What Happened to Monday? (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. April 2025 08:54

What Happened to Monday?
USA/GB 2017, Regie: Tommy Wirkola, mit
Noomi Rapace, Glenn Close, Willem Dafoe u.a.
Rezension von Elmar Huber
Im Jahr 2073 steuert die Zahl der Weltbevölkerung gegen 10 Milliarden. Kurzzeitig konnte man der Nahrungsknappheit mit genmanipulierten Lebensmitteln entgegen steuern. Ein unvorhersehbarerer Nebeneffekt des Gen-Foods war der deutliche Anstieg von Mehrlingsgeburten. Als Folge wurde von der Weltregierung die Ein-Kind-Politik eingeführt, die pro Familie nur noch ein Kind erlaubt.
„Illegale“ Kinder werden in Kryoschlaf versetzt, um irgendwann, in einer besseren Welt, wieder aufwachen zu können (de facto: nie mehr).
Karen Settman stirbt bei der Entbindung ihrer Siebenlinge, sodass sich ihr Vater Terrence (Willem Dafoe: „Antichrist“, „John Wick“, „Mord im Orient-Express“) der Mädchen annimmt und offiziell die Geburt nur eines einzigen Kindes zur Anzeige bringt. Zuhause werden die Schwestern (Clara Read), die der Großvater nach den Wochentagen benennt, darauf trainiert, dass niemand außerhalb dieser vier Wände je von ihnen erfahren darf.
Mit dem Eintritt ins Schulalter bekommt jedes Mädchen „seinen“ Wochentag zugewiesen, an dem es die Wohnung als Karen Settman verlassen darf; nach der Rückkehr erfolgt stets die „Abendbesprechung“, in der die Erfahrungen des Tages geteilt werden. Nach dem Tod des Großvaters leben die jungen Frauen (jetzt Noomi Rapace: „Millennium“-Trilogie, „Prometheus“) nach seinen Regeln weiter, offiziell als Bankangestellte unter dem Namen ihrer Mutter. Jede charakterliche Eigenheit, jeder Unterschied in Gestik und Erscheinung muss tagsüber unterdrückt und ausgeglichen werden, um nach Außen als eine einzige Frau auftreten zu können.
Als Monday eines Montags nicht von der Arbeit zurückkehrt, droht das Versteckspiel der Schwestern aufzufliegen. Sie müssen herausfinden, was mit ihrer Schwester geschehen ist und gleichzeitig den Schein aufrechterhalten. Und sie müssen erfahren, dass Monday ihnen nicht immer alles von ihrem Tag erzählt hat.
„What Happened to Monday?“ versetzt den Zuschauer in eine ‚Paul-Verhoeven-Zukunft‘ („Robocop“, „Total Recall“), in der die totalitäre Weltregierung und die allgegenwärtige Ein-Kind-Propaganda die Bevölkerung unter ihrer autoritären Knute hält.
In dieser Welt übt Terrence Settman posthume Wiedergutmachung an seiner Tochter, zu der der Kontakt irgendwann abgebrochen ist, indem er unter rigider Geheimhaltung ihre sieben Töchter, seine Enkeltöchter, großzieht. Eine relativ kleine aber immens wichtige Rolle, in der Willem Dafoe als fürsorglicher Großvater eine stabile emotionale Basis baut, die „What Happened to Monday?“ im weiteren Verlauf komplett trägt und weit über reines Action-Kino hinaushebt.
Er baut ein Geheimversteck in seine Wohnung ein, und verbirgt die Betten so geschickt im Interieur, dass für einen zufälligen Besucher der Eindruck entsteht, dass er hier allein mit einer einzigen Enkelin lebt. Im späteren Verlauf des Films wird die rasante Handlung immer wieder durch Rückblenden in diese Zeit mit dem Großvater geerdet.
Die Geschichte kommt ordentlich in Gang, als Monday eines (Mon)tags nicht nach Hause zurückkehrt, sodass sich am nächsten Tag Tuesday ahnungslos auf den Weg machen muss, um ihren Alltag zu bestreiten und nebenher noch herauszufinden, was mit ihrer Schwester geschehen ist.
Zunächst befürchten die Mädchen natürlich, dass jemand hinter ihr Geheimnis gekommen ist.
Zusätzlichen Antrieb erhält die Story, sobald deutlich wird, dass Monday durchaus ein eigenes, privates Leben und eigennützige Wünsche hatte, von denen ihre Schwestern nichts wussten. So gibt es einige Twists, die auch aus der Unkenntnis der Schwestern resultieren, wem sie vertrauen können und wer ein doppeltes Spiel mit ihnen spielt.
Die jungen Frauen finden sich plötzlich in einem Netz aus Lügen und Verrat wieder und mit einer Menge Verfolger auf den Fersen. Doch verfügt auch jede über ganz eigene Stärken, die sie nun ausspielen können.
Damit ist also reichlich für Action gesorgt, die Regisseur Tommy Wirkola („Hänsel & Gretel: Hexenjäger“) sehr ordentlich in Szene gesetzt hat. Mit „What Happened to Monday?“ empfiehlt sich der Norweger definitiv als Marvel-Regisseur.
Neben der clever und flott inszenierten Story lebt der Film natürlich eindeutig von Noomi Rapaces unfassbar guter Darstellung der sieben Settman-Schwestern, die jede eine ganz eigene Persönlichkeit hat. Da gibt es die kühle Elegante, den Nerd, die Toughe, die Vulgäre und so weiter. Und hier geht das „Chapeau“ auch an die Tricktechnik, denn die Schwestern interagieren wirklich phänomenal miteinander und nicht nur im Schuss-Gegenschuss-Verfahren. „Orphan Black“ (Tatiana Maslany spielt mehr als zwanzig Klone) und "Legend“ (Tom Hardy verkörpert die Brüder Kray) waren hier schon gut, aber „What Happened to Monday?“ ist dahingehend der Hammer.
Nach „The Girl with All the Gifts“ überzeugt Glenn Close hier zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit als ambivalente Antagonistin.
„What Happened to Monday?“ orientiert sich an einigen Klassikern der Kategorie Dark/Social-Fiction und macht daraus einen clever gestrickten und emotional aufgeladenen Action-Thriller. Einer der Überraschungshits des Jahres 2018.