Rose Garver: Fessel mich - Nimm mich (Buch)

Rose Garver
Fessel mich - Nimm mich
Blue Panther Books, 2023, Taschenbuch, 166 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Nachdem die Autorin unter dem Pseudonym Lisa May bei Blue Panther Books drei Kurzgeschichten veröffentlichen konnte, legte sie als Rose Garver die Romane „Ich will dein sein“, „Benutz mich, stille deine Lust“ und „Fessel mich - Nimm mich“ vor. In letzterem lässt sie durch vage Krimi-Elemente erahnen, dass sie auch dem Spannungsgenre zugetan ist. Außerdem weisen die Beschreibungen von Location (Portugal) und Lebensart auf Vorort-Kenntnisse (ihre Wahlheimat ist Spanien) hin.


Weil ihre Freundin Tara nach einem Streit spurlos verschwunden ist, lässt sich Maria von der gemeinsamen Clique überreden, der einzigen Spur zu folgen, die vielleicht Aufschluss über den Verbleib der Vermissten geben könnte. Auf Model gestylt, nimmt sie die Einladung des mysteriösen José an und fliegt nach Porto. Obwohl sie sich gar nicht wohl in ihrer neuen Haut fühlt, will sie sich als Camilla - ihr zweiter Name zum Gedenken an ihre lebenslustige Tante - der Herausforderung stellen und Tara retten, sollte sie entführt worden sein.

Schnell merkt Camilla, dass José und Nuno, die beiden äußerst attraktiven Fotografen, ihren Fragen ausweichen. Auch das zweite Model, Anna, die ebenfalls in einem Gästezimmer des Studios wohnt, hüllt sich in Schweigen. Überdies hat Camilla bald alle Hände voll zu tun, um sich der Avancen der Männer zu erwehren und an ihren persönlichen Grenzen festzuhalten: Während José vorzugsweise Shibari-Fotos anfertigt und den Reiz der japanischen Fesselkunst genießt, macht Nuno keinen Hehl daraus, dass er ein Dom ist und erwartet, dass sich ihm seine BDSM-Models unterwerfen.

Dann überschlagen sich auch schon die Ereignisse. Camilla findet Tara und ist entsetzt angesichts ihres Zustands und dem, was sie verlangt. Obendrein rast Anna vor Eifersucht und treibt nicht bloß einen Keil zwischen Maria (!) und José, sondern bewegt Camilla (!) zu einer Handlung, die sie unter anderen Umständen kaum erwogen hätte und hinterher bitter bereut. Da sie alles kaputt gemacht hat, beschließt Maria, nach Deutschland zurückzukehren und somit auch Taras schwer nachvollziehbarem Wunsch zu entsprechen.


Als Erstes fällt angenehm auf, dass „Fessel mich - Nimm mich“ über eine richtige, wenngleich simpel gestrickte Handlung verfügt. Es gibt durch Taras Verschwinden einen Grund, der die eher introvertierte Maria veranlasst, ihren Urlaub zu nutzen und in die Rolle der selbstbewussten Camilla zu schlüpfen, um an einem traumhaften Ort nach der Vermissten zu forschen und gleichzeitig neue Seiten an sich selbst zu entdecken.

Dass sie sich außerdem verliebt, ist erwartbarer Stoff von nahezu jedem (romantisch-erotischen) Roman, der in erster Linie an Leserinnen adressiert ist.

Maria verwandelt sich vom hässlichen Entlein in den schönen Schwan Camilla respektive vom seriösen Dr. Jekyll in den unberechenbaren Mr. Hyde und verdreht sogleich zwei anziehenden Männern den Kopf. Zwar ahnt vor allem José, dass das neue Model einige Geheimnisse hütet, doch hält das die Fotografen nicht davon ab, mit Camilla zu arbeiten beziehungsweise arbeiten zu wollen. Während Nuno einerseits zu fordernd ist, jedoch überraschend fürsorglich sein kann, und seine Bilder, die durchaus ihren Reiz haben, in Camillas Augen das gewisse Etwas vermissen lassen, erliegt Maria rasch der Faszination der anspruchsvollen Fesselung und dem bedingungslosen sich Fallenlassen, die Josés Werke ausstrahlen.

Um der Leserschaft die Spannung zu erhalten, soll an dieser Stelle nicht mehr verraten werden. Was wird im Studio gespielt? Erobert Nuno oder José Camilla/Maria? Gibt es für die jungen Frauen, die sich auf ein Abenteuer eingelassen haben, das ihnen alles abverlangt, ein Happy End?

Die erotischen Szenen sind wohldosiert in die Handlung eingeflochten. Nicht zu viel, nicht zu wenig, auch in der Wortwahl nicht zu derb.

Rose Garver schreibt stilsicher und unterhaltsam, sodass man den Roman auf einen Rutsch durchliest. Er wird vor allem einem Publikum Spaß bereiten, das Wert auf sympathische Charaktere und einen interessanten Plot legt, der mit einigen scharfen Sahnehäubchen garniert ist.