Green Woman (Comic)

Peter Straub & Michael Easton
Green Woman
(The Green Woman)
Artwork: John Bolton
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 156 Seiten,16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-199-5

Von Frank Drehmel

Peter Straub gehört mit seinem umfangreichen Œuvre nicht nur zu den produktivsten – respektive erfolgreichsten – Autoren der amerikanischen Phantastik, sondern mit zahlreichen Awards und Auszeichnungen auch zu den preisgekröntesten. In „Green Woman“ lässt er nach fast 20 Jahren einen Charakter auferstehen, der in dem 1993 erschienenen Roman „Der Schlund“ (Heyne) augenscheinlich den Tod fand: Fielding „Fee“ Bandolier.

Fee ist ein Serienkiller mit einem Faible für jungen Frauen; des Mordens müde verbringt der altgewordene Mörder seine Tage in einer heruntergekommen Kaschemme namens „The Green Woman“, Gedanken an seine eigene Vergangenheit nachhängend, heimgesucht von Visionen seiner Opfer und einem namenlosen Bösen, das in dem alten Haus zu lauern scheint.

Bob Steele ist ein New Yorker Cop mit einer Vorliebe für billige Frauen und harte Spirituosen, dessen Fluch nicht nur sein Name ist, den ihm ein grausamer Vater als Reminiszenz an einen Western-B-Movie-Helden verlieh, sondern auch die Dämonen, die ihn heimsuchen, ihn nicht zur Ruhe kommen lassen und ihn zwingen, Bandolier zu jagen, bis er ihn im „The Green Woman“ stellen kann.

Inhaltlich bietet Straubs und Eastons Story einen Genre-Mix aus Mystery-, Horror- und Hardboiled-Elementen aus erzählerischer Hausmannskost, Testosteron geschwängerten Plattitüden und Trivialpsychologie. Während letztere wenigstens in Ansätzen Bandoliers obsessives Verhalten nachvollziehbar macht, indem prägende Ereignisse seiner Vergangenheit aufgearbeitet werden, bleibt Bob Steeles Motivation im Dunkeln beziehungsweise wird allenfalls aus ähnlichen Visionen heraus erklärt, wie sie den alternden Serienkiller quälen.

Kenner von Straubs „Blue Rose“-Trilogie, dessen Abschlussband „Der Schlund“, darstellte, werden an der vorliegenden Geschichte und ihrem Hauptprotagonisten mit Sicherheit mehr Freude haben als Leser, die Fielding erstmalig begegnen und denen es schon deshalb schwerfallen dürfte, eine engere „Bindung“ zu dem Killer aufzubauen, weil die Erzählung zahlreiche Orts- und Zeitsprünge aufweist.

Dass die Story insgesamt nur mit Mühe nachvollziehbar ist, liegt nicht zuletzt auch an dem – euphemistisch ausgedrückt – ambivalenten Artwork John Boltons, in dessen oftmals breiigen, undifferenzierten, unklaren, schemenhaften und uneinheitlich wirkenden Bildern der Leser ein ums andere Mal den Handlungsfaden verliert. Zwar zeitigt Boltons malerisches Vorgehen, dem zumindest zum Teil bearbeitete Fotos zugrunde zu liegen scheinen, einige expressive, düstere und wirklich beeindruckende Momente – etwa wenn die Handlung in Vietnam spielt oder wenn der Tod beziehungsweise das Metaphysische die Bühne betritt –, aber demgegenüber stehen nicht nur die oftmals in hölzernen Posen und Mimiken erstarrten Figuren, sondern insbesondere auch die Uneinheitlichkeit der Ausführung: eben noch ein kristallklar ausgearbeitetes, naturalistisches Gesicht, ein Panel weiter das gleiche Gesicht als zerfließende, wenig markante Fläche aus Farbtupfern oder wie in einer Mehrfachbelichtung verzerrt und verschwommen; eben noch zarte, weiche Formen, im nächsten oder sogar im gleichen Panel, fette schwarze oder weiße Konturen. Es mag sein, dass der Künstler damit jeweils etwas Besonderes ausdrücken oder anregen will; bedauerlicherweise erschließt sich zumindest mir regelmäßig der Sinn auch auf gefühlsmäßiger Ebene nicht, sodass ich Boltons Vorgehen eher anstrengend als mitreißend empfinde.

Fazit: Eine unbestimmt düstere Mainstream-Story mit viel Testosteron-Geblubber, eher schwachen, trivialen Charakteren und einem bestenfalls zwiespältigen Artwork. Straub- und Bolton-Fans mag das reichen, eine allgemeine Empfehlung kann ich guten Gewissens nicht aussprechen.