Robin Hettich: Wen immer es trifft (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. April 2025 08:57

Robin Hettich
Wen immer es trifft
2024, Paperback, 542 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Robin Hettler arbeitet in einem Krankenhaus. Vielleicht hat ihn auch das ein wenig zu seinem Thriller inspiriert, der einen einfachen Unfall in einen wahren Höllentrip für den Betroffenen verwandelt. Denn „Wen immer es trifft“ ist weitaus mehr als nur ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände.
Eigentlich soll Tobias nur einen Toten auf einen neuen Friedhof in Österreich überführen, etwas, wozu er eigentlich keine Lust hat. Auf den langweiligen Trip nimmt er seinen besten Kumpel Sven mit. Doch dann passiert etwas, mit dem er nicht gerechnet hat.
Mark ist ein frustrierter Junge, der aus Liebeskummer ausrastet. Er lässt seine Wut nicht nur an Tieren aus, sondern begibt sich auch noch mit einem Stein auf eine Brücke… und das Unheil ist nicht mehr aufzuhalten.
Damit die Leser die Figuren gut kennenlernen, nimmt sich der Autor erst einmal die Zeit, vor allem Tobias und Mark vorzustellen. Ersterer ist relativ frustriert, weil er sein Leben nicht wirklich als Nachfolger seines Vaters sieht und irgendwie auch mit Frust zu kämpfen hat, da seine Freundin wohl nichts mehr von ihm wissen will. Allerdings hat er genug Pflichtbewusstsein, um seine Aufgaben zu erfüllen und sich damit abzulenken.
Ganz anders Mark, der als Teenager noch sehr spontan reagiert und einfach das macht, was ihm in den Kopf kommt, dabei einfach seiner Wut auf grausame Weise Raum lässt. Und kaum ist geschehen, was geschehen musste, wird es surreal.
Denn Tobias sitzt leider an einer ungünstigen Stelle fest, kommt nicht aus dem Auto und ist auch noch schwerverletzt. Nach und nach verändert sich seine Wahrnehmung, beginnt er tiefer in eine Welt einzutauchen, mit der er eigentlich nicht mehr in Berührung kommen sollte.
Dabei vermischen sich Wahrheit und Traum, kann er bald nicht mehr unterscheiden, was echt und falsch ist, durchlebt wichtige Stadien seines Lebens noch einmal. Tatsächlich kommen dann auch seine Fehler und die verpassten Möglichkeiten zur Sprache.
Die Geschichte bleibt sehr lebensnah und realistisch, man fühlt mit dem Helden und verfolgt erst einmal interessiert seinen Leidensweg. Der zieht sich leider etwas zu sehr und beginnt im letzten Drittel etwas anzustrengen, obwohl die Spannung hoch genug bleibt, um weiterzulesen - denn man möchte doch irgendwie wissen, ob und wie Tobias überlebt.
„Wen immer es trifft“ mag zwar vordergründig nur sehr wenig reale Handlung haben, schlägt aber durchaus in den Bann, da der Held einen regelrechten Höllentrip durchmacht, bei dem er wie bei einem Psycho-Thriller schon bald nicht mehr zwischen Realität und Wahn unterscheiden kann. Wen der etwas zu lange Mittelteil nicht stört, der kann durchweg seinen Spaß haben.