Gate 7 Band 1 (Comic)

Clamp (Nanase Ohkawa, Mokona Apapa, Tsubaki Nekoi, Satsuki Igarashi)
Gate 7 Band 1
Aus dem Japanischen von Claudia Peter
EMA, 2012, Taschenbuch, 178 Seiten, 7,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7680-0

Von Irene Salzmann

„Gate 7“ war ursprünglich als Oneshot geplant, doch kam der Titel beim Publikum so gut an, dass Clamp eine Serie daraus machte, die im „Jump Square“-Magazin bei Shueisha erscheint. Der Shonen-Manga umfasst gegenwärtig bloß zwei Tankobons, und man darf gespannt sein, ob er zu Ende geführt wird oder wie „X/1999“, das einem bei der Lektüre sofort in Erinnerung kommt aufgrund des ähnlichen Themas, auf Eis gelegt wird (das passierte auch „Clover“).

Der Oberschüler Chikahito Takamoto träumt davon, die alte Kaiserstadt Kyoto besuchen und irgendwann dort leben zu dürfen. Da seine Mutter eine Stelle im Ausland angeboten bekommt, die sie nicht ablehnen kann, zieht er nach Kyoto, um die Schule zu beenden. Dass sich alles so wunderbar gefügt hat, ist kein Zufall, sondern Magie! Bei seinem ersten Besuch lernte Chikahito drei mysteriöse Teenager kennen, deren Aufgabe es ist, böse Mächte unschädlich zu machen. Sie sind nicht minder überrascht als Chikahito, dass dieser ‚das andere Kyoto‘ finden konnte und in der Lage ist, sie und die Oni zu sehen. Das Kind Hana – selbst seine Kameraden wollen sich nicht festlegen, ob es ein Mädchen oder Junge ist – erkennt, dass Chikahito wie sie ist und wünscht, dass er zu ihnen kommt. Chikahito ist fasziniert von Hana und neugierig. Worauf er sich einlässt, wird er erst viel später herausfinden…

Die Geschichte beginnt nach dem üblichen Muster: Ein Schüler gerät zufällig in eine magische Welt, lernt drei geheimnisvolle Krieger kennen und wird sogleich in ihre Konflikte hineingezogen. Statt jedoch Chikahito aufzuklären, geben seine neuen Freunde lediglich kryptische Antworten, nennen ihn einen Schreihals, wenn er angesichts der Monster panisch reagiert, und überlassen es anderen, ihm weitere Informationen zukommen zu lassen.

In Folge muss auch der Leser den Hintergrund wie ein Puzzle zusammenfügen und fühlt sich leicht genervt, weil diese Geheimniskrämerei völlig unlogisch ist und keineswegs die Spannung erhöht. Dann scheint auch noch „Hä?“ eines von Chikahitos Lieblingsworten zu sein, und das nervt nicht minder (das war auch schon bei zum Beispiel „Chrome Breaker“ so, nur legte hier Costa Caspary dem Mädchen Akira Nagisa diesen Ausdruck in den Mund beziehungsweise in die Sprechblase, und diesmal ist es Claudia Peter). Man fragt sich, ob dieses ‚intelligent klingende Fragepartikel‘ schon im Original auftaucht oder die deutschen Übersetzer wieder einmal aus Platzgründen den tatsächlichen Wortlaut unter den Tisch fallen ließen.

Die Künstlergruppe Clamp bedient sich einmal mehr der japanischen Geschichte (die Sengoku-Ära ist äußerst beliebt, das beweisen Serien wie „Sengoku Basara“, „Brave 10“, „Samurai Deeper Kyo“), alter Mythen (Oni) und magischer Welten, in denen die Hauptfigur Chikahito Personen und Wesen begegnet, die über außergewöhnliche Kräfte verfügen. Er selber besitzt keine, ist aber dennoch jemand Besonderes, da er tatsächlich eine Art Gegenstück zu Hana darstellt und sich irgendwann für eine Seite – ‚Gut‘ oder ‚Böse‘ – entscheiden muss. Der Leser ist eingeladen zu spekulieren.

Auch nicht ungewöhnlich für Clamp ist das Spiel mit den Geschlechtern. Viele ihrer Figuren sind androgyn, und nicht immer wird gleich verraten, ob man es mit einem Mädchen oder Jungen zu tun hat („RG Veda“). Homoerotik („Tokyo Babylon“, „Lawful Drug“) wird angedeutet, aber nicht in entsprechenden Szenen ausgeführt.

Die Illustrationen sind sehr detailreich und gefallen vor allem dann, wenn die Charaktere historische Gewänder tragen und in der magischen Welt agieren. Vom Stil her fühlt man sich ein wenig an „xxxHolic“, „Kobato“ und „X/1999“ erinnert. Sieht man von den wenigen superdeformierten Abbildungen, die mit den humorigen Szenen eingestreut werden – ein Running Gag ist Hanas großer Appetit –, einmal ab, ist der Manga hübscher und weniger stilisiert gezeichnet als manch anderes Werk von Clamp.

Fans der Künstlergruppe werden nach dem Ende von „xxxHolic“, „Tsubasa Reservoir Chronicle“ und „Kobato“ sicher erfreut nach der neuen Serie greifen, und auch die Freunde des Genres Fantasy sollten einen Blick in den Manga werfen. „Gate 7“ hat Potential, und nun muss man abwarten, ob Clamp es auch zu nutzen weiß.