Hajime Segawa
Aus dem Japanischen von Renata Lucic
Tokyopop, 2011, Paperback, 390 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-8420-0282-1
Von Christel Scheja
Anders als man es gewohnt ist, erscheint „Ga-Rei – Monster in Ketten“ nicht in Einzel- oder Doppelbänden. Das gibt dem Verlag die Möglichkeit die Geschichte in etwas größerem Format kostengünstig zu produzieren, sodass Zeichnungen und Texte besser zur Geltung kommen.
Der Schüler Kensuke Nimura führt ein ziemlich einsames Leben. Er gilt in der Schule als Außenseiter und schafft es einfach nicht, ein Mädchen länger als ein paar Tage zu begeistern. Immer kommt seine Gabe dazwischen. Der junge Mann kann nämlich seit frühester Kindheit Geister und Dämonen wahrnehmen. Da diese nicht immer nett anzusehen sind, reagiert er heftig mit Aggression oder Flucht. So muss er auch diesmal damit leben, dass seine Freundin ihn sitzen lässt – allerdings macht sie diesmal auch noch sein Handy kaputt.
Gerade als Kensuke an sich selbst zu zweifeln beginnt und seine Gabe nur noch verfluchen will, trifft er auf die eigenwillige, aber hübsche Kagura Tsumichimiya. Sie ist gerade im Kampf gegen einen Dämonen verwickelt und höchst überrascht, dass ein einfacher Mensch das mit ansehen kann. Deshalb nimmt sie den jungen Mann kurzerhand unter ihre Fittiche und führt ihn in die Welt ein, in der sie seit ihrer Geburt lebt. Denn sie ist die Nachfahrin mächtiger Dämonenjäger, die schon in der Vergangenheit im Auftrag des Kaiserhauses gegen Dämonen kämpften. Zudem ist sie mit Ketten selbst an ein Monster gebunden, dass ihr so gehorchen muss. Biyaku, der Seelenfresser, kommt immer dann, wenn sie ein Wesen niedergerungen hat. Da Kensuke von ihr fasziniert ist und glaubt, endlich einen Ort gefunden zu haben an dem man ihn versteht, tritt er ebenfalls in die geheime Organisation ein, nicht ahnend, dass er dadurch selbst in den Fokus gewisser Geister und Dämonen gerät.
Die Jagd nach Geistern und Dämonen ist ein beliebtes Thema in Japan, vermutlich, weil die Kinder von klein auf mit Geschichten voller übernatürlicher Wesen aufwachsen, weil auch der Glauben vieler von diesem Elementen geprägt ist. So lassen sich Autoren und Künstler immer wieder neue Variationen dazu einfallen, wie auch Hajime Segawa.
Zusammen mit dem jungen Helden betritt der Leser eine ihm unbekannte Welt, die nicht nur von mutigen Jägern sondern auch ihren Feinden belebt wird. Nach und nach stellt sich heraus, dass die meisten Geister nur ein schwacher Vorgeschmack auf das sind, was sie nun erwartet. Vor allem eine Gegenspielerin hat es besonders auf die Dämonenjäger abgesehen – und kennt sie offensichtlich besser als sie selbst.
Die Handlung beginnt gemächlich, lernt man doch zunächst einmal nur Kensuke kennen, der es nicht gerade leicht hat. Das Mitleid wandelt sich schon bald in Neugier, denn ab seiner ersten Begegnung mit Kagura geht es nur noch rund. Die Action beherrscht die Seiten – actionreiche und dynamisch gezeichnete Kämpfe mit Dämonen wechseln sich mit ruhigen Szenen ab, in denen ein wenig der Hintergrund zum Tragen kommt. Um zu zeigen, dass auch der härteste Krieger ein weiches Herz hat, darf Kagura zum Beispiel auch einmal ein Kind auf sanfte Art erlösen und in das Paradies führen. So bleibt die Handlung abwechslungsreich und wird immer wieder mit Andeutungen von Geheimnissen gespickt, die neugierig auf mehr machen. Die Figuren bleiben allerdings nur oberflächlich. Man erfährt nicht mehr als nötig über sie, so dass zwar einerseits auch die Neugier geweckt wird, man andererseits aber auch noch Distanz zu den Helden wahrt.
Letztendlich geht es in erster Linie um die actionreiche Auseinandersetzung mit Geistern und Dämonen, die weitaus bösartiger und mächtiger sind als das, was man auf den ersten Seiten des Mangas sieht. Da dabei nicht immer mit sanften Mitteln gekämpft wird und Gewalt ein probates Mittel ist, richtet sich die Reihe durchweg an ältere Leser.
„Ga-Rei – Monster in Ketten“ dürfte vor allem die Leser ansprechen, die bereits „Bleach“ und andere Action-Mystery-Mangas mochten, in denen es ordentlich zur Sache geht. Der Titel variiert die Grundidee immerhin sehr angenehm, so dass es sich lohnt, einen genaueren Blick in ihn zu werfen.