Amber V. Nicole: The Book of Azrael - Götter & Monster 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 19. April 2025 16:56

Amber V. Nicole
The Book of Azrael
Götter & Monster 1
(The Book of Azrael, 2024)
Übersetzung: Hans Link
Blanvalet, 2025, Paperback, 720 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Manchmal braucht es nicht viel, nur die richtige Mundpropaganda in den sozialen Medien, um zu einer Bestseller-Autorin zu werden. Das konnte auch Tierarzthelferin Amber V. Nicole erfahren, deren Auftakt „The Book of Azrael“ gleich durch die Decke ging und so zum Start einer vierteiligen Reihe um „Götter & Monster“ wurde.
Allein um ihre sterbende Schwester zu retten, opferte sich Dianne mehr oder weniger und wurde verwandelt, um fortan als Anführerin der Armeen des schurkischen Unterweltbosses Kaden zu dienen. Seit vielen Jahrhunderten lenkt sie in seinem Sinne Vampire, Monster, Hexen und Gestaltwandler.
Da Kaden seine bisherige Macht nicht mehr ausreicht, er stattdessen die Herrschaft über die Reiche will, schickt er Dianne aus, um ihm eine mächtige Reliquie zu beschaffen. Doch der Gott Samkiel ist nicht nur ein Erzfeind der beiden, sondern auch jemand, der das Herz der skrupellosen Kämpferin zu verändern beginnt.
Und das ist eigentlich auch schon alles, was das über siebenhundert Seite dicke Buch zusammenhält. Denn wer ein interessantes Worldbuilding erwartet, interessante Geheimnisse oder wenigstens ein faszinierendes Magiesystem, der wird bitter enttäuscht, denn die Autorin macht sich keine Mühe, zu erklären, wie die Welt entstanden ist, wie die Magie dort funktioniert, sondern beruft sich mehr oder weniger auf bekannte Klischees, die jeder schon einmal gesehen oder gelesen hat. Auch das Setting ist mehr oder weniger modern, mit all der Technik, die dazu gehört, um die Welt der Schönen und Reichen passend darzustellen.
Nicole konzentriert sich mehr oder weniger auf das Geplänkel der Personen untereinander. Dafür benutzt sie Versatzstücke, die man auch aus vielen Mafia-Romanzen kennt, denn letztendlich besteht die Handlung auch nicht aus sehr viel mehr als den Kampf zweier mächtiger Clans, die sich letztendlich um die beiden Hauptfiguren gruppieren.
Und bis auf Dianne und Liam, die sich nach der ersten Begegnung mehr oder weniger umkreisen, entwickelt eigentlich auch kein anderer Charakter Profil. Sie sind Stichwortgeber und Abziehbilder klassischer Klischee-Rollen, selbst Kaden als Bösewicht erlangt nicht unbedingt eine Dimension, die ihn gefährlich macht.
Auch die Motivation der Figuren ist eher mau, vor allem merkt man nicht unbedingt, dass sowohl Dianne als auch Liam mächtige, uralte Wesen sind, die schon viel an Erfahrung gesammelt haben - sie verhalten sich eher wie die typischen Twens und nutzen ihre Fähigkeiten nur dann, wenn es cool aussieht, nicht aber wenn es nötig wäre.
Action dient in den meisten Fällen nur dazu, das Beziehungsgeplänkel kurz zu unterbrechen oder um ein bisschen Drama einzubringen. Denn den Hauptfiguren passiert nicht wirklich viel - und wenn, dann werden sie ganz schnell schadenfrei wiederhergestellt.
Die Geschichte ist auch noch etwas anderes - durch die vielen Gespräche deutlich in die Länge gezogen, gerade bis zur Mitte des Buches passiert nur wenig.
Letztendlich versteckt sich hinter „The Book of Azrael“ nur eine typische Mafia-Romanze, die durch ein paar aufgesetzte Fantasy-Elemente aufgepeppt wurde und weder durch interessante Charaktere noch eine spannende Handlung aufwarten kann. Die Autorin macht zwar sehr, sehr viele Worte, aber erzählt doch nicht wirklich etwas, was erfahrene Dark-Romantasy-Fans nicht schon längst und vor allem besser umgesetzt, gelesen haben.