Larissa Ione: Verführt – Demonica 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 25. Oktober 2011 23:10

Larissa Ione
Verführt
Demonica 1
(Pleasure Unbound, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Bettina Oder
Titelgestaltung von HildenDesign, Bettina Gitschier unter Verwendung eines Motivs von millan/istock
Lyx, 2011, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 446 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8378-0 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Tayla arbeitet für die Organisation Aegis als Wächterin und macht Jagd auf Dämonen. Während einer Mission verliert sie ihre Partnerin und wird schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert, das ausgerechnet auf dämonische Patienten spezialisiert ist. Eidolon, der behandelnde Arzt, ist ein überaus attraktiver Seminus-Dämon. Beide fallen ungewollt in Leidenschaft übereinander her – unter anderen Umständen hätten sie einander getötet.
Eidolon sorgt sogar dafür, dass Tayla unbeschadet in ihre Wohnung zurückkehren kann. Die junge Frau dankt es ihm, indem sie ihn niederschlägt und gefangen nimmt. Allerdings bringt sie es nicht fertig, ihn der Aegis auszuliefern, denn zum einen glaubt sie, ihm etwas schuldig zu sein, und zum anderen wurden ihre Zweifel an der Organisation geweckt, da sie mit eigenen Augen sehen musste, wie brutal menschliche Organhändler gegen Dämonen vorgehen – und die Aegis könnte beteiligt sein.
Dennoch lässt Tayla sich benutzen, um Eidolon eine Falle zu stellen und den Ort, an dem die Dämonen-Klinik verborgen ist, der Entdeckung preiszugeben. Womit sie jedoch nicht rechnet, ist, dass man sie ebenfalls opfern will. Im letzten Moment durchschaut sie den Verrat und kann das Schlimmste verhindern, doch damit sind die hässlichen Überraschungen noch längst nicht vorbei: Tayla erfährt, dass sie zur Hälfte selbst eines der Geschöpfe ist, die sie abgrundtief hasst, und einen Wandel durchlaufen oder sterben muss. Eidolon steht unmittelbar vor der ‚S’genesis‘, die ihn zu einem zeugungsfähigen Inkubus machen wird, der nur noch ein Ziel kennt, nämlich alle Frauen mit seiner Nachkommenschaft zu schwängern, sofern er sich nicht an eine Partnerin bindet. Doch so sehr sie einander auch begehren und langsam mit anderen Augen zu sehen beginnen, weitere Enthüllungen machen es beiden schier unmöglich, einander zu vertrauen – oder gar zu lieben…
Larissa Ione macht keinen Hehl daraus, dass sie ein Fan der „Buffy“-, „Angel“- und anderer phantastischer Reihen sowie von Krankenhaus-Serien ist. Sowohl in ihrem Profil und Nachwort als auch in dem vorliegenden Roman weist sie darauf hin und spart nicht mit Anspielungen. Allerdings steht „Demonica“, was den Hintergrund betrifft, „Angel“ näher als „Buffy“, denn die Geschehnisse werden überwiegend aus der Sicht der Dämonen geschildert, die nicht alle gefährlich sind oder mordend über hilflose Menschen herfallen. Natürlich werden sie nicht verharmlost oder als durchweg ‚gut‘ beschrieben, im Gegenteil. Aber die Wächter/Jäger, die vorgeblich die Menschen beschützen wollen, agieren sehr viel grausamer. Die meisten Dämonen folgen lediglich ihrer Natur, während die Mitglieder der Aegis oft von Rachegefühlen zerfressen sind, sie wirtschaften in die eigene Tasche und töten zum Spaß.
In Folge sympathisiert man als Leser tatsächlich mehr mit den Dämonen, die zu humanitären Handlungen fähig sind, als mit den Menschen, die ihren Verstand ausschalten und blinde Befehlsempfänger oder eiskalte Mörder sind. Letztlich haben beide Spezies ihre dunklen und hellen Seiten, doch sind Vorurteile, Misstrauen und Hass nicht so leicht auszumerzen, wie der Seminus-Dämon und Arzt Eidolon und die Halbdämonin und Wächterin Tayla feststellen müssen.
Lange wollen sie es nicht wahrhaben, dass das Schicksal sie einander als Partner bestimmt hat. Sie hassen und sie lieben sich, sie prügeln und sie f….. sich, aber erfahrene Leser zweifeln keinen Moment daran, dass sie schließlich zusammen kommen – die Frage ist das Wie. Unverhoffte Enthüllungen und schreckliche Ereignisse schweißen sie zusammen, und als es darauf ankommt, sind sie füreinander da. Die Handlung ist explizit, und das trifft auf die Gewalt-Szenen genauso zu wie auf die erotischen Momente, die aufgrund der derben Sprache nicht allzu romantisch wirken.
Viele Fragen bleiben offen und stellen die Weichen für die Fortsetzung, „Entfesselt“, die im November erscheinen soll und in der Shade, einer von Eidolons Brüdern, im Mittelpunkt stehen wird.
„Verführt“, der erste Band der „Demonica“-Serie, wendet sich an die Leser von Reihen wie Lara Adrians „Midnightbreed“ oder J. R. Wards „Black Dagger“, in denen deftiger Sex und eine vulgäre Sprache vor einer spannenden, phantastischen Handlung rangieren. Diese ist zwar vorhanden, dient aber nur als Kulisse für erotische Szenen, seien sie nun nachvollziehbar oder aufgrund der Situation völlig unangebracht. Allerdings dürften die eingefleischten Horror-Fans mittlerweile gelernt haben, welche Reihen sie meiden sollten, sodass niemand diesen Punkt hinterfragt – und die Zielgruppe wird gut bedient.