Smoke City 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 08. August 2011 18:59
Smoke City 1
(Smoke City: Tome 1)
Text: Benjamin Carré & Mathieu Mariolle
Zeichnungen & Farben: Benjamin Carré
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-289-1
Von Frank Drehmel
Cole Valentine fristet in Smoke City, einem düsteren, dreckigen Moloch von Stadt, ein trostloses Dasein, lebt in einem schäbigen Appartement und ertränkt in den Bars und Kaschemmen der Umgebung die Tristesse mit Alkohol.
Eines Tages taucht an einem dieser Ort des Vergessens Carmen auf, eine laszive, rothaarige Schönheit, die Cole und seine Freunde vor sechs Jahren nach einem gemeinsamen Coup verraten hatte. Im Auftrag des sinistren, dubiosen Mr. Law soll sie nun das Team von damals zusammentrommeln, um eine Aktion durchzuziehen, zu der nur diese verwegenen Sechs in der Lage sein sollen.
Naturgemäß hält sich die Begeisterung für diesen Auftrag ob der schlechten Erfahrungen der Vergangenheit bei einigen Team-Mitgliedern in Grenzen, während andere aktuell schlichtweg außerstande sind, der Einladung zu folgen. Und so ist lediglich Moe, der Überwachungsspezialist, für die neuerliche Zusammenarbeit Feuer und Flamme. Um Cole zu überzeugen bedarf es schon einer handfesten Intrige Mr. Laws, die dem Renitenten letztlich keine Wahl lässt. Franklin Valentine, der psycho- und soziopathische Vater Coles, hingegen ist in einer Irrenanstalt weggesperrt, während Harper, der Nahkampfspezialist, im Knast auf seine kurz bevorstehende Entlassung wartet. Trotz aller Fährnisse gelingt es Carmen dennoch, diese „Jungs“ zu vereinen; lediglich der alte Hideaki hat sich endgültig zur Ruhe gesetzt, ist mit keinem Mittel von einem weiteren Coup zu überzeugen, bietet dem Team aber immerhin mit seiner nahkampferprobten Schülerin Miyako einen adäquaten Ersatz.
Als die Sechs schließlich vor Mr. Law stehen, erfahren sie Details seines Plans: sie sollen ein kostbares Artefakt, eine Mumie, stehlen, um so einen Versicherungsbetrug zu initiieren. Da ihm nunmehr keine Wahl bleibt, willigt das Team ein, nicht ahnend, dass hinter der Mumie mehr steckt, als Mr. Law ihnen erzählte, und dass einer von ihnen ein Verräter ist.
Im vorliegenden ersten „Smoke City“-Album präsentieren uns Benjamin Carré und Mathieu Mariolle eine geradezu klassische Heist-Story mit ausgeprägtem Crime-Noir- und etwas weniger starkem Hardboiled-Feeling. Anstatt sich in Action und Gewalt zu ergehen, setzten die Autoren sowohl auf eine vergleichsweise umfangreiche Einführung der Figuren, als auch auf eine ruhige, detaillierte Ausarbeitung der Umstände des Coups, sodass die Dramaturgie insgesamt deutlich cineastisch wirkt und auch in ihrem vorsichtigen Umgang mit Gewalt an Heist-Filme wie beispielsweise „Heist – Der letzte Coup“ oder „The Score“ erinnert. Das behutsame Einführen der Charaktere und das stimmungsvolle Ambiente können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Schwäche der Geschichte in der dürftigen Motivationslage der Protagonisten liegt, dass es letztlich unklar oder unplausibel bleibt, warum sie alle der Einladung Carmens folgen und/oder sich relativ widerstandslos in die Dienste Mr. Laws stellen.
Regelrecht fesselnd kommt das malerische, in der Koloration düster-trübe Artwork Carrés daher, das einen stimmungsvollen und stimmigen visuellen Rahmen bildet. Während der Künstler in der Darstellung der Architektur einem hochrealistischen Ansatz folgt, dem mehr als einmal Fotos zugrunde gelegen haben dürften und mit wagemutigen, kunstvollen Perspektiven und Ausblicken beeindruckt, wirken die Figuren selbst fast schon stilisiert und grob, was allerdings ihrer Ausdruckskraft und ihrem Charisma keinerlei Abbruch tut.
Fazit: Ein künstlerisch wie inhaltlich stimmungsvoller, ruhiger Beginn einer klassischen Heist-Story, die sowohl durch ihr atmosphärisch intensives Artwork sowie die exzellent eingeführten Charaktere voll und ganz überzeugt.