Carthago Adventure 1: Bluff Creek (Comic)

Carthago Adventure 1
Bluff Creek
(Carthago Adventures: Bluff Creek)
Text: Christophe Bec
Zeichnungen: Jaouen Salaün
Übersetzung: Resel Rebiersch
Splitter, 2011, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-199-3

Von Frank Drehmel

Wolfgang Feininger, der „Hundertjährige aus den Karpaten“, war schon im Winter des Jahres 1924, als er in den Wäldern Oregons eine Begegnung mit einer Gruppe hünenhafter, behaarter Humanoiden knapp überlebte, ein alter Mann.

Rund 60 Jahre später, 1985, zieht es den Greis aus seinem Domizil „Vatra Dornei“ erneut in Uncle Sams Reich. Zusammen mit dem Jäger London Donovan, Professor Richardson und einem kleinen Team aus Abenteurern will der Alte in den Bergen Nordkaliforniens einen Sasquatch jagen, dessen Existenz vom US-Militär vertuscht worden sein soll. Mit ihrer einheimischen indianischen Führerin, Luyana, macht sich die Expedition auf in das unwegsame Terrain und findet schon bald, nachdem sie am Bluff Creek ein Basis-Lager aufgeschlagen haben, erste verdächtige Spuren.

Während Richardson vom Lager aus seine Forschungen vorantreiben will, begeben sich Feininger, Donovan, Luyana sowie zwei weitere Männer tiefer in eine Wildnis, die kurz darauf ein erstes Opfer fordert. Dennoch treibt die Suche drei von ihnen weiter, führt sie zu einer seltsamen Begräbnisstätte und lässt sie schließlich kurz über der Schneegrenze auf eines der nichtmenschlichen Wesen treffen. Für die im Basis-Lager Zurückgebliebenen hat zu diesem Zeitpunkt der Kampf ums nackte Überleben schon längst begonnen.

Waren die ersten beiden Alben von Cristophe Becs Serie „Carthago“ – freundlich ausgedrückt – so aufregend wie das Beobachten des Schonwaschgangs bei einem Top-Lader, so erreicht „Carthago Adventure“ immerhin Front-Lader-Qualitäten. Zwar ist die Story auch in dieser Spin-Off-Reihe, der nach der „Carthago“-Erfahrung mutmaßlich niemand ernsthaft entgegengefiebert haben dürfte und deren bloße Existenz zweifellos das größte Mysterium in diesem Kontext darstellt, gewohnt unoriginell und vorhersehbar, ist die Handlung eine Ansammlung von Verschwörungs-Soap, Ethno-Ramsch und unplausiblen kryptozoologischen Dünnbrettbohrer-Weisheiten, sind die Figuren platt, eindimensional und irrational bis hin zur Lächerlichkeit, jedoch ist das Artwork Salaüns deutlich gefälliger als Henninots dokumentarisch-zeichnerischer Ansatz. Obgleich sich auch Salaün um hochrealistische Darstellungen bemüht, wirkt sein malerischer Stil vergleichsweise lebendig, wobei die pittoresken, idyllischen Landschaften allerdings ein ums andere Mal ob ihrer Zuckersüße wie Propaganda-Bilder aus einschlägigen Prospekten der Zeugen Jehovas wirken.

Leider kann aber auch das akzeptabel Artwork nicht die Fragen beantworten, was die Handlung mit dem Carthago-Konzern zu tun hat und warum sich der Autor ausgerechnet den Hundertjährigen und seinen Handlanger als Hauptprotagonisten herausgepickt hat, wo er doch offenkundig nichts Erhellendes oder Weiterführendes über sie zu erzählen weiß.

Fazit: Zwar kann Salaüns gefälliges Artwork die vorhersehbare, unoriginelle Nullachtfünfzehn-Story nicht auffangen, jedoch stimmt es den Leser immerhin etwas versöhnlicher. Wer auf kryptozoologischen Verschwörungsquark steht oder wem bunte Bilder reichen, der sollte gegebenenfalls einen vorsichtigen Blick riskieren.