Sukkubus 2: Roxelane (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 05. Februar 2012 14:34
Sukkubus 2
Roxelane
(Succubes: Roxelane)
Text: Thomas Mosdi
Zeichnungen: Adriano de Vincentis
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-087-3
Von Frank Drehmel
Rankte sich die erste Geschichte um die Verstrickung der „Töchter der Lilith“ in die französische Revolution, steht mit Roxelane diesmal eine historische Persönlichkeit im Mittelpunkt der Story, welche es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter dem Namen Haseki Hürrem Sultan im osmanischen Reich als Frau an der Seite Sultans Süleyman I. zu außerordentlichem gesellschaftlichen und politischen Einfluss brachte.
Sklavenjäger überfallen auf der Suche nach lukrativer „Ware“ das an der russisch-galizischen Grenze gelegene Heimatdorf der schönen Alexandra Lisowska und verschleppen die junge Frau nach Kaffa auf der Krim, um sie hier zusammen mit der nubischen Prinzessin Setkem an den osmanischen Großwesir Ibrahim Pascha zu verkaufen. Schon hier, spätestens jedoch in Venedig, wo die Reisegesellschaft des Paschas auf ihrem Weg nach Istanbu Station macht, wird deutlich, dass eine der beiden Frauen eine besondere Rolle in den Plänen der „Töchter der Lililth“ spielt.
Während es Setkem alleine aufgrund ihrer dunklen Haut mehr als schwer hat, nicht nur in der Gunst des Großwesirs aufzusteigen, da dieser hellhäutige Frauen bevorzugt, sondern auch später im Harem des Sultans Süleyman eine herausragende Stellung einzunehmen, wickelt Alexandra zuerst den Großwesir und dann den Sultan sowohl durch ihre Fähigkeiten als Liebhaberin, als auch durch ihre eloquente, gebildete Art sowie ihr stolzes Auftreten regelrecht um den Finger. Für die Lilith-Töchter bedeutet dies eine Änderung ihrer Pläne; sollte zunächst Setkem ihr Werkzeug sein, um durch sie den Sultan und damit die osmanische Politik zu beeinflussen, so muss nun Alexandra den Platz einnehmen.
War schon Band 1 alles andere als eine erzählerische Offenbarung, so setzt das zweite Album nahtlos das Fischen im Trüben fort. Eine durch und durch langweilige Story, bis zum Bersten angefüllt mit Stereotypen, Klischees und Altmännerphantasien, treibt einem regelrecht die Tränen in die Augen. Dabei ist die stoffliche Ausgangslage nicht einmal die schlechteste, denn mit der historischen Roxelane könnte der Autor auf eine Figur setzen, die es quasi aus dem Nichts tatsächlich nicht nur zu einer bedeutende Rolle in der osmanischen Gesellschaft brachte, sondern deren Wirken auch nachhaltige politische und gesellschaftliche Konsequenzen zeitigte. Bedauerlicherweise bricht Mosdi in dem Moment ab, in dem es politisch interessant wird und subsumiert die Bedeutung Haseki Hürrem Sultans in einer winzigen Fußnote auf der letzten Seite. Zudem verzichtet er wie schon im ersten Band auf die Beantwortung der zentralen Fragen nach dem Warum, nach der Motivation der Töchter Liliths und auf ein Herausarbeiten vermeintlicher Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Staatslenkung. Die Lilith-Tanten unterscheiden sich in ihrem intriganten, gewalttätigen Vorgehen nach wie vor nicht erkennbar von ihren männlichen Manipulations-Subjekten.
Das detailliert, gefällige Artwork de Vincentis’ und Martinez’ wirkt etwas klarer, aber auch etwas gewöhnlicher und comichafter als das Laurent Paturauds’, der im ersten Band verantwortlich zeichnete; allerdings fehlt auch ihm ein innovatives und kreatives Moment, was letztlich unter anderem dazu führt, dass die Nacktheit der Protagonistinnen so erregend daherkommt, wie eine Tütensuppe.
Fazit: Eine todlangwelige, klischeeüberladene Story ohne Botschaft, dafür aber mit viel abtörnender, visuell kalter Nacktheit, die man sich getrost schenken kann.