Der Verbannte 1: Die Last unserer Siege (Comic)

Henscher
Die Last unserer Siege
Der Verbannte 1
(Le Banni 1 – Le Poids de nos Victoires, 2010)
Aus dem Französischen von Martin Budde
Titelillustration und Zeichnungen von Tarumbana
Ehapa, 2010, Hardcover, 48 Seiten plus 8 Seiten Artwork Gallery, 13,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3417-6

Von Britta van den Boom

Die Zeiten, da Alester der Kühne mit seiner Söldnertruppe, den Wolfsbrüdern, die Länder des Reiches einte und gegen alle Widerstände ein einziges Königreich erschuf, in dem Recht und Frieden herrschten, sind lange vorbei. Der König und seine Gefährten sind alt geworden, die Freundschaftsbande zerbrochen. Krank und im Sterben ruft Alester seinen tapfersten Streiter von damals zu sich, den unbeugsamen Hektor, der in Ungnade gefallen und verbannt worden war. Denn das Land braucht einen Erben, und nur die alten Männer wissen, dass es einen rechtmäßigen Nachfolger gibt, während andere Mächte, voller Rachedurst und Ehrgeiz, bereits ihre Hände nach der Krone ausstrecken.

Die Grundgeschichte klingt sehr klassisch und ist anfangs etwas verwirrend, doch gelingt es Henscher bald, ein kompaktes, spannendes Szenario zu entwerfen. Der Ansatz, die Helden jenseits ihrer Blüte zu zeigen, als alte Männer, die den Preis für ihre Siege gezahlt haben und doch keine Ruhe finden können, wenn sie das Errungene schützen und halten wollen, ist ungewöhnlich und gut dargestellt. Die Figuren schaffen es bereits im ersten Band, mehr als reine Scherenschnitte zu sein, und die verschiedenen Erzählfäden wachsen rasch und spannend zusammen. Henscher vermag es, auf den knapp 50 Seiten sowohl die Vergangenheit seiner Figuren zu beleuchten als auch viel Handlung in der Gegenwart darzustellen.

Die oft nahezu monochromen, stilsicheren und wie Gemälde wirkenden Zeichnungen von Tarumbana fangen die Stimmung der Geschichte perfekt ein. Auch wenn es keinen Mangel an etwas zu klassischen und durchaus brutalen Kampfszenen gibt – bei einer Erzählung über heldenhafte Krieger letztlich zu erwarten –, so werden diese durch stimmungsvolle, ja, auch gefühlvolle Szenen sehr gut ergänzt. Die naturalistische Darstellung der Protagonisten ist überzeugend; weder gibt es perspektivische Schwächen noch auffällig sich wiederholende Posen oder Ausdrücke, was Tarumbanas Personen überaus angenehm macht. Die reduzierten Hintergründe lassen Raum für die Charaktere, einige größere, wenngleich nie seitenfüllende Panoramabilder gleichen dieses Phänomen der ‚leeren Räume‘ wieder aus.

Die Erzählweise ist flüssig und dynamisch, die Geschichte spannend und macht, da sie mit einem Cliffhanger endet, neugierig auf die nächsten Bände dieser Serie. Wer ist der Erbe, den Alester und Hektor zu schützen versuchen? Welchen Preis zahlen sie noch für die Eroberung des Heiligtums der Ephysia in ihrer Jugend? Wird es ihnen gelingen, den Thron zurückzuerhalten?

Die Aufmachung des Hardcovers aus dem Ehapa Verlag lässt nichts zu wünschen übrig. Das Cover mit einem schön gemachten Glanzelement zeigt zwar eine Szene, die in der Geschichte gar nicht vorkommt und demnach in die Irre führt, doch fällt das nicht weiter ins Gewicht. Druck, Papier und Farben sind sehr gut. An die Geschichte selber schließen sich noch sieben Seiten mit einer (unkommentierten) Art-Gallery an, die – als Skizzen und ausgearbeitete Farbbilder – Personen und Orte aus dem Comic zeigt.