Die Geister von Troy 1: Albumen, der Geist (Comic)

Die Geister von Troy 1
Albumen, der Geist
(Nuit Safran: Albumen l´Éthéré)
Text: Christophe Arleston & Melanÿn
Zeichnungen: Hérenguel
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-291-4

Von Frank Drehmel

In der Baronie derer von und zu Nachtschatten pflegt man, wie auf Troy nicht nur zu jener Zeit üblich, mit viel Liebe fürs Kriegshandwerk den Streit mit den angrenzenden Nachbarn, Blassfels und Bitterburg.

Baron Nachtschatten selbst ist mit vier sehr unterschiedlichen Kindern gesegnet, von denen ihm drei viel Freude bereiten: der kleine, zehnjährige Mücke, die etwas ältere, agile und quirlige Libelle sowie der Älteste der Bagage, der gutmütige Hüne Hummel. Lediglich der zweitgeborene Sprössling, Zecke, bereitet seinem alten Herren aufgrund seines intriganten Wesens einiges Ungemach. Als eines Tages während eines festlichen Turniers Hummel so schwerverletzt wird, dass er sich fortan als geistig derangierter Trottel durchs Leben schlagen muss, sieht Zecke seine Stunde gekommen. Er vergiftet den Vater und dient sich seinem debilen Bruder, dem die Thronnachfolge gebührt, als Ratgeber an; zeitgleich vertieft er seine bestehenden verräterischen Kontakte in die verfeindeten Reiche.

Die Einzigen, die seine Pläne durchkreuzen könnten, sind Libelle, ihr schmachtender Verehrer Lord Tristan sowie der alte Ratgeber ihres Vaters, denn der Baron hat auf dem Sterbebett seiner Tochter ein Pergament vermacht, in dem die Schuld Zeckes an seinem Tod und der Verrat an die Hohen Herren von Blassfels dokumentiert sind.

Kaum, dass der Alte das Zeitliche gesegnet hat, versucht Zecke seiner Schwester das Dokument zu entwenden, wobei es zufällig durch einen Spalt im Boden zwischen den Fundamenten der Burg Nachtschatten verschwindet. Das ist zwar aus Zeckes Sicht besser als gar nichts, denn zunächst ist das Schriftstück im Untergrund leidlich sicher, aber dennoch muss er es in seine Finger kriegen, will er seine Vorhaben von Erfolg krönen lassen.

Eines Nachts passiert jedoch etwas, dass Zeckes schönes Intrigen-Kartenhaus zum Einsturz bringen könnte: der kleine Mücke öffnet unbewusst im Schlaf das Tor in eine Geisterwelt und lässt Albumen von Nachtschatten, einen entfernten Vorfahren, manifestieren. Dieser gutmütige Geist ist zwar nicht sonderlich amüsiert über Zeckes Pläne, verschwindet jedoch wieder, bevor er irgendetwas ausrichten kann. Als dann in einer der nächsten Nächte eine ganze Heerschar unterschiedlichster Geister auf Burg Nachtschatten auftaucht, ist das Chaos perfekt, zumal sich die ätherischen Wesen untereinander nicht unbedingt grün sind.

Arleston und Melanÿn spinnen in „Die Geister von Troy“ eine leichte, humorvolle Geschichte, die sowohl von den skurrilen Figuren, welche allesamt leicht überzeichnet wirken – was sich unter anderem an deren Namen festmachen lässt –, als auch den spritzigen Texten und Dialogen lebt und eine rasante Mischung aus Action und slapstickhafter Situationskomik bietet.

Das Artwork Hérenguels, der Comic-Lesern spätestens seit seiner grandiosen zweibändigen Comic-Schöpfung „Silbermond über Providence“ (dt. bei Splitter), für die er als Autor und Künstler verantwortlich zeichnete, ein Begriff sein sollte, spiegelt mit seinem leichten Strich, den markanten, funnyhaft überzeichneten Figuren und Mimiken perfekt den humorigen, leichten Grundton der Geschichte wieder.

Fazit: Eine rasante, urkomische Fantasy-Geschichte voller Wortwitz und Situationskomik, die von Hérenguel in stimmige, gefällige Bilder gebannt wurde.