Finsternis 2: Tifenn (Comic)

Finsternis 2
Tifenn
(Ténèbres: Tifenn)
Text: Christophe Bec
Zeichnungen: Iko
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-201-3

Von Frank Drehmel

Der geheimnisvolle Jäger, der König Kigrad seine Unterstützung in dem mehr als ein Jahrhundert andauernden Kampf gegen die fliegenden Drachenwesen angedient hat, findet bei seinem ersten Versuch, die Widersacher vernichtend zu schlagen, selbst fast den Tod.

Indes müssen der kleine Ioen und seine Zieheltern ihr Dorf verlassen, da ein Angriff des geflügelten Feindes kurz bevorsteht. Als während der Flucht die Mutter von einem der Drachen vor den Augen des Kindes zerrissen wird, wird der Hass auf die fremdartigen Wesen zur bestimmenden Antriebsfeder im Leben des Jungen. Daher zögert Ioen keinen Moment, sich gegen den Willen des Vaters einem Tross vorbeiziehender Gladiatoren und Schausteller anzuschließen, dessen Herrn der Junge während des Turniers in der Hauptstadt des Königreichs ob seiner übermenschlichen Kunst im Umgang mit der Speerschleuder aufgefallen ist.

Einige Jahre später: Ioen von Nuruu ist zu einem stattlichen Mann herangewachsen, der nicht nur zum Publikumsliebling in der Arena avancierte, sondern der auch in einem Mitstreiter – Torüd – einen treuen Freund gefunden hat. Eines Tages erfährt der blonde Gladiator zufällig in einer Taverne, dass die im Land des Feuers gelegene Zitadelle König Kigrads regelmäßig von Hunderten der Drachenkreaturen heimgesucht wird, und dass der Herrscher angesichts der Bedrohung und wegen der Aussichtslosigkeit der Situation der Verzweiflung und Resignation anheim gefallen ist. Ioen sieht die Zeit der Rache – seiner Rache – gekommen: in Begleitung Torüds bricht er zur Feste des Königs auf, wobei er auf dem düsteren Weg dorthin zum ersten Mal mit seinem eigenen nichtmenschlichen Erbe in Berührung kommt.

Schaut man sich Christophe Becs aktuelle Splitter-Alben in toto an, so wird unterm Strich eines deutlich: trotz seiner Umtriebigkeit gehört der Autor nicht zu den Szenaristen, die durch Originalität punkten, sondern eher zu denen, die landläufig bekannte Motive und Elemente lediglich neu zusammenbasteln. Die eklektische Arbeitsweise ist manchmal von Erfolg gekrönt, wie in den Serien „Heiligtum“, „Bunker“ oder – mit Abstrichen – „Prometheus“, da auch alter Wein in neuen Schläuchen manchmal spannend sein kann, oft genug aber geht es wie in „Carthago“, „Carthago Adventures“ oder – bedauerlicherweise – auch in „Finsternis“ gründlich in die Hose.

Wie schon im ersten Album sind die inhaltlich augenfälligsten Merkmale auch dieses zweiten Bandes die Vorhersehbarkeit der trivialen Handlung und die simplen, stereotypen Figuren; ein winziges Quäntchen an Spannung erwächst lediglich aus dem Gebrabbel einer alten Seherin, während alles andere Fantasy-Kost zum Diät-Halten darstellt. Wäre nicht das gefällige Artwork, das einen über die zahlreichen ermüdenden, banalen und belanglosen Passagen gleichsam hinweg trägt, wäre das Album gänzlich ungenießbar.

Nach wie vor ist aber auch Ikos und Digikores künstlerischer Beitrag von Ambivalenz gekennzeichnet. Technisch fast perfekt, mit plastischen Figuren, tiefen, detailreichen Bildern, beeindruckenden Perspektiven und den düsteren Farben scheint es nicht nur stilistisch nach wie vor eher aus dem amerikanischen Grim-n-gritty-Mainstream zu stammen, denn aus franko-belgischer Zeichentradition, sondern kommt auch unterm Strich aufgrund des Fehlens einer signifikanten künstlerischen Handschrift etwas beliebig und glatt daher.

Fazit: Wie schon fürs erste Album, „Ioen“, gilt auch für „Tifenn“: eine unerfreulich schwache Story, die durch ein pompöses Artwork gerade noch kaschiert wird.