Galfalek (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 19. Februar 2012 14:50
Galfalek
Der Handschuh des Vergessens / Der Zirkel / Die „Hohen Mauern“ / Der Niedergang des Königs
Text: Jean-Charles Gaudin
Zeichnungen: Franck Biancarelli
Aus dem Französischen von Horst Berner
(Galfalek Tome 1 – 4, 1999 – 2005)
Ehapa, 2012, Hardcover, 192 Seiten, 39,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3501-2
Von Irene Salzmann
Die Freunde francobelgischer Comics kennen Jean-Charles Gaudin zweifellos durch seine spannenden Fantasy-Serien „Marlysa“ und „Angor“, beide bei Splitter. Seine Mitarbeit an „Galfalek“ ist weniger bekannt.
Der Söldner Galfalek wagt es, dem König der „Hohen Mauern“ nach dem gescheiterten Krieg gegen die Dakans zu widersprechen. Dafür wird ihm die rechte Hand abgehackt und er aus der Stadt verbannt. Wenig später kontaktiert ihn seine Geliebte Ysiris und schickt ihm den „Handschuh des Vergessens“. Mit Hilfe dieses Artefakts gelingt es Galfalek, unerkannt zurückzukehren, doch um den Boten Heink zu retten, zieht er ungewünschte Aufmerksamkeit auf sich.
Längst wurde der alte König abgesetzt und einer seiner Ratgeber regiert nun, unterstützt von Gordrom und Solyal, Galfaleks einstigen Kameraden. Dem Volk geht es schlechter denn je, denn es wird bespitzelt, strikt reglementiert und zur harten Arbeit in den Minen herangezogen. Allein „der Zirkel“ wagt es, Pläne zu schmieden, um den Herrscher und seine Helfer aus dem Weg zu räumen. Doch Gordrom besitzt den zweiten Handschuh und kommt, weil ihn niemand erkennt, dem Zirkel, der mit dem früheren König kollaboriert, auf die Schliche. Obendrein will er Galfalek, der seine Frau und ihren gemeinsamen Sohn zu retten versucht, endgültig aus dem Weg räumen, um Yrisis für sich zu gewinnen. Weder er noch Galfalek ahnen, dass die Handschuhe gefährlich für ihre Benutzer sind.
„Der Niedergang des Königs“ und weitere Tragödien sind die Konsequenz…
„Galfalek“ ist ein spannender Fantasy-Comic, dem man gern von der ersten bis zur letzten Seite folgt, denn die epische Geschichte, der Erzählstil und die detailreichen Illustrationen sind realistisch und nachvollziehbar. Man leidet mit den Protagonisten, die von einem ungerechten Herrscher grundlos bestraft und geknechtet werden und die Aussicht auf eine glückliche Zukunft verwirkt haben. Ihnen gegenüber stehen einstige Kameraden, die von der Gier nach Macht und dem Wunsch nach Sicherheit verblendet wurden. Sie alle begleitet man durch ihre Höhen und Tiefen, wird Zeuge von mutigen Taten und Verrat, und als man glaubt Hoffnung schöpfen zu dürfen, passiert das Unerwartete.
Die Helden sind sympathisch; man nimmt Anteil an ihrem Schicksal, bewundert ihren Einsatz für eine gerechte Sache und gönnt ihnen von Herzen den Erfolg. Dann gibt es die Personen mit der Grau-Schattierung, die sich den Notwendigkeiten beugen, um am Leben zu bleiben, aber schließlich ihrem schlechten Gewissen nachgeben und sich auf die Seite der ‚Guten‘ schlagen. Nicht fehlen dürfen die unverbesserlich ‚Bösen‘, die nur an sich denken und keinerlei Skrupel kennen, um zu bekommen, was sie begehren.
Lange glaubt man, dass der Comic ein kleines Happy End erfahren würde, doch ganz am Ende überrascht der Autor – oder auch nicht, erkennt man rechtzeitig die Anzeichen, nämlich die Tode von mehr und mehr Sympathieträgern, und zieht daraus seine Schlussfolgerungen – und hält sich die Option auf eine Fortsetzung offen. Das hoch dramatische Finale ist so bitter wie die gesamte Handlung und deprimierend, aber durchaus angemessen.
„Galfalek“ offeriert interessante Figuren, eine spannende, abwechslungsreiche Handlung voller Überraschungen – und ist ein ansprechend gezeichneter und stimmungsvoll kolorierter Comic für erwachsene, anspruchsvolle Leser.