Jan Mayen 2: Der blendende Strahl, Paul Alfred Müller (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Oktober 2011 20:44
Jan Mayen 2
Der blendende Strahl
Paul Alfred Müller
(Hefte 11–20 mit 12 Abb.)
Verlag Dieter von Reeken, 2011, Paperback, 314 Seiten, 22,50 EUR, ISBN 978-3-940679-43-7
Von Carsten Kuhr
Im zweiten Sammelband der auf insgesamt 12 Bücher ausgelegten Neuausgabe der legendären „Jan Mayen“-Heftserie erwarten den Leser 10 Romane aus der Feder Paul Alfred Müllers, die zeigen, wie abwechslungsreich der Autor zu fabulieren wusste.
Erinnern wir uns zurück: im ersten Buch lernten wir unseren Helden kennen, dessen ihm unbekannter Vater vorhat, das ewige Eis Grönlands mittels einer künstlichen Sonne zu schmelzen und das so gewonnene Grünland zu besiedeln.
Jan Mayen ist weiterhin auf der Suche nach seinem Erbe, und Aufklärung über seinen Vater. Die Handlung setzt unmittelbar an den zehnten Heftroman an. Im eisigen Norden Kanadas stößt Mayen auf einen künstlichen Sonnenstrahl, ein hochtechnisiertes Haus und einen mysteriösen Flugapparat, die aus dem Umfeld seines Vaters stammen. Sein Versuch, Näheres zu erfahren, wird von seinem Begleiter Don Raffael vereitelt. In einem seltenen Emotionsausbruch kommt es zum Bruch zwischen Don Raffael und Jan Mayen. Unser Held bemächtigt sich des Flugzeuges ohne Flügel und macht mit diesem einen Ausflug nach San Francisco. Hier muss er schmerzhaft erkennen, dass die Welt und er selbst noch nicht reif sind für die Erfindungen seines Vaters. Mit Gewalt versucht man ihm die Erfindung seines Vaters abzunehmen. Seine Naivität und Unbeherrschtheit zeigen uns einen noch jungen impulsiven Mann, der Fehler macht und diese dann bitter bereuen muss.
Die folgenden beiden Titel warten mit einer lupenreine Westernhandlung auf. Jan Mayen beweist in einem Shootout, dass er schneller ziehen kann als einer der Revolverhelden und ganz nebenbei legt er einer Bande von Viehdieben das Handwerk.
In den nächsten beiden Heften wird unser Held jeweils entführt. Im ersten Text greift der Autor die inzwischen längst überholte Welteislehre in einer spannenden Handlung auf, in der ein exzentrischer Millionär eine neue Besatzung für seine eigene Arche Noah sucht, danach entführt Müller uns nach Indien. In einem Haus der tausend Zimmer kommt Mayen einer geplanten Revolution gegen die englische Kolonialmacht auf die Spur.
Gefolgt wird dieser exotische Ausflug von einem Ausflug nach Teheran. Hier werden Mayen und seine beiden ständigen Begleiter in einen Diebstahl verwickelt und helfen den dreisten Raub der Diamantensonne des Pfauenthrons aufzuklären.
Anschließend geht es zunächst zurück nach Amsterdam. Hier kommt Jan Mayen nicht nur in den Besitz einer aus verdichteten Atomen bestehenden Kugel, sondern trifft auch erstmals direkt auf einen der Konkurrenten seines Vaters. Als dieser Jans Liebste, Ursula van Tiel, entführt und nach Venezuela entführt, ist die Explosion der Kugel, die halb Amsterdam in Schutt und Asche hätte legen können, nur noch Nebensache. Es geht um die Befreiung Ursuals...
Wie nicht anders zu erwarten, präsentiert uns PAM die ganze Breite des klassischen Unterhaltungsromans. Neben den gewohnten Krimi- und Westernplots, den vielen Entführungen, hält dieser Band aber auch markante technisch-utopische Ideen für seine Leser bereit. Natürlich hat die Wirklichkeit Vieles zwischenzeitlich überholt, dennoch lesen sich die präsentierten Ideen, so man sich als Leser auf diese einlässt, nach wie vor interessant und kurzweilig. Immer wieder greift der Autor dabei auf klassische Vorbilder zurück, streut aber auch neue, eigene Ideen ein. Dabei entwickeln sich seine Charaktere kaum weiter, agieren sie ihrer Rolle entsprechend stereotyp. Demgegenüber bilden die farbenprächtigen Handlungsorte eine faszinierende Kulisse, vor der unsere Helden, wenn auch immer wieder austauschbar und konstruiert, agieren.
Überraschend war für mich, wie frisch sich die Romane nach wie vor lesen. Natürlich sind die Handlungsabläufe schematisiert, die Charaktere stereotyp und der jeweilige Ausgang vorhersehbar. Aber, und dies ist ein großes aber, die Hefte lesen sich auch nach rund 80 Jahren noch spannend und faszinierend. Immer wieder verblüfft PAM seine Leser dabei mit interessanten Einfällen, verfolgen wir mit, wie sich unser Held gegen seine mannigfaltigen Gegner durchsetzt. Dabei wartet der Autor mit der ganzen Bandbreite des klassischen Unterhaltungsromans auf, reicht die Palette vom Western über Krimi bis zum utopisch-phantastischen Abenteuer. Das ist nostalgisch – gerade was die Kulissen betrifft –, gleichzeitig aber auch farbenprächtig und allzeit spannend.
Verleger und literarische Nachlassverwalter Müllers haben wiederum ein informatives Vorwort beigesteuert, die Cover der Heftserie fanden ebenfalls wieder Aufnahme im Buch, sodass alte wie neue Fans Müllers auf ihre Kosten kommen.