Gail Carriger: Entflammte Nacht (Buch)

Gail Carriger
Entflammte Nacht
Lady Alexia Maccon 3
(Blameless)
Aus dem amerikanischen Englisch von Anita Nirschl
Titelillustration von Max Meinzold
Blanvalet, 2011, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 414 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-442-37651-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Lady Alexia Maccon leidet. Und wer die etwas fülligere, resolute viktorianische Lady kennt, der ahnt, dass dies ein Zustand ist, der die Welt beschäftigt. Nicht nur, dass sie ihren Gatten, immerhin Anführer des Londoner Werwolfrudels, wegen vermeintlicher Untreue verstoßen hat, ihre Eltern und Stiefschwestern sie vor das Haus gesetzt haben und ihr Freund, der Vampir-Lord Akeldama unauffindbar ist, es wurde auch noch ein Todesbefehl von den Vampiren ausgegeben.

Und das alles bloß, weil ihr Ungemach, wie sie ihr werdendes Kind im Bauch nennt, eigentlich nicht existieren dürfte. Ein untoter Werwolf kann keine Kinder zeugen – so zumindest die gängige Überzeugung. Auf der Suche nach Erkenntnissen, wie sie trotzdem schwanger werden konnte, flieht sie mit ihrer Freundin, der französischen Erfindern Madame Lefoux, nach Italien. Hier, im Land Pius des IX und seiner streitbaren Templer, die sich den Kampf gegen alles Widernatürliche auf ihre Fahnen geschrieben haben, erhofft sie sich Aufklärung und Beweise, dass ihre Schwangerschaft möglich ist. Und was findet sie bei den Templern? finstere römische Verliese, einen verrückten deutschen Wissenschaftler, der sie aufschneiden will, und einen Hinweis auf einen Seelenstehler…

Im großen Kanon der Urban-Fantasy-Serien nimmt diese in einem viktorianischen England angesiedelte Reihe eine Sonderstellung ein. Neben dem mittlerweile gewohnten Auftreten von Vampirsippen und Werwolfrudeln gesellen sich verrückte Forscher, Gespenster und Steampunk-Maschinen hinzu. Das wirkt, gerade weil es in der für uns beschaulich wirkenden Vergangenheit angesiedelt ist, anheimelnd und gleichzeitig, auch wegen der Einbindung der damals üblichen gesellschaftlichen Konventionen, interessant. Dabei gelingt es der Autorin nicht nur ihre Protagonistin, sondern auch die Nebenfiguren mit Leben zu füllen. Zwar sind die geschilderten Abenteuer nicht immer in sich logisch, dafür aber umso unterhaltsamer und abwechslungsreicher aufgebaut.

Geschickt enthüllt Carriger immer mehr von ihrer Welt, lüftet nach und nach das Geheimnis um den Vater unserer wackeren Heldin, um ihre Abstammung und ihre besondere Gabe, mit der sie alle Übernatürliche deren Kräfte berauben kann. Dabei liest sich der Roman erneut wie eine sehr gelungene Mischung aus Soap Opera mit all ihren Verwicklungen, Geheimnissen und Streitereien und spannenden Verschwörungsthriller, besticht durch den die Handlung begleitenden Humor und die Selbstironie der Protagonistin. Das liest sich sehr angenehm und lustig auf einen Rutsch durch, bietet immer wieder neue, überraschende Wendungen und Entwicklungen und unterhält, ohne großen Tiefgang, spritzig und kurzweilig.